Duisburg. Zwei Bluttaten und wohl ein Täter: So hängen die Messerangriffe an Ostern und im John-Reed in Duisburg nach neuen Erkenntnissen zusammen.
Es hatte sich bereits angedeutet, nun ist der Verdacht erhärtet und konkret: Der 26 Jahre alte Syrer, der nach der Messerattacke im Duisburger John-Reed-Fitnessstudio gesucht und festgenommen wurde, ist wohl auch für den tödlichen Angriff auf einen 35-Jährigen am Osterwochenende verantwortlich. Er steht nach einem DNA-Abgleich unter dringendem Tatverdacht. Die Tatorte liegen in der Altstadt nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt, dazwischen die Wohnung des womöglich islamistisch motivierten Täters. Entscheidende Erkenntnisse lieferte nun die kriminaltechnische Untersuchung eines Schuhs des jungen Syrers.
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Messerangriffe in Duisburg: So erarbeiteten Ermittler den Zusammenhang
Die Abläufe und die immer stärkeren Hinweise auf Zusammenhänge der beiden Bluttaten in der Chronik:
Ostersonntag, 9. April: Zu später Stunde verlagert sich eine Party von einem Haus an der Beginengasse nach draußen. Einer der Gäste, ein 35 Jahre alter Mann, entfernt sich von der Gruppe. Gegen 1.15 Uhr wird er dann blutüberströmt auf dem Gehweg der Klosterstraße gefunden. Zwölfmal hat ein Angreifer auf ihn eingestochen. Die Verletzungen sind tödlich: Der 35-Jährige stirbt im Krankenhaus.
Freitag, 14. April: Auch Tage nach der Tat stehen die Ermittler vor einer Herausforderung. Eine Tatwaffe wurde im Umfeld nicht gefunden, obwohl die Experten mit einer Drohne gesucht haben. Auch sind konkrete Hinweise rar. Die Staatsanwaltschaft lobt eine Belohnung von 2000 Euro für Informationen aus, die zur Ergreifung des Täters führen.
Dienstag, 18. April: Gegen 17.18 Uhr gehen nach der Messerattacke im John-Reed-Fitnessstudio an der Schwanenstraße die ersten Notrufe ein. Es besteht Amok-Alarm. Über 400 Einsatzkräfte, unter anderem die eines Spezialeinsatzkommandos, suchen nach dem Angreifer. Doch der entkommt. In den Duschräumen der Herrenumkleide hat er vier Männer mit einem langen Messer attackiert. Drei davon sticht er in den Oberkörper, verletzt sie lebensgefährlich. Einem 32-Jährigen rammt er die Stichwaffe in den Oberschenkel, als dieser einem der Opfer zu Hilfe eilt.
Mittwoch, 19. April: Die Verunsicherung in Duisburg und besonders in der Altstadt ist groß. Anwohner beginnen zu spekulieren: Hängen die beiden Taten zusammen? Ist es etwa ein Racheakt? Die Ermittler werten gesicherte Spuren aus, befragen über 100 Zeugen.
Freitag, 21. April: Im Rahmen einer Fotofahndung veröffentlicht die Polizei Bilder des Tatverdächtigen. Sie stammen aus Überwachungskameras an der Münzstraße.
Sonntag, 23. April: Kurz nach Mitternacht nimmt ein Spezialeinsatzkommando den 26-Jährigen in seiner Wohnung in einem 20-Parteien-Haus an der Münzstraße fest. Die Entfernungen von seinem Wohnort zu den Tatorten: 350 Meter Fußweg zum Tatort Klosterstraße, 200 Meter zum John-Reed-Fitnesscenter.
Montag, 24. April: Ermittler stellen die Wohnung des Mannes auf den Kopf. Zwei Messer werden sichergestellt, Kleidung und das Mobiltelefon des 26-Jährigen ebenfalls.
Mittwoch, 26. April: In Polizeikreisen wird hinter vorgehaltener Hand über einen Zusammenhang zwischen den beiden Messer-Attacken gesprochen. Belastbare Anhaltspunkte sollen DNA-Abgleiche bringen.
Donnerstag, 27. April: Die kriminaltechnischen Untersuchungen bringen nun den Beleg: An einem sichergestellten Schuh des 26-Jährigen finden die Kriminaltechniker sowohl DNA-Material des 35-Jährigen als auch von Opfern aus dem Fitnessstudio.
„Durch eine Auswertung gefundener molekulargenetischer Spuren am Tatort und an den Schuhen des 26-Jährigen besteht nun auch wegen dieser Tat ein dringender Tatverdacht“, erklärt die Generalstaatsanwaltschaft mit Blick auf die Tat an Ostern. Die Behörde hat die Ermittlungen in beiden Fällen übernommen, da es Hinweise auf ein islamistisches Motiv gibt. Auf dem Handy des 26-Jährigen fanden die Ermittler darauf hindeutende Fotos, in seiner Wohnung zudem handschriftliche Zettel, die auf eine „dschihadistische Beeinflussung“ hinweisen.