Duisburg. Volles Haus bei Bodo Albes: Der Karnevals-Riese bietet in Duisburg mehr als 1200 verschiedene Kostüme an. Diese Verkleidungen sind 2023 gefragt.

Noch stehen sie in ihrer Alltagskluft in der langen Schlange an der Kasse bei Bodo Albes in Duisburg. Ein Blick in ihre Hände verrät aber, in welche Rollen sie in der fünften Jahreszeit schlüpfen werden: Kleopatra, FBI-Agenten und ein Eisbär warten geduldig. Das Geschäft an der Ruhrorter Straße gilt als wahre Fundgrube für Karnevalskostüme und mag wohl fast jeden jecken Wunsch erfüllen.

Ein Geheimtipp ist der Laden aber nicht, denn zum Bild gehören in diesen Tagen die gedrängt vollen Gänge. Am Freitagnachmittag gibt es kaum ein Durchkommen. Mehr als 500 zahlende Kunden sollen so kurz vor Karneval täglich in den Laden strömen, der aktuell eine Stunde länger geöffnet hat, um dem Ansturm gerecht zu werden. Insgesamt vier Wochen – und in diesem Jahr früher als sonst – herrscht im Laden Halligalli. „Am Mittwoch vor Altweiber“, so Bodo Albes, ist der Andrang besonders groß.

„Man hat oft das Gefühl, es fahren Reisebusse vor, die die Kunden abladen“, sagt Melina Timm. Seit 22 Jahren gehört sie zum Team und beschäftigt sich im Hause Albes das ganze Jahr mit der Narrenzeit. Die Geschäftsführerin kauft die Kostüme, Perücken und den ganzen Karnevals-Kokolores ein.

Bodo Albes in Duisburg: Diese Kostüme sind 2023 beliebt

Tausende Kostüme hängen an Kleiderstangen auf der zugestellten Fläche, die 1100 Quadratmeter misst und bis zum letzten Winkel vollgestopft ist. So mancher Kunde verliert bei dem bunten Sammelsurium und zwischen Ramsch und Chic den Überblick, den Melina Timm hingegen immer behält.

Männer und Frauen haben eigene Bereiche, die Abteilungen für Kinderkostüme sind ebenfalls nach Geschlechtern sortiert. Selbst für die Kleinsten gibt es Verkleidungen. „Die Baby-Kostüme für Kinder von 6 bis 24 Monate laufen sehr gut“, erzählt Timm. Feen sind gefragt bei Mädchen, Polizisten und Piraten bei Jungen. Erwachsene sind oft pragmatisch: Sie greifen häufig zu plüschigen Ganzkörperkostümen. Duisburg ist eben nicht Rio de Janeiro.

„Wednesday“-Kostüm war sehr schnell ausverkauft

Während ein kleiner Junge mit seiner Plastik-Pistole durch die Gänge rennt, läuft über die Lautsprecher nicht Kölsche Folklore, sondern der 90er-Jahre-Knaller „Rhythm Of The Night“. Die Eurodance-Hymne ist wohl auch Vorbote für das, was beim Straßenkarneval in Duisburg am Körper gefragt ist. Dabei reicht die modische Zeitreise noch weiter zurück: Neon und bunte Jogginganzüge sind beliebt. Der Renner bei Bodo Albes: ein Zweiteiler in Bieroptik. Ein „Wednesday Addams“-Kostüm aus dem Netflix-Hit des Jahres war ruckzuck ausverkauft.

Ein Jogginganzug in Bieroptik gehört zu den Bestsellern bei Bodo Albes. Beliebt sind auch Neon-Farben.
Ein Jogginganzug in Bieroptik gehört zu den Bestsellern bei Bodo Albes. Beliebt sind auch Neon-Farben. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Was Kostüme bei Bodo Albes in Duisburg kosten

Die Preise für Kinderkostüme beginnen bei acht Euro, für Erwachsene geht es mit zehn Euro los. Die teuersten Verkleidungen kosten 60 Euro – dafür gibt es dann ein Charleston-Kleid oder ein Steampunk-Kostüm. Bodo Albes arbeitet hauptsächlich mit sechs Lieferanten zusammen, etwa aus Spanien, die zum Teil auch über Lizenzen für die beliebtesten Film- und Comicfiguren verfügen.

Auf seinem Schreibtisch im Büro liegt ein dicker Katalog mit Kostümen. Bereits im Mai und somit nicht lange nach Aschermittwoch, wenn alles vorbei ist, geht die Planung für das neue Jahr los und die Kostüme werden geordert. Der Blick geht dabei auch in die Domstadt: Was dieses Jahr an Karneval in Köln getragen wird, findet seinen Weg in so manchen Katalog.

„2010 haben wir mit ein paar Paletten angefangen“, erzählt Bodo Albes, wie er auf das Kostümgeschäft gekommen ist. Los ging es damals mit 6000 Euro Umsatz, dann wuchs die Fläche und es wurden 25.000 Euro, schnell war auch ein sechsstelliger Umsatz erreicht. „Heute reden wir nicht über Zahlen“, sagt Albes und lacht. Die Kostüme und Accessoires sind mittlerweile das ganze Jahr verfügbar.

Bis mittags werden am Rosenmontag noch Kunden in den Laden strömen. „Danach kannst du eine Stecknadel fallen hören“, sagt Timm. Für sie steht beim Zug „Recherche“ an. Dann schaut sie, welche Kostüme beim Straßenkarneval beliebt – und 2024 wieder an der Kleiderstange bei Bodo Albes zu finden sind.

Lea und Melina sind noch auf der Suche nach einem Karnevalskostüm.
Lea und Melina sind noch auf der Suche nach einem Karnevalskostüm. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

>> KARNEVAL: EUPHORIE HERRSCHT

  • Bodo Albes und Melina Timm verspüren nach „zwei bescheidenen Jahren“ und Corona-Absagen bei den Menschen eine große Euphorie und einen „Nachholbedarf“. Gerade den Kindern wird viel gegönnt, erzählen sie.
  • Schon Halloween und Silvester waren Begeisterung und Freude zu verspüren. Bodo Albes zählt zu den größten Anbietern der Region, die Feuerwerk an drei Tagen im Jahr verkaufen dürfen. „Silvester waren wir am zweiten Tag ausverkauft.“ Ein Novum für den Händler.