Duisburg. Seit sechs Jahren sammelt Heinz Bieske (78) alles zur Geschichte der Duisburger Prinzengarde. Er wünscht sich noch mehr Material – und Besucher.

Wer das Archiv der Duisburger Prinzengarde an der Sympherstraße im Meidericher Hafengebiet betritt, findet Heinz Bieske meist bei eher ungewöhnlichen Tätigkeiten. Zum Beispiel, wenn er historische Uniformen aufbügelt oder sämtliche Dienstgradabzeichen der Garde in der richtigen Reihenfolge auf eine Tafel heftet und beschriftet. Der 78-jährige Neudorfer ist so etwas wie das Gedächtnis der Karnevalsgesellschaft. In den vergangenen gut sechs Jahren hat er ein Archiv aufgebaut, das schon ein richtiges kleines Museum ist.

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85 Jahre ist die „Ehrengarde des Prinzen Karneval“ nun schon alt. 1937 wurde sie gegründet. Und erregte schon beim ersten Auftritt am Rosenmontag 1938 kräftig Aufsehen. Weil da beinahe 200 Mann mit Konfetti-Kanone, Marktenderwagen und eigener Feldpost aufmarschierten. „Aus dieser Zeit gibt es leider sehr wenige Dokumente oder Fotos“, bedauert Heinz Bieske.

Archiv der Duisburger Prinzengarde: Alte Uniformen, Orden und eine falsche Standarte

Orden, Pokale, historische Uniformstücke, Fotos und Dokumente knubbeln sich in den Räumen des Duisburger Prinzengarde-Archivs.
Orden, Pokale, historische Uniformstücke, Fotos und Dokumente knubbeln sich in den Räumen des Duisburger Prinzengarde-Archivs. © Bodo Malsch

Immerhin besitzt das Archiv noch eine frühe Litewka. Das zweireihig geknöpfte Kleidungsstück, das bis heute getragen wird, wenn nicht die Parade-Klamottage mit Dreispitz gefragt ist, hatte anfangs nämlich eine bemerkenswerte Eigenschaft: Es war knallrot. Warum es damals derart drastisch von dem ansonsten bis heute bevorzugten Creme-Weiß der Garde abwich, kann leider niemand mehr erklären.

Orden besitzt das Archiv natürlich reichlich. Und nicht nur jene, die die Prinzengarde selbst verlieh, sondern auch solche, die man bei Besuchen im In- und Ausland erhielt: München, Berlin, Wien, Salzburg, Paris, um nur einige zu nennen.

Stolz auf rare Einzelstücke

Stolz ist Heinz Bieske auf rare Einzelstücke, wie einen alten Sattel nebst Satteldecke des Reiterkorps und eine ganz besondere Standarte. „Reitercorp“ kann man darauf lesen. Da fehlt was. Bei Münzen würde man wohl von einem Fehldruck sprechen. Auch die Uniform eines Fahnenschwenkers – ja, sowas hatte die Prinzengarde auch mal – steht im Archiv.

Mitsamt der bestickten Weste, die an die sogenannte Supra-Weste eines preußischen Karde-Kürassiers erinnert. „Die alten Uniformen kann man sofort erkennen“, weiß Bieske. „Da sind die Borten im Lauf der Zeit ganz dunkel geworden, weil sie noch mit echten Metallfäden gestickt wurden.“

Archiv-Chef wünscht sich mehr Besucher

Dieser aus der Feder von Paul Bergs, dem ersten Präsidenten der Duisburger Prinzengrade, stammende Reim, hängt über dem Eingang des Archivs.
Dieser aus der Feder von Paul Bergs, dem ersten Präsidenten der Duisburger Prinzengrade, stammende Reim, hängt über dem Eingang des Archivs. © Bodo Malsch

Besonders freut sich Heinz Bieske über Original-Dokumente. Den 1937 von Matthias Lixenfeld geschriebenen Prinzengarde-Marsch besitzt das Archiv in einer Handschrift des Duisburger Komponisten. „Manchmal finden aus einem Nachlass auch alte Rechnungen den Weg hierher“, berichtet Bieske. „Es ist schon spannend, was früher Künstler kosteten“, grinst er. Nicht selten, vergesse er beim Studieren solcher Unterlagen die Zeit, gibt Bieske zu. „Und sogar das Essen.“

Alle Ehrenoffiziere der Garde dokumentiert

2016 hat er begonnen, das Archiv anzulegen, in dem auch alle Ehrenoffiziere der Garde dokumentiert sind. Mit Hilfe seiner beiden Mitstreiter Christoph Bieske und Bernd Ryback hat er eine Sammlung aufgebaut, die Karnevalisten und Fans des närrischen Treibens gesehen haben sollten. „Aber es ist noch viel zu tun“, so der General der Prinzengarde, der 45 Jahre nach seinem Eintritt in die Garde ein Museum kommandiert.

„Wir suchen zum Beispiel nach bewegten Bildern, die die Geschichte der Garde dokumentieren. Das Format ist egal. Wer irgendwas auf Kleinfilm oder Videokassette hat, möge uns das bitte ausleihen. Er bekommt das Material zurück, wenn wir es digitalisiert haben.“

Lückenlos fotografisch dokumentiert sind dagegen die Ehrenoffiziere der Gesellschaft, die von Bernard Dietz bis Jürgen Drews reichen. Eines aber vermisst Heinz Bieske fast noch mehr als die Sammelobjekte, die vermutlich noch in etlichen Kellern und auf Dachböden schlummern: Besucher.

>> ARCHIV DER DUISBURGER PRINZENGARDE: TERMIN FÜR BESUCH VEREINBAREN

  • Feste Öffnungszeiten hat das Archiv der Duisburger Prinzengarde nicht.
  • Aber Heinz Bieske freut sich über jeden Anrufer, der mit ihm einen Termin vereinbaren möchte. Erreichbar sind er und sein Anrufbeantworter unter 0203/35 04 74.