Duisburg-Neudorf. Eine Traditionsmetzgerei macht nach Jahrzehnten in Duisburg-Neudorf dicht. Die beliebte Kneipe „Finkenkrug“ übernimmt. Was sie hier jetzt plant.

Im März endete in Duisburg-Neudorf eine Ära: Die Metzgerei Becker, seit Jahrzehnten eine beliebte Fleischerei, schloss ihre Pforten für immer. Zwar hatte sich Klaus Becker noch um einen Nachfolger bemüht, allerdings ist dieser trotz Vorvertrag kurzfristig abgesprungen. Doch nun tut sich etwas in den Räumen an der Gneisenaustraße. Es gibt einen neuen Nutzer, auf den sich die Nachbarn schon freuen: die Studentenkneipe „Finkenkrug“ wird eine Außenstelle eröffnen. „Finkenkrugs Brauküche“ heißt das Projekt.

Die „Finke” gehörte seit Jahren zu den treuen Stammkunden von Klaus Becker. Auf der Speisekarte ist beispielsweise vermerkt, dass die Nürnberger Rostbratwürstchen von der Traditionsmetzgerei geliefert werden. Auch die Burger-Pattys und anderes Fleisch kam täglich von Becker.

Jahrzehnte befand sich an der Gneisenaustraße die Metzgerei Becker. Doch der Chef fand keinen Nachfolger. Nun will der „Finkenkrug“ die Küche nutzen und Mittagstisch anbieten.
Jahrzehnte befand sich an der Gneisenaustraße die Metzgerei Becker. Doch der Chef fand keinen Nachfolger. Nun will der „Finkenkrug“ die Küche nutzen und Mittagstisch anbieten. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Als klar wurde, dass es doch keinen Nachfolger gibt, mussten wir uns was überlegen“, erklärt Julian Otter, Küchenchef im „Finkenkrug“. Gemeinsam scherzten sie, dass die Kneipe doch die Räume übernehmen könnte. Und dann wurden die Pläne konkreter. Zunächst war nur angedacht, die Wurst-Küche für Vorbereitungen zu nutzen. „In den vergangenen Jahren ist die Kneipe regelmäßig erweitert worden. Der Wintergarten ist dazu gekommen, der Biergarten wurde größer. Es kamen mehr Gäste, aber die Küche ist gleich klein geblieben“, beschreibt Otter.

Duisburger Studentenkneipe ist immer größer geworden – die Küche ist gleich klein geblieben

Wenn Hochbetrieb ist und ein Burger nach dem anderen geschickt wird, ist es besonders stressig und eng. „Natürlich bereiten wir alles frisch zu, aber Soßen zieht man schon vorher.“ Zum Team gehören derzeit drei ausgelernte Köche, zwei Lehrlinge und einige Aushilfen – noch: „Wir können immer Personal gebrauchen.“

Momentan steht er allerdings nicht am Herd, sondern baut mit seinem Schwiegervater die alte Metzgerei um. An der Wand hängen noch ein paar Porzellan-Teller, die sie frühere Wurstküche zeigen. Auch die Lampen haben ein paar Jahre auf dem Buckel. Die Leiste mit den Fleischerhaken steht schon in einer Ecke.

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„Der Metzger-Charme soll verschwinden, alles wird moderner“, verspricht der 36-Jährige. In den nächsten Tagen sollen zum Beispiel die gekachelten Wände verkleidet werden. Auch eine neue Theke wird noch gebaut. Als Julian Otter erfuhr, dass der Mittagstisch von Klaus Becker in der Vergangenheit gut ankam in der Nachbarschaft, entschied er sich, in den neuen Räumen tagsüber auch Mittagessen anzubieten. Das soll sich allerdings von der typischen Kneipen-Kost unterscheiden und eher in die gutbürgerliche Richtung gehen.

Das Ambiente soll moderner werden – deshalb sollen die alten Lampen verschwinden.
Das Ambiente soll moderner werden – deshalb sollen die alten Lampen verschwinden. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Gut bürgerliche Gerichte stehen auf der Speisekarte

Auf der ersten Speisekarte, die ab 8. Mai gilt, stehen beispielsweise gebratene Blutwurst mit Endivien untereinander (7,90 Euro), Rahmkohlrabi, Kartoffelpüree und Frikadelle (6,90 Euro) oder für den Freitag ein Heringsstipp (7,90 Euro). Zudem sollen hier auch die beliebten Biertüten über die Theke gehen. Die Mahlzeiten können jedoch nur zum Mitnehmen geordert werden. Momentan gibt es vor Ort keine Toilette. „sonst hätten wir noch ganz andere Möglichkeiten.“

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Künftig wollen sich die Köche wochenweise abwechseln und die Schicht an der Gneisenaustraße übernehmen. Dazu gehört dann auch das Zerteilen von Schweine- und Rinderhälften, die von einem Hof aus Mülheim-Heißen geliefert werden. Die Burger-Pattys werden dann selbst hergestellt. Das Rezept für die Nürnberger Rostbratwürstchen hat Becker zum Glück dem Lieferanten aus der Nachbarstadt verraten, so dass die Gäste erst einmal keinen Unterschied schmecken werden.

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„Geöffnet ist von 12 bis 17 Uhr, so kommt jeder mal in den Genuss einer normalen Arbeitswoche mit freiem Wochenende“, freut sich Julian Otter auf die neue Aufgabe. Nun hofft er, dass bis zum Eröffnungstermin am 8. Mai alles rechtzeitig fertig wird. „Zur Not stellen wir uns mit nem Pott auf die Straße und verkaufen vor der Türe.“ Sein Schwiegervater gibt sich optimistisch: „Das schaffen wir.”

>> Vorbestellung erwünscht

  • Wer weiß, dass er mittags ein Gericht aus der Brauküche ordern möchte, kann das Essen wahlweise unter der Rufnummer 0157 34879095 oder per E-Mail an braukueche@finkenkrug.de vorbestellen.
  • Parallel werden die Öffnungszeiten im Finkenkrug am Sternbuschweg beibehalten. Auch dort gibt es mittags ab 12 Uhr einen Mittagstisch sowie eine regelmäßig wechselnde Aktionskarte. Am Samstag ist ab 17 Uhr geöffnet, sonntags ab 10 Uhr.