Duisburg. Max aus Duisburg ist wohl Deutschlands ältester Hund. Doch die 23 Jahre bringen auch Probleme. Was Max frisst und wie viel zum Weltrekord fehlt.
Mit langsamen Schritten läuft Max über den Kiesweg. Sein schwarz-weißes Fell glänzt in der Sonne, seine Augen sind trüb. Doch das verwundert nicht: Max ist steinalt. Der Hund wurde schon vor der Jahrtausendwende geboren und erblickte am 22. Oktober 1999 das Licht der Welt. Exakt so steht es handschriftlich in seinem Impfpass. Der kleine Rüde aus Duisburg soll unglaubliche 23 Jahre und sechs Monate alt sein.
Das Leben von Max beginnt in Spanien. Damals heißt er noch Pippin, wird von seinen Besitzern aber nicht mehr gewollt. Über den Tierschutz kommt der Hund in das Tierheim Goch. Da ist er schon sieben Jahre alt. „Wir haben ihn gesehen und gewusst: Er ist es“, erinnert sich Diana Kutsch, die mit ihrer Familie im Duisburger Norden an der Stadtgrenze zu Dinslaken lebt.
Eine Hürde gibt es zu jener Zeit aber noch, denn eigentlich soll Tochter Vivien an einer Tierhaarallergie leiden. „Wir haben dann Hundehaare abgeschnitten und ihr in die Armbeuge geklebt“, sagt die Mutter. Als der eigenwillige Test negativ ausfällt, ist klar: Max wird neues Familienmitglied.
Max aus Duisburg ist wohl Deutschlands ältester Hund
Vivien Kutsch ist da noch sechs Jahre alt. „Ich kann mich an eine Zeit ohne Tier gar nicht mehr erinnern“, sagt die 22-Jährige, die mit Max zusammen groß geworden ist. Mit dem Papillon-Mix hat sie früher Agility-Training absolviert und viel gespielt. Doch das ist vorbei: „Er ist ruhiger geworden, schläft viel“, sagt Vivien Kutsch.
Wen wundert es: Wäre Max ein Mensch, hätte er laut einer Umrechnung schon über 110 Jahre auf dem Buckel. Die Faustregel, ein Hundejahr sind sieben Menschenjahre, gilt als veraltet, denn Hunde altern je nach Größe unterschiedlich schnell. Kleine Vierbeiner leben in der Regel länger.
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Ob Max gar der älteste Hund Deutschlands ist, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, wahrscheinlich ist es aber. Auf Anfrage dieser Zeitung teilt eine Sprecherin für das Guinnessbuch der Rekorde mit, dass keine Rekordtitel für spezifische Regionen oder Länder festgehalten werden.
Hirtenhund Bobi ist 30 Jahre alt und der älteste Hund der Welt
Übertroffen wird Max in jedem Fall von Hirtenhund Bobi aus Portugal – er gilt mit 30 Jahren als der älteste Hund der Welt. Bis seine Papiere anerkannt und veterinärmedizinischen Tests sein Alter bestätigt haben, galt Spike, ein Chihuahua aus den USA, mit 23 Jahren als ältester lebender Hund der Welt. Max ist jedoch laut Impfpass gar einen Monat älter als der abgelöste Rekordhalter.
„Sein Tierarzt sagt, er hat ein starkes Herz“, erzählt Diana Kutsch. Und doch bringt sein biblisches Alter gesundheitliche Probleme mit sich. Max bekommt Demenztabletten, er leidet unter Grauem Star. Fallen Sonnenstrahlen in seine Augen, löst das Zuckungen aus. Deshalb trägt Max bei Spaziergängen auch manchmal eine Brille. An schlechten Tagen hat er Gleichgewichts- und Magenprobleme.
Das hohe Alter bedeuten für die Besitzerin auch Einschränkungen
Früher wollte Max nur ungern auf den Arm genommen werden. Heute braucht er Hilfe bei Treppen, und doch versucht er immer wieder, die Stufen hochzukommen. „Er vergisst, dass es beim letzten Mal nicht geklappt hat“, sagt Diana Kutsch. Für die Betreuung des Seniors nimmt sich die 48-Jährige stark zurück und schränkt sich in der Freizeit ein. Maximal zwei Stunden lässt sie den Hundegreis alleine. „Dann muss ich nach Hause“, sagt die Besitzerin. „Man rennt viel hinterher.“
Und trotzdem gibt es immer wieder diese Momente, die der Familie zeigen, wie viel Lebensfreude er noch hat. Zweimal täglich geht Max Gassi – und immer, wenn es wieder nach Hause zurückgeht, zieht er wie ein Welpe an seiner Leine. Dann kann es nicht schnell genug gehen.
Hund auf der Parkbank – Ordnungsamt spricht Verwarnung ausSo wie mit dem Essen. „Um halb fünf will er seinen ersten kleinen Snack, danach können wir uns noch einmal hinlegen.“ Ist sein Napf aber nicht schnell genug voll, dann wird gebellt. Versteckte Leckerlis erschnüffelt er noch immer mit Leidenschaft im Garten, auch wenn Joey, ein zehn Jahre alter Chihuahua und sein Kumpan, in dieser Disziplin oft schneller ist.
„Max muss sich nicht quälen, weil wir nicht loslassen können“
Eine geheime Zutat für ein langes Hundeleben gibt es beim Futter übrigens nicht: Max bekommt normales Nassfutter, manchmal kocht Diana Kutsch ihm aber auch Hühnchen mit Kartoffeln und Karotten. Zuneigung kann es auch nicht sein, denn die darf ja bekanntlich bei keinem Hundeleben fehlen. Sein Körbchen hat er übrigens schon lange gegen das Bett von Herrchen und Frauchen eingetauscht.
„Max ist ein toller Hund“, sagt seine Besitzerin trotz Mder altersbedingten Anstrengungen. Sie weiß aber auch, der Tag des Abschiedes wird kommen. Fest steht für sie: „Max muss sich niemals quälen, weil wir nicht loslassen können.“ Er soll in Würde sterben dürfen. „Es wird aber nicht einfach, wenn er mal weg ist.“ Doch noch kommen immer mehr gemeinsame Tage zu seinem rekordverdächtigen Leben hinzu.