Duisburg. Organisatorische Veränderungen und neue Stellen sollen das Duisburger Ausländeramt schneller machen. Einen Video-Austausch gibt’s für Betroffene.

Organisatorische Veränderungen, Sonderprojekte und 15 neue Stellen – damit reagiert die Stadtverwaltung auf die anhaltende Kritik an der Ausländerbehörde in Duisburg. Dort warten Bürger bis zu vier Monaten auf einen Termin. Die Hoffnung auf schnelle Verbesserung dämpft Michael Rüscher, seit Anfang des Jahres neuer Dezernent für Wirtschaft und Ordnung: „Es wird uns nicht von heute auf morgen gelingen, die Situation abzumildern.“

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In den drei Außenstellen in Hamborn, Rheinhausen und Buchholz werden 15 weitere Stellen eingerichtet, kündigt die Verwaltung an. Wann die Verstärkung wirksam wird, steht noch in den Sternen: „Die neuen Kolleginnen und Kollegen müssen zunächst gefunden und eingearbeitet werden müssen“, sagt Rüscher. Allein die Einarbeitung in das komplexe Ausländerrecht dauere bis zu einem Jahr.

„Sonderprojekt“ für neue türkische Pässe soll im Februar starten

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Mit „zusätzlichen Mitarbeitenden“ soll Mitte Februar ein Sonderprojekt für die Übertragung der Niederlassungserlaubnis in die neuen türkischen Pässe sorgen – darauf warten sehr viele Duisburg, dieser Rückstand ist Anlass vieler Beschwerden. „Wöchentlich können rund 300 Termine zusätzlich angeboten werden“, verspricht die Behörde.

Aushelfen soll der Bürgerservice der Bezirksämter: Er übernimmt vorübergehend die Anmeldungen/Ummeldungen innerhalb Deutschlands von Ausländern aus Nicht-EU-Staaten mit gültigem Aufenthaltstitel. Mit einem Schreiben, dass die Betroffenen in Kürze erhalten sollen, können sie einen Termin vereinbaren.

Doppeltes Dilemma: Steigende Arbeitsbelastung bei chronischer Unterbesetzung

Melih Keser (Grüne) lädt Betroffene am nächsten Sonntag zu einem Online-Austausch über die Situation in der Duisburger Ausländerbehörde ein.
Melih Keser (Grüne) lädt Betroffene am nächsten Sonntag zu einem Online-Austausch über die Situation in der Duisburger Ausländerbehörde ein. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Die Behörde steckt in einem doppelten Dilemma: Durch Flucht und Zuwanderung ist das Arbeitsaufkommen stark gestiegen, gleichzeitig leidet das Amt unter chronischer Unterbesetzung. Auch wegen der hohen Belastung ist die Aufgabe nicht begehrt. Weil zu wenige Mitarbeitende langfristig im Ausländeramt tätig sind, ständig neue eingearbeitet werden müssen, verlangsamt sich das Tempo. Das soll sich durch elektronische Akten für die rund 110.000 Duisburger ohne deutschen Pass steigern – solange die Digitalisierung läuft, bindet sie aber ebenfalls Arbeitskraft.

Die Ausländerbehörde verfügt über 156 Stellen, davon 70 in den drei Außenstellen. Nachdem Anfang 2022 noch 30 Arbeitsplätze nicht besetzt waren, währte im vergangenen Sommer die Freude über eine Vollbesetzung kurz – sieben erfahrene Mitarbeitende wechselten verwaltungsintern, zuletzt waren wieder 16 Stellen unbesetzt, berichtete Amtsleiter Thomas Freitag im November.

„Die aktuelle Situation in unseren Ausländerbehörden entspricht nicht unseren eigenen Ansprüchen eines Service für die Bürgerinnen und Bürger“, versichert der neue Ordnungsdezernent Michael Rüscher: „Wir arbeiten intensiv daran, die Wartezeiten zu verringern.“

Online-Austausch für Betroffene am nächsten Sonntag

Zu einem Austausch über die Probleme bei der Ausländerbehörde lädt der Melih Keser (Grüne) Betroffene in ein Online-Gespräch ein. Es beginnt am kommenden Sonntag, 29. Januar, um 12 Uhr. „Wir wollen gemeinsam überlegen, wie es Verbesserungen für die Bürger und die Mitarbeitenden geben kann“, so Keser. Eine weitere Gesprächsrunde mit Mandatsträgern aus der Kommunalpolitik könne folgen. Den Link zur Video-Gespräch gibt’s nach der Anmeldung per E-Mail unter: melih-keser@hotmail.de