Köln. Haftbefehle nach Razzien: EU-weit tätige Kriminelle sollen den Fiskus beim Handel mit mehr als 10.000 Autos um die Mehrwertsteuer betrogen haben.
Fahnder sind am Mittwoch bei einer internationalen Polizeiaktion gegen eine mutmaßliche Bande vorgegangen, die beim Verkauf von Luxusautos im großen Stil Mehrwertsteuerbetrug betrieben haben soll. Die Beute soll sich auf einen hohen Millionenbetrag belaufen.
Es gab 450 Durchsuchungen in Deutschland und sechs weiteren EU-Ländern. Dabei wurden fünf Haftbefehle gegen Hauptverdächtige vollstreckt und viele Luxuswagen sowie Immobilien beschlagnahmt. Das teilten die Europäische Staatsanwaltschaft in Köln und das Zollfahndungsamt Essen mit. Die Gruppe soll beim Handel mit mehr als 10.000 Autos betrogen haben.
Koordinierte Gruppe der organisierten Kriminalität
Die Betrüger - laut den Ermittlern eine in einem riesigen Netzwerk koordinierte Gruppe der organisierten Kriminalität - sollen nach dem Prinzip eines „Karussellgeschäfts“ beziehungsweise „Missing Trader“-Geschäfts vorgegangen sein: Zunächst kaufte eine in Deutschland ansässige, auf dem Papier legale Firma die Autos von einem deutschen Autohändler, um sie ins EU-Ausland zu verkaufen. Die beim Kauf bezahlte Mehrwertsteuer ließ sie sich gemäß der Regularien vom deutschen Staat erstatten.
Anschließend wurden die Autos nach Italien und Ungarn an sogenannte „Missing Trader“-Firmen, die mit zur Bande gehörten, verkauft. Diese verkauften sie dann an Endkunden, die dann die Mehrwertsteuer bezahlten. Anstatt diese in Deutschland abzuführen, behielten die Firmen das Geld aber als Gewinn ein und verschwanden.
225 Millionen Euro Umsatz seit 2017
Am Mittwoch gab es Durchsuchungen in Deutschland, Belgien, Ungarn, Italien, Niederlande, Portugal und Spanien. Die Ermittler schätzen den Umsatz der Verbrecherbande seit 2017 auf 225 Millionen Euro, der Mehrwertsteuerschaden beläuft sich demnach auf mindestens 38 Millionen Euro. Das System habe unlauteren Wettbewerb ermöglicht, da die Autos zu einem niedrigeren Marktpreis verkauft wurden, hieß es in der Mitteilung der Ermittler. dpa/lnw