Duisburg. Experten aus Duisburg haben über Hintergründe zu den Telefonmaschen gesprochen. Von professionellen Callcentern und wichtigen Signalwörtern.

Die Duisburger Polizei veröffentlicht beinahe täglich Meldungen von Diebstählen und Betrügereien, entweder durch falsche Polizisten oder Handwerker vor den Haustüren oder durch Anrufe. Die Opfer sind zumeist Seniorinnen und Senioren im Stadtgebiet. Sie verlieren zum Teil auf einen Schlag ihre gesamten Ersparnisse oder wertvolle Erinnerungsstücke.

Ralf Schäfer von der Kriminalprävention und seine Kollegen haben beim zehnten Sicherheitstag für Senioren Tipps und Hilfestellungen gegeben, wie Betroffene am besten auf solche Maschen reagieren sollten.

Duisburger Experte zu Trickbetrug: „Betrüger üben gewaltigen Druck aus“

Unter den Zuhörern in der Liebfrauenkirche waren nicht nur ältere Menschen. „Jeden kann ein solcher Anruf treffen“, so Schäfer. Der Polizeibeamte berichtet außerdem: „Die Dunkelziffer bei diversen Diebstählen und falschen Anrufen ist deutlich höher. Viele melden sich aus Scham nicht bei der Polizei und erzählen es auch nicht den Angehörigen oder Freunden.“ Die Reaktionen aus dem Bekanntenkreis reichten von „Bist du dumm?“ bis zu „Mir könnte so etwas ja nie passieren!“.

Beim Sicherheitstag für Senioren in Duisburg informierte die Kripo über die Maschen der Trickbetrüger.
Beim Sicherheitstag für Senioren in Duisburg informierte die Kripo über die Maschen der Trickbetrüger. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Aber hier liege ein Großteil der Bevölkerung falsch, meint Schäfer: „Die unerwarteten Schockanrufe können bei jedem wirken. Die Täter gehen dabei auf die Emotionen der Anrufenden, der Kopf wird dann ausgestellt und die Sorge um ein Familienmitglied überwiegt gegenüber den Zweifeln am Telefon. Die Betrüger lassen dann auch nicht locker und üben gewaltigen Druck aus.“

Die Polizei spricht bei den betrügerischen Anrufen von organisierter Kriminalität, die sich vor allem auf zwei Länder begrenzen lässt. Aus Polen kommen die Enkeltrick-Anrufe, hier geben sich die Täter als falsche Verwandte aus, um unter Vorspiegelung falscher Tatsachen an Bargeld oder Wertgegenstände zu kommen. Als Erfinder gilt Arkadiusz „Hoss“ Lakatosz, der zusammen mit zwei Brüdern gegen Ende der 1990er Jahre den Enkeltrick in Hamburg zuerst angewandt hat. Seitdem ist diese Variante des Trickbetrugs ein gewinnbringendes Geschäft für die dahinter agierende Enkeltrick-Mafia.

Anrufer sitzen in der Türkei in professionellen Callcentern

Die Anrufer, die sich als falsche Polizisten ausgeben, sitzen in der Türkei. In richtig professionell geführten Callcentern werden die Opfer ausgesucht und angerufen. Die Anrufer werden in der Szene „Keiler“ genannt, sie agieren ähnlich wie Verkäufer und wollen das Maximum aus ihren potenziellen Opfern herausholen. Die Anrufer haben einen Fuß in der Tür und bekommen in der Regel 20 Prozent von der Beute.

Die Abholer fallen dann wie Heuschrecken über die Gebiete ein, um so schnell wie möglich das Bargeld, den Schmuck oder andere persönliche Wertgegenstände einzusammeln. Wie die Betrüger an die Daten kommen, erklären sich Ralf Schäfer und seine Kollegen so: „Innerhalb der Szene wird mit Daten gehandelt, ein Blick ins Telefonbuch reicht auch schon aus. Mit dem Straßendienst Google Streetview können sich die Täter die Häuser ansehen und danach beurteilen, ob es was zu holen gibt.“

Schäfer hat es mit Hilfe eines Beispiels dem Publikum des Vortrages näher erläutert. Der traditionelle Frauenname Johanna brachte 28 Treffer über eine Online-Telefonbuch-Suche, wenn kein weiterer Name danebensteht, dann spekulieren die Betrüger darauf, dass die Damen entweder verwitwet sind oder verlassen worden sind.

Trickbetrug: Seniorin berichtet von eigenen Erlebnissen

Hier setzen die Anrufer an und ziehen ihre Maschen ab. Die „Keiler“ machen unzählige Anrufe pro Tag. Schäfer stellt klar: „Die Betroffenen sind nicht dement und völlig klar. Durch emotionalen Druck und teilweise 20 bis 40 Anrufe innerhalb kürzester Zeit wird den Geschädigten gar keine Gelegenheit gegeben, über die Nachricht nachzudenken. Meistens ist es die falsche Zeit mit der richtigen Lüge, gepaart mit zeitlichem und emotionalen Stress. Die Betrüger gehen dabei nach einem Drehbuch vor und sind auf Gegenfragen bestens vorbereitet. Die Opfer werden teilweise fremd gesteuert.“

Eine Seniorin im Plenum, sie möchte ihren Namen nicht in den Medien lesen, berichtet selber von vier Anrufen: „Drei Anrufe habe ich sofort durchschaut und direkt aufgelegt, aber beim vierten war ich mir nicht so sicher. Erst als der Anrufer nach einem Schließfach fragte, wurde ich skeptisch. Dann habe ich aufgelegt und die Polizei informiert.“

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Die Bankmitarbeiter im Stadtgebiet wurden nach Angaben der Kriminalpolizei sensibilisiert und können dementsprechend reagieren. Für Schäfer gibt es einen universellen Tipp, sogenannte Signalwörter: „Sobald die Begriffe Geld, Kaution oder Leihen genannt werden, sofort misstrauisch werden, auflegen und die Polizei verständigen.“

>>Trickbetrug: Diese Tipps gibt die Polizei

  • Keine Unbekannten in die Wohnung lassen, bei geringstem Zweifel die Behörde anrufen.
  • Nur Handwerker hineinlassen, die selbst bestellt worden sind, bei angeblichen Notfällen nicht drängen lassen, im Zweifel beim Versorger anrufen.
  • Am Telefon niemals persönliche Informationen herausgeben.
  • Unberechtigte Geldforderungen zurückweisen.

Die Kriminalprävention der Duisburger Polizei ist in der Wache in Ruhrort, Alte Duisburger Str. 15 zu finden. Telefonisch ist sie unter 0203 280 4254 sowie online auf https://duisburg.polizei.nrw/kkkpo erreichbar.