Duisburg. Die Mitarbeiter von Galeria in Duisburg haben ihre Kündigungen erhalten. Eine Nachricht gibt den Beschäftigen aber einen kleinen Funken Hoffnung.

„Bis zum Schluss gekämpft“ steht auf einem der Transparente, die am verkaufsoffenen Sonntag die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Galeria in Duisburg in die Höhe halten. Gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi stehen die Beschäftigten an der Düsseldorfer Straße vor ihrer Filiale, für die sie viele Jahre mit Leidenschaft im Einsatz waren – und die der Warenhauskonzern nun schließen wird.

„Wir wollen den Kunden die Gesichter zeigen, die hinter solchen Entlassungen stehen“, sagt Dirk Voss, Betriebsratsvorsitzender des Standorts. „Wir sind nicht nur eine Zahl, wir sind nicht nur ein Kostenfaktor“, so Voss, der in seiner Rede an all die Fehler des Managements aus der Vergangenheit erinnert. Nur auf die Mitarbeiter sei Verlass gewesen: „Wir waren eine große Familie.“

Galeria in Duisburg: Mitarbeiter haben ihre Kündigungen erhalten

Die 64 Beschäftigten haben vor wenigen Tagen ihre Kündigungen erhalten. Fristgerecht, um die Schließung bis zum 30. Juni abwickeln zu können. Die Schreiben haben die Wut gegenüber dem Arbeitgeber wachsen lassen: „Uns wurde kein Glück für die Zukunft gewünscht, es gab kein Zeichen der Wertschätzung, nicht ein Wort des Dankes“, erklärt Voss.

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Viele Mitarbeitende blicken auf eine lange Betriebszugehörigkeit zurück. „Wir haben auf viel verzichtet, haben sogar krank gearbeitet“, berichten Michaela Reuter und Petra Werner, die 1989 und 1985 an der Düsseldorfer Straße ihre Arbeit begannen. Damals stand noch „Horten“ in riesigen Buchstaben an der Fassade. 1993 startete auch Heike Krämer im Warenhaus. „Ich bin seelisch angeschlagen“, sagt die 59-Jährige. Immer wieder kommen ihr die Tränen und sie plagt die Sorge vor einer ungewissen Zukunft. Aber: „Der Betriebsrat opfert sich auf. Wir sind nicht alleine“, da sind sich die Frauen einig.

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben am Sonntag gemeinsam vor dem Warenhaus an der Düsseldorfer Straße protestiert.
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben am Sonntag gemeinsam vor dem Warenhaus an der Düsseldorfer Straße protestiert. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Zukunftssorgen – Stadt Duisburg verspricht Unterstützung

Für die Beschäftigten ist eine Transfergesellschaft geplant. Unterstützung verspricht auch die Stadt Duisburg: „Die Stadtspitze steht im engen Dialog mit dem Betriebsrat, um die von der Schließung betroffenen Mitarbeitenden zu unterstützen“, teilt ein Sprecher der Verwaltung mit. Darüber hinaus hilft die Agentur für Arbeit. Es sei zudem eine E-Mail-Adresse für die Beschäftigten geschaltet worden, um vereinfacht Bewerbungen entgegenzunehmen. „So können wir den Bewerberinnen und Bewerbern gezielte Job-Angebote unterbreiten.“ Die Stadt prüfe zudem, inwieweit ein Qualifizierungsprogramm ermöglicht werden kann.

Offen ist auch die Zukunft der Immobilie. Zumindest besteht nun Klarheit über die Besitzverhältnisse: Das Gebäude gehört der Signa Holding des österreichischen Galeria-Eigentümers René Benko. Für Klarheit sollen Kündigungsschreiben an die Mieter der Immobilie gesorgt haben. Zuvor war die Eigentümerstruktur selbst für den Betriebsrat lange Zeit undurchsichtig.

Zukunft der Immobilie: Stadt schließt einen Kauf aus

„Aktuell und fortlaufend“ befindet sich die Stadt in Gesprächen mit dem Eigentümer des Gebäudes, heißt es aus der Verwaltung. Dabei stehe die Folgenutzung im Mittelpunkt. Ein Szenario scheint aber ausgeschlossen: „Ein Erwerb der Immobilie ist aktuell seitens der Stadt Duisburg nicht geplant“, teilt ein Sprecher mit.

Fünf Millionen Euro hat laut Auskunft der Stadt die Landesregierung den Kommunen bei der Entwicklung von Umnutzungskonzepten der Schließungsfilialen zugesagt. „Wie diese Mittel abgerufen werden und wie viel die Stadt Duisburg für diese Konzepte erhalten wird, steht derzeit noch nicht fest“, sagt ein Sprecher.

Übernahme durch „Aachener“: Gibt es noch Hoffnung?

Eine Nachricht gibt den Beschäftigten in Duisburg einen kleinen Funken Hoffnung, doch noch eine gemeinsame Zukunft an der Düsseldorfer Straße zu haben: Der Unternehmer Friedrich-Wilhelm Göbel will mit seiner Modekette „Aachener“ zwischen 10 und 25 Filialen des Warenhauskonzerns übernehmen. Öffentlich bekannt ist das Interesse an den Häusern in Dortmund und Essen, übernommen wurden etwa schon die Filialen in Frankfurt und Nürnberg.

Und Duisburg? Die Frage an die Verwaltung, ob es zwischen dem Dortmunder Unternehmer und der Stadtspitze bereits einen Austausch über den Standort gegeben hat, ließ ein Stadtsprecher unbeantwortet, bestätigt aber: „Sofern ein Unternehmen jedoch die Übernahme der Duisburger Filiale beabsichtigt, laufen diese Gespräche mit dem Eigentümer des Gebäudes und ohne Einbindung der Stadt Duisburg.“

Betriebsrat Dirk Voss hat von der Stadtspitze zumindest Signale bekommen, dass die Modekette „Aachener“ am Standort Duisburg interessiert sein könnte. „Die Hoffnung ist natürlich da“, sagt Voss. So werde die Familie nicht gänzlich zerrissen. Das letzte Kapitel scheint womöglich noch nicht geschrieben...