Duisburg-Neuenkamp. 43 Katzen auf einen Schlag hat das Tierheim Duisburg aus einer Sicherstellung erhalten. Nun schlagen Mitarbeiter Alarm, denn die Not ist groß.
So etwas habe er in 20 Jahren noch nicht erlebt, sagt Lutz Kaczmarsch. Der Leiter des Duisburger Tierheims und sein Team sind verzweifelt. Denn das Tierheim ist voll, noch voller als sonst. Vor wenigen Tagen mussten auf einen Schlag 43 Katzen aufgenommen werden. Die Neuankömmlinge bringen die Tierschützer in Neuenkamp an ihre Grenzen – nicht nur räumlich und personell. „Auch was die Kosten angeht, stehen wir mit dem Rücken zur Wand“, schlägt Kaczmarsch Alarm.
Tierheim Duisburg platzt nach Sicherstellung aus allen Nähten
Die teils „total verunsicherten“ Katzen belegen aktuell die komplette Quarantänestation. Einige sind auf der Krankenstation untergebracht. Drei Tiere müssen kurzfristig in Notfall-Käfigen gehalten werden. Sie alle stammen aus dem Haushalt eines sogenannten Animal Hoarders, also einer psychisch kranken Person, die zwanghaft Tiere hortet. „Wir haben die Katzen gemeinsam mit dem Ordnungs- und dem Veterinäramt aus einer Wohnung in Duisburg herausgeholt“, beschreibt Kaczmarsch.
Mehr darf er zum konkreten Ort des Geschehens nicht sagen. „Das ist ein schwebendes Verfahren.“ Auf Nachfrage erklärt die Stadt, die Sicherstellung habe in Homberg stattgefunden. Weitere Informationen dürfe man aber nicht veröffentlichen.
Lutz Kaczmarsch war persönlich bei der Aktion dabei. „Die Katzen waren völlig verängstigt, mussten mit Keschern eingefangen werden.“ Einige Tiere hätten sich in Panik versteckt. „Die haben ihr ganzes Leben dort verbracht, auf engstem Raum, kannten keine anderen Menschen.“ Ihr Halter habe es wahrscheinlich zunächst gut gemeint, dann aber die Kontrolle verloren. „Die Betroffenen sehen das irgendwann nicht mehr. Sie glauben bis zum Schluss, sie tun alles für ihre Tiere.“
Tatsächlich sei der Ernährungszustand der sichergestellten Katzen „okay“ gewesen. „Eine Vollkatastrophe“ hingegen sollen die hygienischen Zustände gewesen sein, in denen Mensch und Tier bis zuletzt lebten. Auch zum Tierarzt sei der Halter nicht gegangen. „Die Katzen müssen alle noch kastriert werden. Wir sind hier wirklich nur noch am Rotieren.“
„Dann ziehen sie eben nach Gelsenkirchen“
Doch Kaczmarsch sorgt sich nicht nur um das Wohl der Tiere. Auch die Menschen, die aus falsch verstandener Tierliebe handeln, tun ihm leid. „Das ist eine Krankheit, und die Betroffenen werden damit alleine gelassen.“ Für Hoarder gebe es oft keine zielführenden Hilfsangebote. „Da wäre der Staat gefragt.“ Denn auch ein Tierhaltungsverbot helfe nicht. „Wenn die in Duisburg keine Katzen mehr haben dürfen, ziehen sie eben nach Gelsenkirchen“, veranschaulicht der Tierheimleiter.
Er und sein Team bitten dringend um Spenden. „Wir müssen die Kastrationen bezahlen, da kommt einiges zusammen.“ Außerdem würde Futter benötigt. „Aktuell brauchen wir Katzennassfutter, um alle Tiere versorgen zu können“, sagt Kaczmarsch. Voller Sorge blickt er in die Zukunft. „Wir haben schon alles Mögliche versucht, Tiere um- und zusammengesetzt. Aber wir platzen aus allen Nähten, und wenn jetzt noch Fund- oder andere Tiere abgegeben werden, können wir ja kaum noch helfen. Eine dramatische Situation.“
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Futterspenden können vor dem Tierheim abgegeben werden
Wer dem Tierheim helfen möchte, kann jederzeit Futterspenden vor dem Tor an der Lehmstraße 12 abstellen. Geldspenden können außerdem auf das Spendenkonto bei der Sparkasse Duisburg, IBAN DE09 3505 0000 0264 0014 96, BIC DUISDE33XXX, überwiesen werden. Weitere Informationen finden sich auf der Internetseite des Tierheims.
>> Was ist Animal Hording (Tiersammelsucht)?
- Tiersammelsucht ist „eine seltene, aber ernstzunehmende psychische Erkrankung“, schreibt das Deutsche Ärzteblatt. Nicht nur die Betroffenen, sondern auch unzählige Tiere würden darunter leiden.
- „Tiersammler leben oft isoliert und horten in abgeschlossenen Häusern oder auf abgeschiedenen, von außen nicht einsehbaren Grundstücken und Höfen bis zu Hunderten von Tieren.“
- Dabei handele es sich meistens um Haustiere wie Vögel, Katzen oder Hunde, manchmal auch um exotische Tiere oder Nutztiere.