Duisburg. In einer teils emotionalen Veranstaltung verteidigte die Stadtspitze Pläne für die IMD-Zerschlagung. So soll es mit den Immobilien weitergehen.
Die Stadtspitze wird dem Rat vorschlagen, in seiner Sitzung am 12. Juni (15 Uhr, Mercatorhalle) einen Grundsatzbeschluss zur Zerschlagung des städtischen Immobilienmanagements (IMD) zu fassen. Das haben Oberbürgermeister Sören Link und Stadtdirektor Martin Murrack am Mittwoch in der Infoveranstaltung für die rund 400 Beschäftigten im Citypalais angekündigt.
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Wie es nach einem Ratsbeschluss mit der Verwaltung und Betreuung der Immobilien weitergeht, soll erst anschließend im Detail diskutiert werden. Zunächst gehe es darum, die Belegschaft frühzeitig zu informieren, betonten die Verwaltungsvorstände und die Personalratsvorsitzende Petra Kerkmann in einer teilweise emotional geführten Diskussion. Sie versicherten erneut, was bereits in der Einladung betont worden war: Niemand soll seinen Arbeitsplatz verlieren (wir berichteten). „Wir wollen mit Ihnen allen weiter zusammenarbeiten, werden mit jedem Einzelnen sprechen“, sagte Sören Link.
Gebag, DVV und Wirtschaftsbetriebe Duisburg könnten Teile der Immobilien übernehmen
OB und Stadtdirektor denken an die Gründung von weiteren „Sondervermögen“, in denen Immobilien von Feuerwehr, Schulen, Veranstaltungs- und Verwaltungsgebäude betreut werden. Die operative Betreuung und Bewirtschaftung soll den Stadttöchtern Gebag, DVV und Wirtschaftsbetrieben (WBD) übertragen werden. Die IMD-Mitarbeitenden sollen wählen können, ob sie zu Stadttöchtern wechseln oder in ihrem Arbeitsverhältnis in der Kernverwaltung bleiben möchten. „Sie haben eine Zukunft, mit der Sie planen können“, versicherte Petra Kerkmann.
Ein erster solcher Schritt, die Gründung des von der Gebag betreuten Sondervermögens Kita (SVK), ist bereits erfolgt. Die Schulbaugesellschaft, sie betreut Neubau- und große Sanierungsprojekte, ist ein weiterer „Testballon“, der sich bewährt, weil Bauvorhaben nicht in Einzelvergaben ausgeschrieben werden müssen, sondern an Generalunternehmer vergeben werden können.
Dezentrale Struktur: Kompromiss zwischen Personalrat und Stadtspitze
Absehbar wird aber eine zentrale IMD-Einheit wohl erhalten bleiben für die Betreuung von technischen Anlagen wie Aufzügen und rund 200 überwachungspflichtigen Anlagen, etwa für den Brandschutz. Auch die Arbeit an einem dringend erforderlichen digitalen Kataster (BIM) für rund 1200 städtische Immobilien wird wohl zentral fortgesetzt – die Beseitigung dieses Defizits hat für eine effektive Bewirtschaftung hohe Bedeutung.
Der Entschluss zu diesem harten Schnitt ist ein Kompromiss in der Diskussion zwischen Stadtspitze und Personalrat. Der hatte sich einer größeren Autonomie des IMD als Teildienststelle widersetzt, weil er die Privatisierung fürchtete. Auch der Stadtspitze fehlte wohl der Glaube, dass dieser Schritt den Krisenbetrieb bald in die Lage versetzen kann, anstehende Großprojekte (Theatersanierung, Tierheim-Neubau, energetische Sanierung) zu stemmen.
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Martin Murrack: Stadttöchter können leichter einstellen und Aufträge extern vergeben
„Die Flexibilität bei den städtischen Töchtern ist deutlich größer als bei uns“, sagte Martin Murrack mit Blick auf die Einstellung und außertarifliche Bezahlung von Baufachleuten. „Wir können mit dem Markt nicht mithalten. Sie können leichter einstellen und extern Aufträge vergeben.“ Ziel sei es auch, „die Nutzer in die Verantwortung zu nehmen“ – sie sollen künftig mit einem eigenen Budget für ihre Immobilien eigene Prioritäten setzen können.
Dass es vielfach auch in den Abläufen zwischen den städtischen Dezernaten hakt, sich die IMD-Mitarbeiter zu Unrecht an den Pranger gestellt fühlen, wurde in der Diskussion immer wieder deutlich. Die meisten Schulcontainer seien eigentlich „Schwarzbauten“ hieß es etwa – die Bearbeitungszeit der Anträge im Bauamt liege über der Standzeit der Container. Auch hier wolle man den nun anstehenden Prozess nutzen, „um alte Zöpfe abzuschneiden und bescheuerte Regeln bei der Stadt infrage zu stellen“, betonte der Stadtdirektor.
Große Skepsis bei vielen IMD-Mitarbeitendenden zur geplanten Neuorganisation
Die Skepsis ist vor allem bei den Mitarbeitern groß, die eine dezentrale Organisation bereits erlebt haben. „Weil das nicht funktionierte, wurde doch das IMD gegründet“, sagen sie. Ein „Weiter so“ sei aber keine verhandelbare Option, machte der OB deutlich: „Viele Kunden sind unzufrieden mit der Leistung, die das IMD abliefert. Das kann ich ebenso wenig hinnehmen wie die Frustration der Belegschaft, die unter dem Personalmangel leidet.“ Wie in anderen Städten „hat es mit Abläufen und Strukturen zu tun, und wir sind gut beraten, da ranzugehen“.
>> GESCHÄFTSFÜHRER THOMAS KRÜTZBERG VERLÄSST DAS IMD IM JUNI
- Thomas Krützberg wird nach drei Jahren an der IMD-Spitze Mitte Juni als Geschäftsführer ausscheiden. Er werde sich fortan auf die Arbeit in der Schulbaugesellschaft konzentrieren, deren Geschäftsführer er ebenfalls ist, kündigte er am Mittwoch vor der Belegschaft an. Winand Schneider wird fortan das IMD allein weiterführen.
- „Der Weg des Oberbürgermeisters ist nicht mein Weg, ich hätte einen anderen bevorzugt“, sagte der vormalige Beigeordnete unter dem Beifall eines großen Teils der Mitarbeitenden. Er habe deshalb um seine Entlassung gebeten.
- Krützberg verwies auf die Fortschritte, die das IMD in den vergangenen drei Jahren trotz schwieriger Bedingungen gemacht habe: Bei den Schulsanierungen sei das Projektvolumen von fünf auf 22 Millionen Euro gestiegen, die WC-Sanierungen seien vorangekommen, Besserungen bei den Investitionsprogrammen auf den Weg gebracht und ein Beschwerdemanagement installiert worden.
- Die Belegschaft habe „herausragende Arbeit geleistet“, lobte der scheidende Geschäftsführer: „Wenn die Mitarbeitenden motiviert und gut sind, muss an der Organisation gearbeitet werden. Es ist nicht falsch, das zu machen.“