Duisburg. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas ist nun Ehrendame der Prinzengarde Duisburg. Nach der Ehrung nahm ihr Tag eine überraschende Entwicklung.
Normalerweise heißt es ja Ehrenoffizier. Aber eine Frau kann kein Offizier sein. Jedenfalls nicht bei der Prinzengarde Duisburg. Das Gegenstück zum Ehrenoffizier heißt daher Ehrendame. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) trägt diesen Titel in ihrer Heimatstadt seit Samstag, mit viel Charme und noch mehr Spaß an der Sache. Nach ihrer Auszeichnung stürzte sie sich ins närrische Getriebe und war den Rest des Tages als Prinzenbegleitung unterwegs. So wie das ein Prinzengardist nun einmal tut.
Der Tag hatte festlich, aber eher ruhig begonnen. Die Prinzengarde lud das Korps à la Suite – woanders heißt das etwas bescheidener Senat – zum traditionellen Herrenessen in den Duisburger Hof ein. Ralf Jäger, Staatsminister a.D., griff die Sache mit dem Gender-Problem bei der Garde in seiner Laudatio für Bärbel Bas humorig auf. „Herrenessen mit Dame“ habe auf der Einladung gestanden. „Welchem Tausendsassa ist das denn eigentlich eingefallen? Im 21. Jahrhundert!“
Ralf Jäger hält in Duisburg die Laudatio auf Bärbel Bas
Und Jäger machte deutlich, wie man beispielsweise die Anrede Ehrenrittmeister korrekt übersetzen müsse: „Liebe ehrenhalber meisterlich Reitende.“ Bärbel Bas ist in der 86-jährigen Geschichte der Prinzengarde erst die 3. Frau, die mit Mütze und Orden aufgenommen wurde. Die 54-Jährige, die ihre politische Karriere in der SPD-Betriebsgruppe der DVG begann, seit 2009 ein Bundestagsmandat hat und dem Hohen Hause seit 2021 vorsitzt, sei „ein echter Kerl“, so Jäger. Das könne man regelmäßig feststellen, wenn sie auf ihrer Harley 911-er Porsche-Fahrer in der Midlife-Krise hinter sich lasse, schmunzelte der Weggefährte der Duisburger SPD.
Bärbel Bas dankte für die Auszeichnung mit einem schelmischen Augenzwinkern. „Auf meiner Einladung war die Anrede Herr durchgestrichen und handschriftlich durch Frau ersetzt worden. Aber der Strich war erkennbar sehr liebevoll gezogen worden.“ Immerhin habe sie der Hinweis auf den den Dress-Code erfreut. Während in Berlin gerne Abendkleider verlangt würden, habe die Prinzengarde nur einen dunklen Anzug verlangt. „Das ist mir sehr sympathisch.“
Bärbel Bas stürzte sich ins karnevalistische Treiben
Die Duisburgerin sei eine „Bundestagspräsidentin zum Anfassen“ hatte Ralf Jäger über Bärbel Bas gesagt. Was die im weiteren Verlauf des Tages auf umwerfende Weise unter Beweis stellte. „Komm doch einfach heute mal mit uns mit“, schlug Hofmarschall und Hauptausschuss-Präsident Michel Jansen ihr beim Nachtisch des Herrenessens vor. Und Bärbel machte. „Einfach hinterherfahren“, lautete die Anweisung an ihren Fahrer. Und während die Frau Bundestagspräsidentin mal im Prinzenbus, mal im Gardisten-Fahrzeug feierte, kutschierte der gelassene Berliner in der Limousine fröhliche Karnevalisten durch die Lande.
„Bärbel, Aufstellung!“ Auf solche Kommandos reagierte die neue Prinzengardistin prompt. Und so zog sie bis tief in die Nacht als Teil der prinzlichen Eskorte in Säle ein und wieder aus. Und wurde dafür vom Publikum mindestens so gefeiert wie Kai-Uwe I.
Den letzten Auftritt absolvierte die um eine Power-Frau verstärkte Crew weit nach Mitternacht beim KKC in Kettwig, wo die Besucherinnen der „Ladies Night“ Bauklötze staunten, wen ein Duisburger Prinz so alles im Gefolge hat. Staunen werden beim Lesen dieser Zeilen vermutlich auch die Personenschützer vom Bundeskriminalamt. Wenn man gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen Glauben schenken darf, wussten die nämlich nichts vom spontanen närrischen Ausflug der höchsten Frau im Staate.