Duisburg. Premiere in Duisburg: Mit „Adriana Lecouvreur“ erlebt die Oper am Rhein die Geschichte einer Hollywood-Diva. Warum es viel Lob vom Kritiker gibt.
Eigentlich hatte die Deutsche Oper am Rhein für den Mai 2022 Umberto Giordanos „Andre Chenier“ als Düsseldorfer Premiere angesetzt. Da der vorgesehene Regisseur Dmitry Bertman Intendant der staatlich unterstützten Moskauer Helikon Oper ist, sah sich Rheinopern Intendant Christoph Meyer nach dem russischen Angriff auf die Ukraine gezwungen, diese Produktion abzusetzen. Stattdessen kaufte er beim Staatstheater Mainz eine Produktion von Francesco Cileas selten gespielter „Adriana Lecouvreur“ ein. Nun wurde die Inszenierung von Gianluca Falaschi nach Duisburg übernommen und bejubelt.
Wenn man den Geschichtsbüchern des Duisburger Theaters glauben darf, ist diese Premiere sogar die Duisburger Erstaufführung der 1902 uraufgeführten Oper, und man wundert sich, dass dieses tolle Stück hier bisher noch nie zu sehen war. Cilea hat eine packende, abwechslungsreiche und farbenfrohe Oper geschrieben, die oft so klingt, als könne sie auch von Puccini stammen. Dirigent Péter Halász lässt die Duisburger Philharmoniker mit einem feinen Sinn für die richtige dramatische Situation aufspielen. Die Dialoge laufen pointiert ab und in den Arien gibt Halász den Solisten genügend Zeit, die Aura ihrer Figuren zu entfalten.
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„Adriana Lecouvreur“: Stoff der Geschichte von 1692 bis 1730
Erzählt wird die unglückliche Liebesgeschichte der Schauspielerin Adriana Lecouvreur, deren historisches Vorbild von 1692 bis 1730 lebte. Adriana führt eine heimliche Beziehung mit dem Prinzen Moritz von Sachsen, in den aber auch die Fürstin von Bouillon verliebt ist, die ihre Nebenbuhlerin schließlich mit Hilfe eines vergifteten Blumenstraußes ermordet. Daneben gibt es noch den Regisseur Michonnet, der unglücklich in Adriana verliebt ist.
Regisseur und Ausstatter Gianluca Falaschi verlegt die Geschichte aus dem Paris des frühen 18. Jahrhunderts in das Hollywood der 1940 Jahre. Aus der Theaterschauspielerin Adriana wird jetzt ein Filmstar. Moritz ist auch ein Schauspieler, der gerade den Film „Prinz von Sachsen“ gedreht hat. Der Fürst von Bouillon ist ein Filmproduzent und seine ehebrecherische Gattin, eine Society-Lady.
Übertragung in Hollywood-Ära überzeugt Kritiker
Die Übertragung gelingt überzeugend, und mit Glitzerkleidern, Leuchtschriften, und Showgirls bieten Falaschis Bühne und Kostüme viel für das Auge. Die Figuren werden vom Regisseur als glaubhafte Charaktere gezeichnet. In den Arien lässt die Regie aber Cileas Musik für sich sprechen.
Wie die Oper Hollywood-Glanz auf Duisburgs Bühne bringtLetztlich wird dieser Abend aber durch die starken Sängerinnen und Sängern der Rheinoper zum Erfolg: Liana Aleksanyan, welche die Adriana verkörpert, wird mit stehenden Ovationen vom Duisburger Publikum gefeiert. Sie singt und spielt ihre Partie sehr einfühlsam. Zudem besitzt sie für diese Rolle auch die nötige Tiefe und lässt ihre warme und volle Stimme in ihren großen Arien weit strömen.
Ihre großartige Rivalin ist Ramona Zaharia als Fürstin von Bouillon. Mit einem wilden Feuer stürzt sich die Mezzosopranistin in ihre Eifersuchtsszenen. Tenor Eduardo Aladrén singt den Prinzen Moritz mit viel Schmelz in der Stimme und kleinen Schluchzern an der richtigen Stelle. Dazu bietet er strahlende Spitzentöne. Mit seinem knorrigen Bariton könnte Anooshah Golesorkhi auch überzeugend den finsteren Bösewicht spielen. Hier ist er aber als Regisseur Michonnet der unglückliche Verehrer der Titelfigur.
>> NOCH FÜNF AUFFÜHRUNGEN
- „Adriana Lecouvreur“ ist in Duisburg noch fünfmal zu sehen. Die weiteren Aufführungen finden am 21. Januar, 3. und 8. Februar sowie am 7. und 29. März statt.
- Sopranistin Liana Aleksanyan und Ramona Zaharia werden in allen Vorstellungen um die Liebe des Prinzen Moritz kämpfen, der alternierend von den Tenören Eduardo Aladrén und Sergey Polyakov gesungen wird.