Duisburg. Eine Scharlach-Welle hat Duisburg erfasst: Dem Gesundheitsamt wurden seit Jahresbeginn 270 Fälle gemeldet. Kinderärzte nennen noch höhere Zahlen.

Während Covid-Erkrankungen bei Kindern aktuell nur noch „eine marginale Rolle“ in den Kinderarzt-Praxen spielen, haben es die Kinderärzte in Duisburg seit dem vergangenen Herbst mit wechselnden kleinen Epidemien zu tun. Aktuell gibt es außergewöhnlich viele Kinder mit Streptokokken-Angina.

„Ich sehe seit zwei Monaten in der Praxis täglich 20 bis 25 Fälle“, sagt Kinderärztin Dr. Claudia Waluga-Neven aus Duisburg-Buchholz. Nicht alle Fälle seien Scharlach, denn dazu gehöre auch eine Himbeerzunge und der charakteristischer Ausschlag. Dennoch – so bestätigt die Stadt Duisburg auf Nachfrage – seien dem Gesundheitsamt seit Jahresbeginn bereits 270 Scharlach-Fälle gemeldet worden. Im gesamten Jahr 2022 waren es 370 Fälle und damit innerhalb von zwölf Monaten nur 100 mehr als in den letzten sieben Wochen.

Über 270 Fälle bereits in diesem Jahr: Fieber, Ausschlag, Himbeerzunge: Das sind die Symptome, an denen man Scharlach erkennen kann.
Über 270 Fälle bereits in diesem Jahr: Fieber, Ausschlag, Himbeerzunge: Das sind die Symptome, an denen man Scharlach erkennen kann. © dpa | Annette Riedl

Scharlach-Syptome sind leicht zu erkennen

„370 Fälle sind bestimmt zu wenig“, sagt Waluga-Neven. „Das liegt aber daran, dass Scharlach eigentlich nicht meldepflichtig ist, so dass die meisten Fälle dem Gesundheitsamt nicht bekannt sind. Die gemeldeten Fälle kommen meist von den Kindergärten und Schulen.“

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Die Ansteckung mit Scharlach ist eine klassische Tröpfcheninfektion. Während Grippeviren beim Niesen weit gestreut werden, müssen Menschen bei Scharlach schon die Köpfe zusammenstecken, um sich zu infizieren. Die Symptome bei Scharlach sind relativ leicht zu erkennen – und die Heilung per Antibiotikum geht schnell. Nach zwei Tagen Antibiotikatherapie und ohne Symptome können die Kinder auch wieder in den Kindergarten oder die Schule. Aber: Eltern in NRW haben ein ganz anderes Problem, da in vielen Apotheken Penicillin ausverkauft ist.

Kinderarzt erklärt Scharlach-Welle mit starken Hygienemaßnahmen in Corona-Jahren

Die Duisburger Kinderärztin beobachtet in ihrer Praxis seit Monaten allerdings viele unterschiedliche kleine Epidemien, die Praxis sei täglich voll. „Von September bis Dezember waren die RS-Viren, die Verursacher von akuten Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege, vorherrschend, im November und Dezember hatten wir viele Patienten mit schlimmer Grippe und jetzt sind es die Streptokokken“, sagt Claudia Waluga-Neven. „Und langsam kommen jetzt die Magen-Darm-Erkrankungen dazu.“

In den letzten Jahren hätten sich die „kleinen Epidemien“ abgewechselt. „In diesem Jahr kommt einfach alles zusammen.“

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Die Medizinerin erklärt die Infektionen mit den dreijährigen Schutzmaßnahmen, die ja „nicht nur Covid-Viren abgewehrt haben“. Die Menschen seien es einfach nicht mehr gewohnt, dass gerade in der kalten Jahreszeit viele Viren unterwegs sind. Und die verursachen aktuell, dass mehr Kinder und Erwachsene erkranken.

>>SCHARLACH-BAKTERIEN

  • Die Scharlach-Bakterien, sogenannte A-Streptokokken, kommen weltweit vor und verursachen meist eine Halsentzündung und Hautausschlag. Die Bakterien können Giftstoffe, sogenannte Toxine bilden. Hat ein Patient die Erkrankung überstanden, ist er in Zukunft vor dem jeweiligen Giftstoff des Erregers geschützt.
  • Da die Bakterien aber unterschiedliche Giftstoffe bilden, ist es möglich mehrfach an Scharlach zu erkranken.
  • Scharlach ist hoch ansteckend. Daher tritt die Erkrankung immer wieder gehäuft in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen auf, insbesondere in der kälteren Jahreszeit zwischen Oktober und März.