Duisburg. Prunksitzung der Prinzengarde Duisburg: Hier gibt es die Höhepunkte mit vielen Bildern. Und: Wer im Opernhaus einen Ballermann-Hit anstimmte.
Verkehrte Welt. Im Duisburger Opernhaus sitzt der Chor am Samstag auf den Rängen. Egal, wer bei der Prunksitzung der Prinzengarde auf der Bühne den Ton angibt, die Jecken im Publikum singen lauthals mit. Bei Trompeter Lutz Kniep reichen gar die ersten Töne der Melodie eines Klassikers der Kölner-Kultband „Bläck Fööss“ – und das närrische Volk liefert den Text: „Drink doch ene met, stell disch net esu ann...“
Was das Archiv der Prinzengarde in Duisburg zu bieten hatDiesen Elan verliert das kostümierte Volk in keiner Sekunde der vierstündigen Prunksitzung. Das Publikum klebt bei der wichtigsten Veranstaltung der Prinzengarde an den Lippen der Künstler auf der Bühne. Was kein Wunder ist: Es gibt ja keine Ablenkung durch Essen oder Trinken oder Gewusel am Tisch wie sonst im Karneval. Dafür muss die Pause reichen.
Ballermann-Hit „Layla“ im Duisburger Opernhaus
Ansonsten haben alle konzentriert Spaß. Und das mit Niveau. Und mit vorgespieltem Respekt vor dem hohen Haus. „Ich wollte schon immer mal das Lied Layla in der Oper singen“, witzelt Benjamin Simmat vom Comedy-Duo Firlefanz und der Saal stimmt spontan ein: „Die wunderschöne Layla. Sie ist schöner, jünger…“
Vor Corona war die Veranstaltung immer ausverkauft. Nun bleibt die Hälfte der Plätze leer. Weil sich die Narren gut verteilen, fällt das nicht so auf. „Viele unserer meist älteren Besucher haben wohl immer noch Angst vor dem Virus“, glaubt Luis Larisch, seit September Geschäftsführer der drittältesten Karnevalsgesellschaft in Duisburg. Das zeigte schon der Kartenverkauf im Vorfeld.
Einige Alltagshelden der Corona-Zeit bei der Prunksitzung
Also machte die gewiefte Prinzengarde aus der Not eine Tugend und lud die Alltagshelden der Corona-Zeit zur Sitzung ins Opernhaus ein. Polizei und Feuerwehr in Duisburg lehnten dankend ab. Sie müssen Neutralität wahren und wollen ihre Mitarbeiter nicht in Schwierigkeiten bringen wegen eines zu versteuernden geldwerten Vorteils.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Von den insgesamt 17 angeschriebenen Krankenhäusern in Duisburg ermöglichten immerhin zwei ihren Mitarbeitenden die Teilnahme. Schließlich waren 20 dabei. „Wir bedanken uns bei den Alltagshelden für die aufopferungsvolle Arbeit“, sagt Sitzungspräsident Klaus Fuhrmann.
Gelungene Mischung aus Spaß, Tempo und Energie
„Wir sind wieder da. Ein echter Jeck wird niemals untergehen“, singt Kai-Uwe I., Prinz der Stadt Duisburg. Für seine Tollität samt Gefolge ist die Prunksitzung ein Heimspiel, ist er doch bei der Prinzengarde aktiv im Vorstand. „Wir sind unheimlich stolz, hier auf der Bühne zu stehen“, so der Prinz und ergänzt: „Damit der Clown auch wieder lacht, lassen wir die Narren an die Macht.“ Denn in einer Zeit schlechter Nachrichten ist Humor wichtiger denn je, haben sich die Karnevalisten gedacht und sorgen für ein Programm mit einer gelungenen Mischung aus Spaß, Tempo und Energie.
Den Auftakt liefern Tanzmariechen Luzie und Tanzoffizier Tim. Sie müssen am nächsten Tag auf ein Turnier und dürfen als Erste auf die Bühne. Dort beweisen sie, was ihnen steckt. Auch Tanzmariechen Lisa schlägt ein Rad nach dem anderen. Sie berührt mit dem Fußspann beinahe ihre Stirn, so hoch schwingt das Bein. Sie gibt alles – wohlwissend, dass es nach zehn Jahren bei der Prinzengarde ihr letzter Auftritt ist. Ein sentimentaler Moment für den Sitzungspräsidenten und das Tanzmariechen.
Akrobatische Höchstleistungen
Vorher zeigt die vereinseigene Tanzgarde ihre Qualität. Beim Sprung in den Spagat halten die Zuschauer zwangsläufig den Atem an. Akrobatik pur liefert auch das Tanzcorps Agrippa Colonia. Die Tänzerinnen wirbeln durch die Luft, als wären sie für den Abend dem Zirkus Flic Flac entflohen. Dabei sind sie mit dem Bus aus Köln angereist. In ihren rot-weißen Kostümen, passenderweise auch die Farben der Duisburger Prinzengarde, bringen sie die Bühnenbretter zum Schwingen. Das Publikum dankt mit tosendem Applaus. Und die Kapelle spendet erneut eine Rakete für die tänzerische Höchstleistung.
„Wenn man lacht und Spaß hat, hat man keine Zeit, Kriege zu führen“, sagt Heinz Rüdiger, der zusammen mit dem Clown und Akrobaten Rudi auf der Bühne steht. Bei der Nummer wird wieder klar in Erinnerung gerufen, dass die Sitzung in der Oper stattfindet. Denn Heinz Rüdiger kann richtig gut singen, wie er nicht nur bei dem Lied „Con te partiró“ von Andrea Bocelli unter Beweis stellt.
Die erste Rakete des Abends erntet aber der Kabarettist Peter Löhrmann. Er testet mit einem Gassenhauer nach dem anderen, wie textsicher sein Publikum ist. So bereitet er das Fundament für das „Singende Opernhaus“. Denn einmal angefixt, hören die Narren gar nicht mehr auf zu singen. Sie danken damit der Prinzengarde für einen tollen Abend und auch für den Mut, diese Prunksitzung in der Nach-Corona-Zeit auf die Beine gestellt zu haben.
Prunksitzung im Opernhaus
>> BÄRBEL BAS IST EHRENDAME DER PRINZENGARDE DUISBURG
- Eine besondere Ehrung wurde der Bundestagspräsidentin Bärbel Bas vor einer Woche durch die Prinzengarde zuteil. Die Duisburgerin darf sich Ehrendame nennen.
- Bas ist in der 86-jährigen Geschichte der Prinzengarde erst die dritte Frau, die mit Mütze und Orden aufgenommen wurde.
