Duisburg. Der Zoo Duisburg erlebt auch tierische Notfälle. Bei der Diagnostik macht der Tierpark nun einen großen Schritt, der schnellere Hilfe ermöglicht.
Im Zoo Duisburg ist nun ein portables und digitales Röntgengerät im Einsatz, das in Sekundenschnelle die Aufnahmen auf einen Laptop projiziert. Für die Zoobewohner sind die Röntgenbilder ein wichtiger Fortschritt in der tiermedizinischen Versorgung. Einer der ersten tierischen Patienten, die von der Anschaffung profitieren, ist Bartagame Bert.
Das Reptil lebt seit 2015 im Tierpark am Kaiserberg und hat eine bewegte Vergangenheit. „Bert wurde von der Essener Polizei beschlagnahmt“, sagt Zootierärztin Carolin Bunert. Das Tier wurde aus miserablen Zuständen gerettet und hatte einen gebrochenen Vorderarm. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Kerstin Ternes ist es den Tierärztinnen gelungen, die Echse zu stabilisieren.
Zoo Duisburg: Entwarnung für Bartagame Bert
In der Tierarztpraxis auf dem Zoogelände fand er zudem ein neues Zuhause. Am Freitag wurde nun erstmals nach vielen Jahren der Heilung der Armbruch begutachtet. Zum Einsatz kam dabei das neue Röntgengerät. „Die Fraktur ist noch sichtbar, aber ausgeheilt“, sagt Bunert nach der Untersuchung. „Alles ist gut verheilt“, Bert kann also zurück ins Terrarium.
„Das neue digitale Röntgengerät ist ein großer Zugewinn“, sagt Zoodirektorin Astrid Stewin. Rund 22.000 Euro haben die Anschaffung von Röntgenplatte, Laptop und Software gekostet. Das Geld hat der Verein der Freunde des Duisburger Tierparks großzügig zur Verfügung gestellt.
Das Prinzip der Technik ist schnell erklärt: Die bereits vorhandene Röntgenröhre durchleuchtet den Patienten. Die digitale Röntgenplatte verarbeitet die Informationen und schickt die Aufnahmen binnen zwei Sekunden über eine Wlan-Verbindung auf den dazugehörigen Laptop.
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Neues Röntgengerät hilft der tiermedizinischen Versorgung
Der große Vorteil: Nicht jedes Tier muss für die Aufnahme in Narkose versetzt werden, zudem ist ein Einsatz in den Stallungen möglich. Das helfe, Untersuchungen zu verkürzen, denn mit dem neuen System gehören aufwändige Entwicklungsschritte und -zeiten von rund 15 Minuten je Bild und unscharfe Aufnahmen der Vergangenheit an.
Kerstin Ternes erinnert an eine Zahn-OP, die bei Tiger El-Roi durchgeführt werden musste. Die nötigen Röntgenaufnahmen seien ein logistischer Akt gewesen. In Narkose musste der stolze Tiger zum Röntgengerät in der Tierarztpraxis gebracht werden.
Die neue Technik gehört seit dem Jahreswechsel zur Diagnostik der Veterinärinnen. So kam es auch schon bei Baumratte Chico zum Einsatz. Der große Nager rutschte beim Klettern aus großer Höhe ab. Chico taumelte anschließend durchs Gehege. Vorsorglich sollte das Tier geröntgt werden, um Verletzungen der Knochen auszuschließen – und die Tierärztinnen konnten Entwarnung geben.
Hilfe für Vogel: Ein Ei saß fest
Auch bei Hornrabe Margot setzten die Veterinärinnen die Technik ein. Der sonst so aufgeweckte Vogel zeigte gegenüber den Pflegern untypische zurückhaltende Verhaltensmuster. „Im Röntgenbild haben wir dann ein Ei gesehen, das sich im Legeapparat festgesetzt hatte“, erklärt Bunert. Das Ei drückte auf innere Organe wie die Lunge. „Durch die Eingabe von Calcium haben wir die Muskelaktivität angeregt, sodass Margot das Ei zwei Tage später legte.“
>> Röntgenaufnahmen wandern in die Krankenakten der Tiere
- Laut Auskunft des Zoos soll die Technik nicht nur schnell, sondern auch feinfühlig sein. Geringe Dosen Röntgenstrahlen sollen ausreichen.
- Über einen Auslöser können die Tierärztinnen die Aufnahmen anfertigen. Die Mitarbeiter sind mit Strahlenschutzkleidung geschützt.
- Ist eine Aufnahme gemacht, kann diese im Nachgang außerdem digital verarbeitet und der jeweiligen Krankenakte eines Tieres beigefügt werden.
- Durch den portablen Einsatz des Röntgengeräts kann der Zoo Duisburg auch andere Tierparks bei tierischen Notfällen unterstützen, denn bislang sollen „nur wenige Zoos“ über diese technischen Möglichkeiten verfügen, erklären die Tierärztinnen.