Duisburg. Fünf Haftbefehle und 502 Durchsuchungen in sieben Ländern: Die Operation Huracán hat einen Schwerpunkt in NRW. Eine Spur führt nach Duisburg.

In Duisburg hat es Durchsuchungen im Rahmen einer großangelegten Ermittlung gegeben: Mehr als 2000 Steuerfahnder, Polizisten und Zollbeamte haben am Dienstag und Mittwoch in sieben Ländern Durchsuchungsbeschlüsse und Haftbefehle in Zusammenhang mit millionenschwerem Mehrwertsteuerbetrugvollstreckt, darunter auch in Duisburg. Es geht um Autoverkauf einer organisierten Verbrecherbande in großem Stil.

Mehrwertsteuerbetrug – Operation Huracán: Zoll bestätigt Durchsuchungen in Duisburg

Operation Huracán nennt sich die Ermittlung, bei der Zollfahnder am Mittwochmorgen in Duisburg gesichtet wurden. Auf Anfrage bestätigt das Hauptzollamt Duisburg: „Die gesichteten Kräfte des Zolls waren in strafprozessuale Maßnahmen eingebunden, die im Ermittlungskomplex Huracán durchgeführt wurden.“

Einem Duisburger waren Beamte am Recyclinghof Duisburg-Süd aufgefallen, wo sie seinen Angaben zufolge einen Container durchsuchten. Die Wirtschaftsbetriebe Duisburg widersprechen: Eine Durchsuchung auf ihrem Gelände habe es nicht gegeben, beim Hauptzollamt hieß es am Freitag auf erneute Nachfrage, Details zu einzelnen Orten würden nicht herausgegeben. Durchsuchungen fanden demnach in Duisburg aber statt.

Die Operation Huracán heißt nach diesem Lamborghini. Die Ermittlungen führen auch nach Duisburg.
Die Operation Huracán heißt nach diesem Lamborghini. Die Ermittlungen führen auch nach Duisburg. © Regios24 / FUNKE Foto Services | Helge Landmann

Durchsuchungen im Rahmen der Operation Huracán gab es Angaben der Duisburger Polizei zufolge am Mittwochmorgen in verschiedenen Objekten im Duisburger Norden und Süden.

Hintergrund sind Ermittlungen zu organisiertem Mehrwertsteuerbetrug beim internationalen Handel mit mehr als 10.000 Autos, darunter zum Teil Luxusautos – der Name der Ermittlung lautet wie ein Lamborghini-Modell. In Deutschland liegt der Schwerpunkt der Ermittlungen laut Hauptzollamt Essen in NRW. Durchsucht wurde unter anderem ein ehemaliger Hochbunker in Düsseldorf und ein Autohaus in Grevenbroich.

Man habe es mit organisierten, europaweit agierenden Strukturen zu tun, „die sehr eng verflochten sind mit der organisierten Kriminalität, auch im Bereich Mafia“, sagte Sebastian Trautmann von der Europäischen Staatsanwaltschaft (EPPO) am Freitag.

Organisierter Mehrwertsteuerbetrug beim Autohandel: Millionenschaden

Die Masche der Verbrecherbande:

  • Eine in Deutschland ansässige Pufferfirma kaufte Fahrzeuge von einem deutschen Autohändler. Die Firma zahlte den Preis einschließlich Mehrwertsteuer, die sie sich anschließend vom deutschen Staat zurückerstatten ließ.
  • Anschließend verkaufte die Firma die Autos an Scheinfirmen, sogenannte Missing Trader, in Italien und Ungarn. Durch die Mehrwertsteuer-Vorschriften innerhalb der EU mussten die Beschuldigten hinter den Scheinfirmen dabei keine Mehrwertsteuer entrichten, was den Preis für die Endkunden verlockend machte.
  • Die Kunden zahlen die Mehrwertsteuer, aber statt sie in Deutschland abzuführen, behielten die Missing-Trader-Firmen sie als Gewinn ein und verschwanden.

Den Ermittlungen zufolge wurden auf diese Weise mehr als 10.000 Autos verkauft, mit einem Gesamtumsatz von mehr als 225 Millionen Euro in den Jahren 2017 bis 2023. Dabei verursachten die Kriminellen Mehrwertsteuerausfälle von mehr als 38 Millionen Euro. 60 Personen sind verdächtigt, bei dem organisierten Betrug beteiligt gewesen zu sein oder die Hauptverdächtigen unterstützt zu haben.

Fünf Haftbefehle und 502 Durchsuchungsbeschlüsse in sieben Ländern

Letztere wurden am Mittwoch verhaftet. Fünf Haftbefehle vollstreckten die beteiligten Beamten wegen des Verdachts auf Mehrwertsteuerbetrug, Steuerhinterziehung, organisierte Kriminalität, Geldwäsche und Urkundenfälschung. Vier Personen wurden in Deutschland verhaftet, eine weitere in Italien.

Außerdem durchsuchten die Fahnder am Dienstag und Mittwoch 502 Objekte in sieben Ländern. 282 Durchsuchungen gab es in Deutschland, 220 weitere in Italien (92), Portugal (61), den Niederlanden (39), Spanien (14), Belgien (sieben) und Ungarn (sieben). Dabei wurde Bargeld in Höhe von 1,5 Millionen Euro in Taschen und Kartons sichergestellt, außerdem drei Waffen: eine Schreckschusspistole, eine Handfeuerwaffe und ein Butterflymesser. Neben Marihuana und Haschisch fanden die Ermittler auch 22 Ampullen mit Testosteron.

Bei der Operation Huracán wurden auch Vermögenswerte sichergestellt, darunter nach Angaben der Europäischen Staatsanwaltschaft sechs „hochwertige Immobilien in Millionenhöhe“ und 13 Bankguthaben.

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An den Ermittlungen, die seit 2021 liefen, war unter anderem Europol beteiligt, in Deutschland das Finanzamt für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung Münster, das Zollfahndungsamt Essen, die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf und die Zentralstelle des Landes NRW zur Bekämpfung von Umsatzsteuerbetrug (ZEUS NRW).

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Zum genauen Zusammenhang der Durchsuchungen in Duisburg zur Operation Huracán machen die Behörden keine weiteren Angaben. „Zu den einzelnen Städten geben wir keine Informationen heraus“, heißt es aus der Europäischen Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen laufen weiter. mit dpa