Duisburg. Rund 6500 Ukrainer sind vor dem Krieg nach Duisburg geflüchtet. So steht’s fast ein Jahr nach Kriegsbeginn um Unterbringung, Arbeit und Schule.

Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs hat Duisburg 6539 Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen (Stand: 3. Januar). Das sind 406 Menschen mehr als die Stadt gemäß der Aufnahmequote unterbringen muss. „Wir liegen aktuell bei 106 Prozent. Solange nicht deutlich mehr Geflüchtete nach Deutschland kommen, rechnen wir nicht mit weiteren Zuweisungen“, berichtete nun Sozialdezernentin Astrid Neese dem Ausschuss für Arbeit, Soziales und Gesundheit.

Unter den Geflüchteten sind 4409 Erwachsene, 454 Kinder unter sieben Jahren, 1387 Kinder zwischen sieben und 18 Jahren (Stand 30. November). 626 ukrainische Staatsbürger lebten bereits vor Kriegsausbruch in Duisburg.

Stadt hat fast 650 Wohnungen für die Unterbringung von Ukrainern „beschlagnahmt“

Von der Stadt wurden bislang 2450 Menschen ordnungsrechtlich untergebracht, davon etwa 1900 in Wohnungen. Von der Stadt wurden dazu 648 Wohnungen „beschlagnahmt“, verfügbar sind aktuell noch 56 Wohnungen. „Es gibt nur noch wenig freie Kapazitäten“, heißt es einem Bericht der beteiligten Ämter für den Ausschuss, „vor allem die Unterbringung von Alleinreisenden ist schwierig“.

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Nach der Aufgabe des „Delta“-Zeltdorfes an der Hamborner Straße in Meiderich im November sei ein „Vorhaltekontingent“ in Hotels geschaffen worden, um auf spontane Ankünfte und kurzfristige Zuweisungen reagieren zu können, heißt es dort weiter.

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Die Versorgung mit Geld hat bereits seit dem 1. Juni das Jobcenter übernommen, das auch die weiteren Schritte zur Integration der Erwachsenen steuert. Von dort beziehen nun 5277 Geflüchtete Leistungen. Nach einer oft von „traumatischen Erlebnisse geprägten Flucht ist es wichtig, die Menschen weiter intensiv zu betreuen, damit schnell eine selbstständige Lebensführung möglich wird“, so die Verwaltung. Dazu leisten Sprachmittler und professionelle Betreuer der Sozialverbände sowie viele ehrenamtliche Helfer wichtige Hilfestellung, vor allem bei zahlreichen Anträgen und Behördenkontakten.

In Schulen und Kitas fehlen Plätze für geflüchtete Kinder und Jugendliche

Eine große Herausforderung bleibt die Integration der Kinder und Jugendlichen in das Bildungssystem, das bereits vor Kriegsbeginn überlastet war. Mittlerweile konnten 839 junge Ukrainer an Duisburger Schulen aufgenommen werden, die meisten an Grundschulen (291), Gymnasien (207) und Gesamtschulen (203). Weitere Entlastung verspricht die jüngst genehmigte Einrichtung von zwei Standorten der Erstförderung an der Gneisenaustraße (Neudorf, 120 Plätze, ab 1. Februar) und an der Kranichstraße (Wanheimerort, 100 Plätze, ab 1. März).

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Ähnlich schwierig gestaltet sich die Integration der Jüngsten. Bis Mitte Oktober hatten 26 ukrainische Kinder einen Platz in einer städtischen Kita gefunden, 19 weitere wurden von freien Trägern aufgenommen; auf der Warteliste aber stehen 246 Mädchen und Jungen. Das DRK hat deshalb sein „FlüKids“-Betreuungsangebot um 70 Plätze erweitert – in Eltern-Kind-Gruppen erfolgt der Kontakt mit Sprache und Bildungssystem.

Sprache lernen: Grundlage für Integration der Erwachsenen in den Arbeitsmarkt

Die Vermittlung der Erwachsenen in Integrations- und Sprachkurse übernimmt das Jobcenter. Von 2078 Interessierten haben damit bereits 1408 begonnen, weitere 662 einen Verpflichtungsschein erhalten. Weil die Geflüchteten in Deutschland arbeiten dürfen, habe es 2666 Erstgespräche zur Arbeitsvermittlung gegeben. Weitere 1105 Ukrainer sind zur Anerkennung ihrer beruflichen Qualifikation beraten worden, berichtet die Behörde.

>> SO VIEL KOSTET RUSSLANDS KRIEG DIE STADT DIREKT

  • Die Unterbringung der Geflüchteten aus der Ukraine hat die Stadt im vergangenen Jahr rund 71,25 Millionen Euro gekostet. Einen Mehrbedarf von rund 39 Millionen Euro hatte der Rat der Stadt bereits in seiner November-Sitzung beschlossen.
  • Diese Kosten muss die Stadt aus dem eigenen Haushalt entweder aus ihren Einnahmen oder über Kredite finanzieren. In Arbeit ist ein Gesetz, dass den Kommunen erlaubt, die Aufwendungen für die Geflüchteten zu „isolieren“ und ab 2026 über 50 Jahre in der Bilanz abzuschreiben.
  • Für das laufende Jahr geht die Stadt davon aus, dass sich die Kosten zumindest halbieren werden. „Mindestens 50 % der Aufwendungen für Aufnahme, Unterbringung und Versorgung der Geflüchteten dürften einmaligen Charakter haben“, heißt es im Bericht für den Sozialausschuss.