Duisburg. Wohnungsgesellschaften sprechen in Duisburg von einem „leer gefegten“ Wohnungsmarkt. Ein Experte widerspricht und sieht ganz andere Probleme.

Das Problem, in Duisburg eine Wohnung zu finden, „ist hausgemacht“, ärgert sich Georg Jachmich. Die Aussagen, die viele Wohnungsgesellschaften zuletzt auf der Wohnungsbörse in der Innenstadt machten, bringt den ehemaligen Geschäftsführer von „Haus und Grund“ in Rage. Die Anbieter hatten von einem „leer gefegten“ Wohnungsmarkt berichtet.

„Es stimmt einfach nicht, dass wir in dieser Stadt zu wenige freie Wohnungen haben“, betont er. „Im jüngsten Wohnbericht der Stadt Duisburg ist ausgewiesen, dass es 13.000 freie Wohnungen gibt. Fakt ist, dass keine preiswerten Wohnungen vorhanden sind, weil in der Duisburg die Nebenkosten fürs Wohnen 52 Prozent betragen. Das muss doch mal deutlich gesagt werden.

Dabei seien die Bedingungen in Duisburg deutlich besser als in anderen Städten. Denn es gebe keine Mietpreisbremse und keine Zweckentfremdungsverordnung wie in Berlin. „Das bedeutet für die Bundeshauptstadt, dass Wohnungen ausschließlich als Wohnraum genutzt und nicht zu gewerblichen Zwecken umgewidmet werden dürfen. All’ das gibt es in Duisburg nicht, und trotzdem sind die Probleme groß.“

Wohnungen in Duisburg: Nord-Süd-Gefälle ist auffällig

Auffallend sei ein deutliches Süd-Nord-Gefälle. Wohnungen im Süden seien 20 bis 30 Prozent teurer als im Norden. Aber an der Wohnungsmisere für tausende von Bürgerinnen und Bürgern sei die Politik selbst Schuld. „Der Mieter sieht logischerweise ja nur die Gesamtkosten. Die setzen sich zusammen aus der Miete und der Betriebskostenvorauszahlung. Duisburg habe aber – im Gegensatz zu vielen anderen Städten – einen Hebesatz von 845 Prozent. „Diese Größe legt jede Kommune selbst fest, um die Grundsteuer zu berechnen. „Der ist in Duisburg absolut extrem hoch. Die Einkommensverhältnisse in dieser Stadt aber sind extrem niedrig. Viel niedriger als im Umkreis.“

Düsseldorf habe einen Hebesatz von 390, das müsse man sich mal vorstellen, sagt Georg Jachmich. Hinzu komme, dass Anfang der 2000er Jahre 36 Quadratmeter Wohnfläche auf eine Person gekommen sind. „Die Menschen wollen aber immer mehr Wohnfläche. Heute liegen wir bei 48 Quadratmeter pro Person. Diese Flächen müssen ja auch beheizt werden.“

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Hinzu komme, dass all’ die großen Gesellschaften wie LEG, Neue Heimat oder Post beispielsweise ihre preiswerten Wohnungen verkauft haben. Genauso wie die Werkswohnungen, die Thyssen früher angeboten habe. „Es gibt keinen preiswerten Wohnraum mehr, weil die Betriebskosten einfach zu hoch sind“, stellt der ehemalige Geschäftsführer von „Haus und Grund“ klar. Der Verein ist eine Interessengemeinschaft von privaten Haus-, Wohnungs- und Grundstückseigentümern.