Duisburg. Die Baustellen Rheinbrücke und Kreuz Kaiserberg machen es nötig: 5,5 Millionen Euro teure Schilder sollen den Verkehr um Duisburg herum lenken.

Mit zehn neuen digitalen Anzeigentafeln will die Autobahn GmbH des Bundes den Verkehr besser um Duisburg herum lenken. Auslöser ist der Neubau der Rheinbrücke Neuenkamp für die A 40, wo Bauarbeiten und die Wiegeanlagen immer wieder für Staus sorgen. 5,3 Millionen Euro kosten die Hinweisgeber, die neun Monate vor Eröffnung der Südbrücke vielleicht ein bisschen spät kommen. Helfen soll die Investition aber auch mit Blick auf die Sanierung des Kreuz Kaiserbergs und später beim Ausbau der A 59.

Die großen Verkehrsschilder werden auch „dWiSta“ genannt. Das steht für: dynamische Wegweiser mit integrierten Stauinformationen. Sie sollen vor allem den Transitverkehr frühzeitig umlenken, so dass Duisburg großräumig umfahren werden kann. Die Schilder stehen auf der A 3 vor dem Kreuz Ratingen-Ost, auf der A 40 vor dem Autobahndreieck Essen-Ost und vor dem Autobahnkreuz Moers sowie auf der A 57 vor dem Kreuz Meerbusch und vor dem Kreuz Kamp-Lintfort.

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Verkehr rund um Duisburg wird im Drei-Schicht-Betrieb aus Leverkusen gelenkt

Die Steuerung erfolgt durch die Verkehrszentrale Leverkusen. Hier sitzen Operatoren im Drei-Schicht-Betrieb vor jeweils sieben Bildschirmen, beobachten Verkehrsflüsse, schauen auf Livestream-Bilder von Standspuren, die sie bei Bedarf freigeben können und kontrollieren, was die Automatik berechnet hat, um Staus zu verhindern.

Der Idealzustand ist daher, wenn die Anzeigetafeln schwarz bleiben, betont Stephan Krenz, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Autobahn GmbH. Denn dann läuft der Verkehr störungsfrei. 2200 Autobahn-Kilometer werden von hier aus überwacht. Nach China und den USA habe Deutschland das größte Autobahnnetz weltweit. Da jeder Stau unnötig den CO2-Ausstoß erhöhe, sei flüssiger Verkehr auch klimapolitisch ein wichtiges Ziel.

Tafeln benennen auch die längere Fahrtzeit für eine bestimmte Route

Durch die neuen Hinweisgeber könne man dynamischer auf das Verkehrsgeschehen reagieren, sagt Dr. Anja Estel, die Leiterin der Verkehrszentrale Leverkusen. Das neue Design der Tafeln ermögliche mehr Text auf vier statt drei Zeilen.

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Damit die Verkehrsteilnehmer eine höhere Chance haben, mitzubekommen, was sie nun tun sollen, gibt es hintereinander jeweils zwei solcher Tafeln vor einem Verkehrsknotenpunkt. Die Erste soll Aufmerksamkeit erzeugen, die Zweite dann konzentrierter gelesen werden können. Mehrsprachig sei das nicht möglich, aber Fernfahrer aus dem Ausland würden über die Nummer der Autobahn und die numerische Angabe der Verlustzeit (beispielsweise „+10“ für zehn Minuten längere Fahrtzeit) auch informiert.

Viele „Brücken mit Ablaufdatum“

Oliver Luksic, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, machte bei der Einweihung einen Dreisatz auf, der die Notwendigkeit der Investition belegen soll: Steigende Bevölkerungszahlen plus Wirtschaft auf langfristigem Wachstumspfad plus zusätzlich 34 Prozent mehr Güterverkehr bis 2040 machen solche Verkehrsprogramme nötig. Nicht zuletzt wegen der vielen „Brücken mit Ablaufdatum“.

Es müsse darum gehen, die Kapazitäten zu verteilen und, wo nötig, alternative Rheinbrücken zu nutzen. Solche Schilderbrücken seien auch eine Investition in die Verkehrssicherheit, sagt Luksic. Das nächste Ziel sei, sie untereinander in ganz Deutschland zu verknüpfen, „das fehlt noch“.

Der Neubau der Rheinbrücke Neuenkamp für die A 40 sorgt ebenso wie die Sanierung am Kreuz Kaiserberg in Duisburg für Staus.
Der Neubau der Rheinbrücke Neuenkamp für die A 40 sorgt ebenso wie die Sanierung am Kreuz Kaiserberg in Duisburg für Staus. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Routenplaner helfen individuell, die Verkehrsplaner strategisch

Warum solche digitalen Anlagen in Zeiten von Google Maps und anderen Routenplanern nötig sind, verdeutlicht Dr. Anja Estel: „Navi-Anbieter empfehlen individuelle Routen, wir publizieren hingegen strategische Routen.“ Sie appelliert an die Autofahrer, den Empfehlungen auf den Schilderbrücken zu folgen, „wir wissen, welche Sperrungen noch kommen“. Außerdem kaufe die Verkehrszentrale „minütlich Daten“ zum Beispiel von Handyanbietern, um sie ergänzt von den Ergebnissen aus der Schleifen- und Witterungssensorik in der Strecke zu Reiseinformationen zusammenzurechnen. „Hinter den Hinweistafeln steckt ein komplexes, kleinteiliges Geschäft.“

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Langfristig sollen Anbieter von Navigationsgeräten mit den strategischen Reiseempfehlungen arbeiten können. Untersuchungen hätten ergeben, dass Fahrer den Umleitungen am ehesten folgen, wenn Navi und digitale Verkehrssteuerung das gleiche raten, sagt Estel.

>> Verkehrssteuerung in NRW

  • Mit den zehn neuen gibt es insgesamt 142 digitale Hinweistafeln für den Verkehr in NRW.
  • Die ältesten sind von 2006 und müssen demnächst auch erneuert werden. Um alle wesentlichen Punkte in NRW abzudecken, sind 175 solcher Schilderbrücken nötig.
  • Die digitalen Verkehrszeichen haben die gleiche Gültigkeit wie Blechschilder. Temporäre Tempolimits sollen den Verkehrsfluss länger stabil halten. Eine höhere Geschwindigkeit und damit verbundene häufigere Spurwechsel könnten bei dichtem Verkehr zu mehr Stau führen, erklärt Dr. Anja Estel von der Verkehrszentrale Leverkusen. „Die Tafeln wirken.“