Duisburg. Was leistet die DVG im ÖPNV? Das soll im Qualitätsbericht stehen. Der ist in Duisburg ein internes Papier. Wer es lesen darf und was drin steht.

Die chronische Unzuverlässigkeit der Duisburger Bahnen ist kein Geheimnis: Tausende Fahrgäste leiden täglich darunter. Kein Wunder, dass die Passagiere dies beim DVG-Check unserer Redaktion mit der Schulnote Fünf für die Linien 901 und 903 quittierten: mangelhaft. Aber wie unpünktlich und unzuverlässig Busse und Bahnen insgesamt unterwegs sind, dürfen bislang nur wenige Eingeweihte in Stadtverwaltung und Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) wissen. Mehrere Anfragen unserer Redaktion nach Kennzahlen ließen DVG und Stadt zunächst abblitzen: Diese Daten seien „nicht öffentlich“, „nur für betriebsinterne Zwecke“. Da Pünktlichkeitswerte auch Teil eines sogenannten Qualitätsberichtes sein sollten, den kommunale Verkehrsbetriebe für ihre Aufgabenträger erstellen müssten, haben wir erneut Daten angefordert – diesmal mit Verweis auf den gesetzlich vorgeschriebenen Informationsanspruch der Presse. Die DVG hat daraufhin einige Fragen beantwortet, andere nicht.

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Zunächst mal: Ja, es gebe einen „Qualitätsbericht“, bestätigen Stadt und DVG. „Im Rahmen der Regelungen zum öffentlichen Dienstleistungsauftrag erstellt die DVG jährlich einen Qualitätsbericht für die Stadt Duisburg“, bestätigt Ingo Blazejewski, Leiter der Konzernkommunikation bei der städtischen Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV), zu der die DVG gehört. Und ja, dieser Bericht beinhalte „auch Kennzahlen zur durchschnittlichen Pünktlichkeit sowie zur durchschnittlichen Zuverlässigkeit“. Auch die DVG erfasst die Pünktlichkeit ihrer Fahrten elektronisch.

Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG): Fast ein Viertel aller Bahnen unpünktlich

Einige dieser Leistungswerte hat uns die DVG verraten. Zwar keine Angaben für einzelne Linien und auch keine Vergleichszahlen aus dem Jahr 2020, aber zum Beispiel diese Information: „Die durchschnittliche Pünktlichkeit im Jahr 2021 betrug im Busbereich 76,4 Prozent sowie im Bereich Straßen- und Stadtbahn 75,6 Prozent“, teil Blazejewski mit.

Ingo Blazejewski, Kommunikationschef der DVV, nennt für die DVG Zahlen zur Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit.
Ingo Blazejewski, Kommunikationschef der DVV, nennt für die DVG Zahlen zur Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. © Daniel Tomczak / DVV

Fast ein Viertel aller Busse und Bahnen war demnach im weiterhin verkehrsärmeren, zweiten Corona-Jahr nicht pünktlich. Die Quote liege jedoch innerhalb der Zielwerte, die die Stadt jährlich neu festlege, so Blazejewski. Diese Zielwerte nennen DVG und Stadt allerdings weiterhin nicht (>> zum Artikel mit allen DVG-Werten).

Zum Vergleich: Nach den detaillierten Angaben der Rheinbahn in ihrem Qualitätsbericht waren 2021 in Düsseldorf 82,3 Prozent der Busse pünktlich. Bei den Straßenbahnen betrug die durchschnittliche Pünktlichkeit 84,5, bei den Stadtbahnen 82,3 Prozent. Die Rheinbahn gibt zudem Vergleichs-, Ziel- und einzelne Linienwerte an (>> zum Artikel über den Qualitätsbericht der Rheinbahn).

Kleiner Kreis: „Strategischer Ausschuss“ steuert

Den Qualitätsbericht erstellt die DVG nach eigenen und städtischen Angaben seit 2020 für die Stadt. Seit Jahren schon schreibt einen jährlichen Gesamtbericht die EG-Verordnung 1370/2007 zu Personenverkehrsleistungen von öffentlichem Interesse vor. Die Berichte sollen demnach Rechenschaft ablegen über Leistungsumfang und Qualität des ÖPNV-Angebots – und publiziert werden.

Von einer Veröffentlichung kann in Duisburg aber bislang keine Rede sein: Stadt und DVG hatten daran offensichtlich gar kein Interesse. Den politischen Gremien lagen die Qualitätsberichte ebenfalls bislang nicht vor – es hatte wohl auch keine Fraktion darauf gedrängt (>> zum Artikel).

Transparenz und öffentliche Debatten waren auf der Grundlage von Fakten zu Leistungen und Defiziten so bislang nicht möglich. Sogar die Kontrolleure im DVG-Aufsichtsrat erhielten nach Informationen unserer Redaktion nur einzelne Informationen aus dem Qualitätsbericht.

Wer aber kennt die Inhalte des bislang beinahe geheim gehaltenen Qualitätsberichtes? Dieser werde „an den zuständigen Fachbereich im Amt für Stadtentwicklung und Projektmanagement übergeben“, erläutert Stadtsprecher Max Böttner. Anschließend tauschten sich Verwaltung und DVG zu den Inhalten „auf Fachebene“ aus. Danach werde der Bericht „inklusive der vorangegangenen Gesprächsergebnisse“ dem „Strategischen Ausschuss“ vorgestellt.

ÖPNV-Qualität: DVG verweist auf steigende Gesamtausgaben

Dieses Gremium bestehe aus dem für ÖPNV-Finanzierung und -Planung zuständigen Dezernenten – Martin Linne also – sowie Vertretern des DVG-Vorstandes. Dessen Vorsitzender ist DVV-Chef Marcus Wittig, weitere Mitglieder sind Axel Prasch und Andreas Gutschek. Dieser kleine Kreis bearbeite auf der Grundlage des Qualitätsberichtes und der „Fachdiskussionen“ sowie „auf Basis des öffentlichen Dienstleistungsauftrags (ÖDA) regelmäßig die mittel- bis langfristigen Fragen der ÖPNV-Entwicklung im Stadtverkehr“, so Böttner.

Zu Themen der Betriebsqualität gebe es zudem „regelmäßige Runden“ sowie „anlassbezogene Absprachen“ zwischen den verschiedenen Fachbereichen der Verwaltung und der DVG-Verkehrsplanung. Darunter fällt auch ein regelmäßiger Austausch zu Themen des aktuellen Betriebs.

Unsere Fragen nach Leistungsfakten beantwortet DVV-Sprecher Ingo Blazejeweski auch mit einem Verweis auf die Gesamtausgaben für den ÖPNV in Duisburg. Diese Summe sei eher als die Entwicklung der Fahrgastzahlen oder -einnahmen ein „guter Indikator“, da die „Attraktivität des Nahverkehrsangebots maßgeblich von der Finanzierung abhängig“ sei. Die Gesamtaufwendungen der DVG seien seit 2017 kontinuierlich um insgesamt 22 Prozent gestiegen, bilanziert Blazejewski: „Die Stadt gibt jedes Jahr mehr Geld aus, um den ÖPNV zu verbessern.“

>> DUISBURGER VERKEHRSGESELLSCHAFT (DVG): KENNZAHLEN

Die jährlichen Gesamtaufwendungen der DVG für den ÖPNV beziffert Ingo Blazejewski wie folgt (in Millionen Euro): 122,8 (2017); 127,0 (2018); 137,7 (2019); 143,3 (2020); 141,0 (2021); 149,4 (2022).

Investitionen der DVG (in Millionen Euro) (Quelle: DVG): 15,7 (2015); 15,0 (2016); 56,1 (2017); 53,9 (2018); 7,7 (2019); 17,1 (2020); 21,7 (2021).

Verkehrseinnahmen (in Millionen Euro) (Quelle: DVG): 60,1 (2015); 52,6 (2016); 54,8 (2017); 55,4 (2018); 62,2 (2019); 49,7 (2020); 21,7 (2021).

Fahrgäste (in Millionen) (Quelle: DVG): 61,6 (2015); 63,1 (2016); 62,5 (2017); 61,0 (2018); 60,7 (2019); 52,8 (2020); 42,5 (2022).