Duisburg. Wie geht es für die Beecker Kirmes, den „Campus Marxloh“ und den Neubau des Tierheims in Duisburg weiter? Der Rat hat nun Fakten geschaffen.

Wichtige Baubeschlüsse standen am Montag auf der Tagesordnung des Rates der Stadt. In der Mercatorhalle berieten die Kommunalpolitiker über die Zukunft der Beecker Kirmes, weitere Kostensteigerungen in Millionenhöhe beim Bau des „Campus Marxloh“. Außerdem fiel die Standort-Entscheidung für den Neubau des Tierheims.

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Nach mehr als 480 Jahren wird die Beecker Kirmes als Großveranstaltung wohl Geschichte. Die bereits in einer Sondersitzung der Bezirksvertretung Meiderich/Beeck in der vergangenen Woche geäußerte Vermutung, im Rat werde sich eine deutliche Mehrheit gegen die Modernisierung des Kirmesplatzes aussprechen, bestätigte sich. Neben der GroKo von SPD/CDU votierten auch die Grünen, die FDP und JuDu gegen die erforderliche Ertüchtigung des Festplatzes. Sie sind der Meinung, dass der 1,2 Hektar große Festplatz zwar nicht mehr zeitgemäß ist, ein Ausbau aber keine Gewähr für steigendes Publikumsinteresse gibt.

Die Linke und die AfD stimmten für eine Sanierung.

Verwaltung: Modernisierung des Festplatzes kosten mindestens 4,15 Millionen Euro

Die Kosten hatte die Verwaltung mit „mindestens 4,15 Millionen Euro zuzüglich potenzieller Bodenaufbereitungskosten sowie eventueller zukünftiger Rückbaukosten“ kalkuliert. Außerdem wäre ein noch nicht bezifferter Zuschuss aus dem städtischen Haushalt fällig gewesen, um die Beecker Kirmes als Großveranstaltung am Leben zu erhalten. Wirkung bei den Fraktionen zeigte wohl die von Baudezernent Martin Linne deutlich formulierte Warnung: „Eine Finanzierung ist bislang nicht im Haushalt berücksichtigt und würde zulasten anderer bereits etatisierter Investitionsvorhaben gehen.“

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So wird, wie im mehrheitlich beschlossenen Alternativvorschlag der Stadtverwaltung formuliert, aus der Beecker Kirmes nach dreijähriger Corona-Pause ein „Stadtteil-Volksfest“. Dazu soll Duisburg Kontor als Veranstalter „ein flexibles und erweiterbares Konzept entwickeln, das die Interessen des Stadtteils, des Vereinswesens am Oberhof und der Schausteller berücksichtigt, ohne jedoch eine bauliche Veränderung der Veranstaltungsfläche vorzunehmen“. Über die Höhe eines städtischen Zuschusses muss noch gesondert entschieden werden.

Auf dieser Freifläche im Gewerbepark Asterlagen soll das neue Tierheim gebaut werden. Die FDP-Fraktion im Rat kritisiert die Verwaltung wegen der unterbliebenen Kommunikation mit den Anliegern vor der Verkündung der Entscheidung.
Auf dieser Freifläche im Gewerbepark Asterlagen soll das neue Tierheim gebaut werden. Die FDP-Fraktion im Rat kritisiert die Verwaltung wegen der unterbliebenen Kommunikation mit den Anliegern vor der Verkündung der Entscheidung. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Marxloher Bildungszentrum: Eine Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen

Zweieinhalb Jahre nach dem ersten Spatenstich bleibt der Bau des „Campus Marxloh“ eine Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen. Am Montag genehmigte der Rat einstimmig einen erneuten Nachschlag in Höhe von rund fünf Millionen Euro, um die Fertigstellung des Rohbaus für das Bildungszentrum neben der Herbert-Grillo-Gesamtschule zu ermöglichen. Es soll am Ende fast 30 Millionen Euro kosten.

Die Umsetzung des Siegerentwurfs von As-if Architekten Grundei Kaindl (Berlin) durch das städtische Immobilien-Management (IMD) wird damit zum Paradebeispiel für die Kostenexplosion bei öffentlichen Gebäuden. Die Kosten für das vierstöckige Gebäude (50 Räume, 3900 Quadratmeter Brutto-Geschossfläche), in einer externen Machbarkeitsstudie 2017 auf 11,2 Millionen Euro beziffert, haben sich mittlerweile fast verdreifacht.

Eigenanteil der Stadt Duisburg steigt auf 14,5 Millionen Euro

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Schon zum Baustart kam man auf 17,9 Mio € für das Gebäude mit der markanten, roten Fassade. 90 Prozent der Summe sollte aus Fördermitteln des EU-Regionalfonds fließen. Im Oktober 2020 folgte die erste Korrektur auf 20 Mio € (Eigenanteil der Stadt: Sieben Millionen Euro). Mit 25 Mio € rechnete das IMD dann im Februar 2022: Wegen Lieferengpässen in der Pandemie, kaum kalkulierbarer Baupreissteigerungen und mangelnder Bewerber für die Ausschreibungen hätten sich allein die Kosten für die Fensterfassade um 2,6 Mio € verteuert, hieß es.

Aus dem Ruder laufen die Kosten für den „Campus Marxloh“. Das Immobilienmanagement IMD rechnet nun mit rund 30 Millionen Euro für das vierstöckige Bildungszentrum (Bildmitte) an der Grillo-Gesamtschule.
Aus dem Ruder laufen die Kosten für den „Campus Marxloh“. Das Immobilienmanagement IMD rechnet nun mit rund 30 Millionen Euro für das vierstöckige Bildungszentrum (Bildmitte) an der Grillo-Gesamtschule. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Weil die Verzögerungen dann Nachtragsforderungen der nachfolgenden Gewerke (Fassadenbau, Trockenbau, Dach) in erheblicher Höhe auslösten, kommen nun nochmals fast fünf Millionen Euro hinzu. Die gehen zulasten der Stadt, deren Eigenanteil auf rund 14,5 Mio € steigen. Damit steigen auch die künftigen Miet- und Betriebskosten, sie sollen bei knapp 900.000 Euro liegen (rund 1,2 Mio € inkl. Personal- und Sachkosten). Die Fertigstellung ist für Ende 2024 geplant.

>>NEUES TIERHEIM WIRD IN ASTERLAGEN GEPLANT

  • Der Rat hat mit seiner Zustimmung für Planungskosten in Höhe von 818.000 Euro den Weg freigemacht für den Bau eines neuen Tierheims. Die FDP enthielt sich bei dem Votum.
  • Zuvor hatte die Stadt eine Freifläche im Gewerbepark Asterlangen als künftigen Standort genannt. Mit der Entscheidung für das Areal an der Essenberger Straße zwischen Rheinhausen und Homberg endet die fünfjährige Suche nach einem geeigneten Standort für einen Ersatzbau der maroden Anlage in Neuenkamp.
  • Die Baukosten beziffert das städtische Immobilienmanagement IMD auf rund 10,14 Millionen Euro. Ein Termin für einen möglichen Baubeginn wird nicht genannt. Zur Finanzierung kann die Stadt über eine Erbschaft in Höhe von 1,7 Millionen Euro verfügen, die eine Katzenliebhaberin dem Tierheim vermachte.