Duisburg. Beim Rosenmontagszug in Duisburg laufen 2023 keine Pferde mit. Die Gründe und wie die Prinzengarde über den zukünftigen Einsatz der Tiere denkt.
Im Duisburger Rosenmontagszug werden in diesem Jahr keine Pferde mitlaufen. Das erklärt die Prinzengarde der Stadt auf Nachfrage der Redaktion. Grund für den Bruch mit der Tradition ist die geringe Verfügbarkeit von Pferden in Schulbetrieben, erklärt Andreas Schmitz, Reiterkorpsführer der Ehrengarde.
„Einige Lehrbetriebe haben Pferde abgegeben“, sagt Schmitz. Eine Folge der Corona-Pandemie, so der erfahrene Reiter. Somit gebe es weniger Betriebe und Gestütsbesitzer, die Pferde für Brauchtumsumzüge zur Verfügung stellen. In der Regel laufen bei Karnevalszügen Leihpferde mit, die Tiere sind Menschenmassen gewohnt und sie trainieren, mit ungewöhnlichen Stressfaktoren umzugehen. Zum Training zählt eine sogenannte Gelassenheitsprüfung.
Pferde haben bei der Prinzengarde in Duisburg eine lange Tradition
Die Prinzengarde der Stadt Duisburg verfügt über 14 Reiter, die in vielen Stunden, über das Jahr und in einer Ausbildung den Umgang mit den Tieren erlernt haben. „Wir haben erfahrene Reiter, auch ambitionierte Turnierreiter“, sagt Andreas Schmitz. Regelmäßig werde auf verschiedenen Pferden trainiert, denn „nicht jedes Pferd und jeder Reiter harmonieren“, erklärt Schmitz.
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Pferde haben bei der Prinzengarde eine lange Tradition: Fred Bernards, ein alter Karnevalist, so verrät es die Chronik der Prinzengarde, rief einige Herren zusammen, um im Rosenmontagszug 1937 mit einer Truppe zu Pferde den Prinzenwagen zu begleiten. Die von ihnen getragenen Uniformen stammten aus dem Fundus des Duisburger Stadt-Theaters.
Aus dieser kleinen karnevalistischen Truppe von sechs Reitern, die sich die Prinzengarde nannte und dem Prinzen Paul II. das Geleit gab, entwickelte sich eine Karnevalsgesellschaft, die heute mit führend im Duisburger Karneval ist. Die Geschichte der Prinzengarde ist somit eng mit dem Pferd verwoben und auch das Wappen zeigt Ross und Reiter.
Neue Leitlinien für den Einsatz von Pferden im Karneval
Beim diesjährigen Rosenmontagszug in Duisburg wären erstmals die neuen Leitlinien für Pferde im Karneval zum Zuge gekommen, die laut Landesumweltministerium „einen größtmöglichen Schutz der Pferde und der Sicherheit von Beteiligten und Zuschauern der Veranstaltung gewährleisten“ sollen. Die Vorgaben waren bereits Anfang 2022 von der nordrhein-westfälischen Landesregierung veröffentlicht worden. Bekanntlich wurde der Umzug im Vorjahr aber abgesagt.
In den NRW-weiten Vorgaben heißt es unter anderem, dass Pferde idealerweise am Anfang oder am Ende des Zuges zu positionieren sind. Die Aufstellung vor oder hinter einer Musikkapelle ist „zu vermeiden“, heißt es in dem Regelwerk. Für die Tiere soll es Dopingkontrollen geben, entlang der Strecke müssen mehrere Möglichkeiten vorhanden sein, Pferde aus dem Zug herauszunehmen. Innerhalb von zehn Minuten muss entlang der Strecke eine tierärztliche Betreuung gewährleistet sein.
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Für die Reiter gilt ein Alkohol-, Rauch- und Handyverbot. Sie müssen viele Reitstunden nachweisen und dürfen nicht zu schwer sein, erlaubt sind höchstens 15 Prozent des Pferdegewichts. Bei Verstößen muss nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums das zuständige Veterinäramt einschreiten. Die Regelungen gelten auch für Umzüge bei Schützenfesten.
Tierschutzbund: Strengere Vorgaben reichen nicht aus
Für den Deutschen Tierschutzbund sind die strengeren Vorgaben nicht ausreichend. „Lärm, Gedränge und fliegendes Wurfmaterial stellen nach wie vor einen erheblichen Stressfaktor für die Fluchttiere dar“, argumentieren die Tierschützer. Ein Training könne nur bedingt dabei helfen, die sensiblen Pferde auf solche Einsätze vorzubereiten.
Grundsätzlich sollte man sich fragen, so der Tierschutzbund weiter, ob Traditionsgründe allein dazu berechtigen, Pferde einer solchen Belastung auszusetzen. Der Verband plädiert dafür, ganz auf den Einsatz zu verzichten. So wird es seit diesem Jahr in Bonn gehandhabt. Dort sind im Rosenmontagszug per Beschluss des Festausschusses keine Pferde mehr erlaubt.
Prinzengarde möchte 2024 auf dem Pferd zurückkehren
In den Karnevalshochburgen ist das anders: Im Kölner Karneval kommen laut Angaben der Deutschen Presse-Agentur 270 Pferde zum Einsatz, im Düsseldorfer Zug sind es rund 40 Tiere. Auch die Prinzengarde, die einzige Gesellschaft, die laut Zugleiter Jürgen Köster in Duisburg Pferde einsetzt, möchte 2024 wieder mit Reitern am Zug teilnehmen, erklärt Andreas Schmitz. „Wir haben das Bestreben, wenn wir wieder passende Pferde bekommen und dann geltende Bestimmungen umsetzbar sind.“