Duisburg. Restmülltonnen nicht geleert: So viele Leser machen ihrem Ärger über die neue „Revierplanung“ in Duisburg mit Hilfe Künstlicher Intelligenz Luft.
Die Redaktion hat Anfang Mai über den Restmüll-Ärger von Friedhelm Mißmahl aus Hochemmerich berichtet. Nach der neuen „Revierplanung“ seit dem 13. März durch die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) sei seine Tonne nur einmal in sieben Wochen geleert worden. Die WBD hatte die Reviere und Touren samt teils neuer Abfuhrtermine mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) gestaltet und bereits zugegeben, stadtweit nachbessern zu müssen. Wie groß der Optimierungsbedarf aber tatsächlich ist, zeigt die Flut an E-Mails, die die Redaktion aus vielen Teilen Duisburgs erreicht hat. Wir wollten wissen, wer derzeit Probleme mit der Leerung der Restmülltonnen hat.
Auch interessant
Andreas Hoffmann gehört definitiv dazu: „Der Bericht spricht mir aus der Seele!“, sagt der Bergheimer, der auf der Straße „Auf dem Dudel“ wohnt. „Zu Beginn wurden unsere Tonnen 14 Tage nicht geleert, obwohl am Telefon immer eine Ersatzleerung versprochen wurde“, berichtet Hoffmann. „Letztlich durften wir Müllsäcke dazustellen, bis endlich eine Leerung erfolgte. Aber die Leerung klappt niemals pünktlich – immer einen Tag später, manchmal sogar zwei. Das Anrufen klemm ich mir mittlerweile, denn das macht eh keinen Sinn, da versprochene Verbesserungen ausbleiben.“
Der große Müllärger in Duisburg
Rita Senger von der Beecker Straße in Alt-Hamborn beklagt ebenfalls, dass Termine nicht eingehalten, die Tonnen oftmals einen Tag später geleert würden. Dies sei zwar nicht das ganz große Problem. Aber vor der Umstellung und Planung mit Hilfe Künstlicher Intelligenz habe man die Uhr danach stellen können, wann die Tonnen geleert werden.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
„Es wäre einfach besser gewesen, alles so zu belassen, wie es war – seit über 30 Jahren“, sagt Rita Senger. „Wir sind keine Menschen, die sich nicht auch an andere Routinen gewöhnen können oder möchten – im Gegenteil. Aber alle Leute sind unzufrieden. Und das ist auch für die Wirtschaftsbetriebe bestimmt nicht angenehm.“
„Welche Logik steht dahinter?“
Gerd Römerscheid von der Roonstraße in Alt-Homberg kann auch nur den Kopf schütteln. „Im Dreieck BMW-Platz, Marienschule und Franz-Haniel-Gymnasium ist der Mülltag seit eh und je der Montag“, berichtet er. „Nun wurde die knapp 400 Meter lange Roonstraße aus der Leerung genommen und man will freitags kommen.“ Zuletzt hatte sich die Abfuhr nach Angaben des Alt-Hombergers von Freitag auf Samstag verschoben. Doch nicht einmal am darauffolgenden Montag sei der Müll abgeholt worden.
„So muss ich erst wieder telefonieren“, so Römerscheid. Er fragt: „Welche Logik steht dahinter, in einem Gebiet die Mülltonnen zu leeren und nur eine Straße mittendrin außen vor zu lassen?“
Erfahrungsberichte: Leerungen werden oft erst Tage später nachgeholt
Auch Monika Ortwein von der Pionierstraße in Homberg klagt ihr Leid. Mehrmals sei ihr Restmüll nicht abgeholt worden – ebenso wie bei Rüdiger Tuschinski von der Zimmerstraße in Buchholz. Der Restmüll-Container sei zuletzt viermal nicht geleert worden. Die Leerung sei dann jeweils erst einige Tage später nachgeholt worden.
Andrea Lutz berichtet, dass auch in Friemersheim in der Borgschenhofsiedlung und den Straßen rund um die Kreuzkirche Tonnen nicht geleert worden seien. „Ich habe das über die WBD-App reklamiert“, sagt Lutz. „Beim ersten Mal neutral, da es darauf keine Reaktion gab, habe ich beim zweiten Mal in meiner Funktion als Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bezirksvertretung Rheinhausen geschrieben. Da bekam ich dann postwendend eine Antwort per E-Mail, dass das Problem bekannt sei und die Planung überarbeitet wird.“
Erst keine Reaktion auf Reklamation
Sie findet es schade, „dass ich erst drohen musste, das Problem in der BV zu thematisieren, um eine Antwort zu erhalten“, so Lutz. „Jeder Bürger hat das Recht, auf eine Reklamation eine Antwort zu erhalten.“ Grundsätzlich sei eine Optimierung der Touren zu begrüßen – „allerdings nicht zulasten der Mitarbeiter und Kunden“, sagt die Grünen-Politikerin. „Offensichtlich ist der neue Zuschnitt der Reviere nach der Umstellung der Abfuhrtage zu groß, wenn die Mitarbeiter es nicht mehr schaffen, die Leerung der Tonnen zum angegebenen Termin durchzuführen.“
Christa Palubicki aus Ungelsheim kann nicht verstehen, warum es der Hilfe der Künstlichen Intelligenz bedurfte, um die Reviere neu zu gestalten. „Die alten Ägypter haben es geschafft, Pyramiden zu bauen, die heute noch stehen“, sagt sie und fragt: „Heißt das, dass der Mensch mit zunehmendem Fortschritt verblödet?“
>> PROBLEME MIT DER ALTPAPIERTONNE
- Joachim Schröer berichtet aus der Altstadt, dass er zwar nach der Umstellung keine Probleme mit der Restmüll-, dafür aber mit der Altpapiertonne habe. Bei den Terminen gebe es ein einziges Durcheinander.
- Und Guido Kaspers aus Neudorf sagt: „Wurden vor einigen Wochen Restmüll- und Papiertonne synchron geleert, also beide Tonnen alle 14 Tage hinausstellen, so geschieht das jetzt im wöchentlichen Wechsel“, so Kaspers. „In der ungeraden Kalenderwoche Hausmüll und in der geraden KW Altpapier.“
- Zusammen mit der Wertstofftonne und der Biotonne stelle er so gefühlt an jedem zweiten Tag eine Tonne raus. „Effizient ist das für den Kunden nicht – schon gar nicht kundenfreundlich!“, so der Neudorfer.