Duisburg. Die neue Straßenbahn GT8ND fährt ab Donnerstag durch Duisburg. Welche Perspektiven sich durch die neuen Bahnen für einen besseren Takt ergeben.
Die Erste von 49 neuen Straßenbahnen wird am Donnerstag ihren Dienst in Duisburg aufnehmen. Sie soll auf der Linie 903 fahren und den Fahrgästen mehr Komfort bieten – und WLAN. Sieben weitere folgen in den kommenden Wochen.
Jürgen Görg ist vom Niederflurgelenktriebwagen des Typs NF4, der betriebsintern GT8ND genannt wird, hellauf begeistert: Der DVG-Fahrausbilder hat die neue Straßenbahn für den Fahrdienst getestet und ist schon etliche Stunden über die Duisburger Gleise gefahren. Er feiert die großzügige Fahrerkabine, den „super Sitz“, die Klimaanlage und dass er bald nicht mehr im Sommer bei 50 Grad am Steuer sitzen muss. Und dann die „vielen Helferlein, die das Leben leichter machen“, lobt Görg. In den alten Straßenbahnen sind gerade mal fünf Computer verbaut, in den neuen 70. „Es ist einfach ein Traum!“
Es ist aber auch ein Vergleich wie zwischen einem Golf 1 und einem Tesla: Die alten N-Wagen sind über 40 Jahre alt, die Technik entsprechend rudimentär, die Ausfallquote hoch. Nicht ohne Grund hatten die Straßenbahnlinien 901 und 903 beim DVG-Linien-Check der Redaktion am schlechtesten abgeschnitten, zweimal mangelhaft lautete das Urteil. Die maroden Schätzchen sind störanfällig. Die DVG will dennoch versuchen, die 37 alten Bahnen zu verkaufen, sobald der Ersatz da ist. Verschrotten wäre nur die zweite Option.
Neue Straßenbahnen für Duisburg: Besserer Fahrplan mit engeren Takten dauert noch
Oberbürgermeister Sören Link fuhr bei der Jungfernfahrt mit und betonte, lässig mit einer Hand in der Halteschlaufe hängend, es sei ihm eine „Herzensangelegenheit, die alte Bahnflotte auszutauschen“. Dafür habe der Rat der Stadt „eine Menge Geld in die Hand genommen“. Das finale Ziel, im Fünf-Minuten-Takt per Bahn durch Duisburg zu kommen, sei aber noch nicht in Sicht.
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Sukzessive werden in den kommenden zwei Jahren die Bahnen ausgetauscht, bis alle 49 bestellten Niederflurfahrzeuge in Betrieb sind. Voraussichtlich wird es noch weitere elf Bahnen brauchen, um auf den Fünf-Minuten-Takt zu kommen, sagt Sören Link, der betont, dass die Stadt erst jetzt „die nötige finanzielle Beinfreiheit für solche Investitionen“ habe. Mit den neuen Bahnen sollen mehr Menschen dazu bewegt werden, auf ihr Auto zu verzichten.
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Attraktive Fahrzeuge für die ökologische Verkehrswende
„Wir wollen eine ökologische Verkehrswende, dafür braucht es auch attraktive Fahrzeuge“, sagte Dieter Lieske, Aufsichtsratsvorsitzender der DVG. Die Bahnen sind komplett kameraüberwacht, die roten Sitze entsprechen den neuesten Brandschutzverordnungen, sind leicht zu reinigen und nach Vandalismus auch leicht austauschbar. Die Rampen, ursprünglich für Rollstühle konzipiert, mussten nachjustiert werden, um auch E-Scootern die Barrierefreiheit zu gewähren.
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Das WLAN für Fahrgäste funktioniert einwandfrei und ist separat vom restlichen Fahrzeug geschaltet. Cyber-Security war bei der Entwicklung ein wichtiges Thema, betont Dirk Wunderlich vom Hersteller Alstom, ehemals Bombardier. Aller Digitalisierung zum Trotz könnten die Fahrer jederzeit händisch eingreifen, wenn es nötig sei.
Notbremse stoppt versehentlich die Jungfernfahrt
Bei der Jungfernfahrt ging schon wenige Meter nach Abfahrt nichts mehr. Fahrer Jürgen Görg kam schmunzelnd aus seiner Führerkabine und schritt an den vielen Ehrengästen vorbei, die offenbar nicht ganz so häufig Bahn fahren. Jemand hatte versehentlich die Notbremse gezogen. Sie funktioniert also. Görg löste das Problem mit zwei Handgriffen und weiter ging die wilde Fahrt.
>>135 MILLIONEN EURO INVESTIERT DIE DVG
- Eine Bahn ist 34 Meter lang, 2,30 m breit und fasst 64 Sitz- und 130 Stehplätze.
- Mit 42 Kilometern Kabel ist sie „so komplex wie ein Raumschiff“, sagt Dirk Wunderlich vom Hersteller Alstom. Er betont, dass die Bahnen komplett in Deutschland gefertigt werden und je nach Ausstattung zwischen 3,5 und 5 Millionen Euro kosten. „Wir zahlen nach Tarif, der größte Teil der Wertschöpfungskette ist in Deutschland, das hat seinen Preis.“
- 135 Millionen Euro investiert die DVG in die Flotte. Mit Alstom wurde zudem ein Instandhaltungs- und Ersatzteilvertrag ausgehandelt, damit die Wagen ihre anvisierte Lebenserwartung von 32 Jahren erreichen.