Duisburg. Zum Sitzplatzkonzert in den Neudorfer Coworking-Space KS36 brachte Tom Liwa Singer/Songwriter-Kollegin Luise Weidehaas mit.
Seit fast 40 Jahren veröffentlicht Tom Liwa Platten – solo oder mit seiner Band „Flowerpornoes“. Seine aktuelle Solo-CD „Eine andere Zeit“ wurde vom Musikmagazin „Rolling Stone“ als erste deutschsprachige Produktion überhaupt zum Album des Jahres 2022 gekürt. Jetzt war er mal wieder in seiner Heimatstadt zu Gast. Zum Sitzplatzkonzert in den Neudorfer Coworking-Space KS36 hatte er die Singer/Songwriter-Kollegin Luise Weidehaas mitgebracht.
Weidehaas ist eine Sängerin der jungen Generation und doch strahlen ihre Lieder eine zeitlose Schönheit aus. Fast scheinen sie aus ruhigeren, vergangenen Zeiten herüberzuwehen. Ihre klare, bezaubernde Stimme begleitet sie mit Pickings aus der Folk-Tradition auf der E-Gitarre. In ihren Liedern verbinden sich Texte und Musik zu einem ruhigen Fluss. Natur und vor allem Wasser tauchen immer wieder als Themen auf, sind oft Bühne und Katalysator menschlicher Beziehungen.
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In „Baumhaus“ beschreibt sie einen See, richtet ihren Blick aber zugleich auf ein Gegenüber und das eigene Empfinden: „Worte kleiden nicht was mich bedrückt.“ In „Frühlingsanfang“ lässt sich eine Distanz zum „Du“ erahnen: „Ich dachte gerade noch, du hättest mich zitiert“. Leider waren ihre sprachlichen Bilder in der etwas halligen Akustik des ehemaligen Metallbetriebs für die 50, 60 Besucher nicht leicht zu verstehen.
„Zu smart für den Underground, für den Mainstream zu rein“, wirft Tom Liwa in einem Lied einen Blick auf seine künstlerische Arbeit. Solche Lakonie und Fragmente des Alltags bilden in seinen Texten Gegenpole und Ergänzungen zu schweifenden Gedanken. Im ersten Moment scheint es sich oft um mäandernde, spirituelle Improvisationen zu handeln. Doch spontan ist nichts an diesen Worten. Seine sprachlichen Strukturen und Bilder sind durchdachte Ergebnisse intensiver Arbeit.
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Liwa singt oft mit heiserer Stimme, die bei aller Kratzigkeit eine enorme Wärme ausstrahlen kann. Und dann überrascht er mehrfach durch wunderschöne gesungene Passagen und führt in eine Welt zwischen Blues, Folk und Meditation. Eine Entsprechung findet sich auch in seinem Gitarrenspiel. Zwischen schroffen, gebrochenen Akkorden tauchen geschmeidige Solo-Passagen auf.
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Eindeutig ist seine Lyrik selten. „Schon wieder Februar“, ein Stück seines aktuellen Albums, erzählt von enttäuschten Hoffnungen und geplatzten Illusionen. Doch trotzdem gibt es Hoffnung und Liebe. Ein paar Zeilen weiter kommt das fragile Verhältnis von Melancholie und Trost erneut ins Wanken durchs alltägliche „Kannste mal?“
Das Weitermachen scheint ein Grundgedanke des 61-Jährigen, mittlerweile in Lüchow-Dannenberg lebenden Sängers zu sein. Und so sitzt er in „Kekse für die Königin im Himmel“ zu Hause und webt an einem Netz aus Liedern und Geschichten.
Mainstream war Liwa nie. Dafür ist er zu kratzig, sperrig und poetisch. Wer sich auf diese Mischung einlassen kann, verlässt seine Konzerte angenehm irritiert und mit dem Gefühl, keine Zeit vertan zu haben. Mehr davon!