Duisburg. Die Washington Post thematisiert die neue China-Strategie am Beispiel Duisburgs. Ein Gesprächspartner berichtet von einem Spionageverdacht.
Duisburg hat es in die Washington Post geschafft. Die renommierte US-amerikanische Tageszeitung erklärt ihrer weltweiten Leserschaft in einem ausführlichen Online-Artikel, warum der Wandel in der Stadt das Umdenken in der deutschen und europäischen China-Politik widerspiegele. Die Autorinnen schreiben: „In Duisburg, wo die Züge in nur zehn Tagen auf dem Landweg durch Russland ankommen, sind die Offiziellen nun bemüht, die Verbindungen zu Peking herunterzuspielen.“ Die Überschrift des Beitrags: „Germany’s ‘China City’ doesn’t want you to call it that anymore” – „Deutschlands ,China City‘ will nicht mehr so genannt werden“.
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In der Analyse geht es um den Kampf um Einfluss in der EU, den sich die USA und China liefern. Und darum, ob und wie Deutschland nach den Erfahrungen mit der russischen Diktatur nun die Wirtschaftsbeziehungen mit der chinesischen Diktatur überdenkt. Die Autorinnen zitieren neben Staatenlenkern, Geheimdiensten und Strategen mehrere Zeugen aus Duisburg, „einer Stadt mit hoher Arbeitslosigkeit und einer Skyline, die von den klobigen Überbleibseln ihrer einstigen Stellung im Herzen der deutschen Industrie geprägt ist“.
„Die öffentliche Meinung hat sich geändert, die politische Meinung hat sich geändert“, sagt etwa Markus Teuber. Er ist der ehrenamtliche China-Beauftragte der Stadt, in der die Hoffnungen auf einen wirtschaftlichen Aufschwung jahrelang mit China und der neuen Seidenstraße verknüpft waren. „Örtliche Offizielle wiesen gerne darauf hin“, so die Post, „dass auf chinesischen Landkarten Duisburg prominenter eingezeichnet war als Berlin oder Paris“. So ist’s auch im Artikel des englischen Guardian aus dem Jahr 2018 noch nachzulesen: „Germany’s ‘China City’: how Duisburg became Xi Jinping’s gateway to Europe“.
Neue China-Strategie: Beendete Kooperationen mit Cosco und Huawei als Beispiele
Als Belege dafür, dass diese „Ära“ vorbei sei, führt der Artikel die ausgelaufene Partnerschaft Duisburgs mit Huawei an (wir berichteten) und den Ausstieg des chinesischen Staatskonzern Cosco aus dem Duisburg Gateway Terminal (DGT) an (wir berichteten).
Den Hafen und Duisport-Chef Markus Bangen haben die Reporterinnen auch besucht. Er habe sich nicht zu den Gründen für den Cosco-Ausstieg äußern wollen, habe aber angedeutet, die Chinesen seien zum Rückzug gedrängt worden.
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Die Stadt habe sich aus Mangel an guten Nachrichten zu sehr auf China konzentriert, erklärte den Journalistinnen Teubers Vorgänger, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Hans Pflug: „Für den Duisburger Hafen kann ich bestätigen: Ja, wir haben einen Fehler gemacht.“
Spionage-Verdacht in Duisburg?
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Auch einen öffentlich unbekannten Vorgang berichtet ein Duisburger Gesprächspartner – allerdings „wegen der Sensibilität des Themas“ anonym: Ihm zufolge sei ein Versuch „angeblicher chinesischer Diplomaten“, sich mit Duisburger „Sicherheitsbeamten“ zu treffen, Anfang 2023 „als besorgniserregend eingestuft“ worden. Der Beamte, besser übersetzt: Offizielle sagte demnach: „Da es Befürchtungen über Spionageversuche gab, fand schließlich kein Treffen statt.“