Duisburg/Berlin. Nach dem brutalen Angriff auf ein ZDF-Team mit Abdelkarim am 1. Mai 2020 gibt es eine Anklage. So eindrucksvoll reagiert der Duisburger Comedian.

  • Ein „heute-show“-Team (ZDF) mit dem Comedian Abdelkarim aus Duisburg ist am Rande einer Corona-Demo in Berlin am 1. Mai 2020 brutal attackiert worden.
  • Nun hat die Staatsanwaltschaft in Berlin Anklage gegen drei Männer und eine Frau erhoben.
  • Dazu hat sich Abdelkarim nun auf Anfrage der Redaktion eindrucksvoll geäußert.

Mehr als zweieinhalb Jahre nach dem brutalen Angriff auf ein ZDF-Team mit dem Comedian Abdelkarim aus Duisburg am Rande einer Demonstration gegen die damaligen Corona-Maßnahmen hat die Berliner Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Sie wirft drei Männern und einer Frau gefährliche Körperverletzung vor, wie ein Sprecher sagte. Die 27- bis 33-Jährigen aus Berlin und Baden-Württemberg sollen am 1. Mai 2020 auf das ZDF-Team eingetreten und eingeschlagen haben, zum Teil auch mit Metallstangen.

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Die Angegriffenen wurden teils erheblich verletzt, einige Wunden mussten laut Anklage chirurgisch behandelt werden. Abdelkarim, der in Neudorf wohnt, sprach damals in einer Stellungnahme auf Facebook von „einer sehr aggressiven Gruppe“. Er selbst hatte demnach „von allen das größte Glück“. Ihm gehe es gut, so der Comedian nach der Attacke, über die auch viele seiner Comedy- und Kabarett-Kollegen in Duisburg schockiert waren.

Anklage nach brutaler Attacke auf „heute show“-Team mit Abdelkarim aus Duisburg

Die Redaktion hat nun noch einmal bei Abdelkarim nachgefragt. Nimmt er die Anklage nur zur Kenntnis? Oder ist er froh darüber?

„Die Anklage gibt es ja nur, weil es davor einen schlimmen und lebensgefährlichen Angriff gab“, so der Comedian. „Daher ist es schwierig, in diesem Zusammenhang froh zu sein. Aber es wäre natürlich gut, wenn solche Angreifer merken, dass sich der Rechtsstaat auch wehren kann.“

Eindrucksvolles Statement des Comedians

Und weiter: „Am besten wäre es aber, wenn alle Menschen endlich einsehen, dass unterschiedliche Meinungen nie Gewalt rechtfertigen. Dabei ist es auch völlig egal, woher die Gewalt kommt“, sagt der Duisburger. „Es ist so einfach wie es klingt: Meinungen ändert man nicht mit Gewalt, sondern mit Argumenten. Gewalt führt zu Nichts. Sie schadet vor allem den Opfern, aber sie schadet auch den Tätern.“

Das Fernsehteam hatte mit Abdelkarim bei einer Demonstration gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen gefilmt, es war im ZDF-Auftrag für das Satireformat „heute-show“ unterwegs. Danach war es in einer Seitenstraße in der Nähe des Alexanderplatzes angegriffen worden. Nach früheren Angaben der Polizei waren daran bis zu 25 vermummte und schwarz gekleidete Menschen beteiligt. Der Überfall sei „gezielt“ gewesen, hieß es damals.

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Der für politisch motivierte Taten zuständige Staatsschutz des Landeskriminalamtes (LKA) übernahm die Ermittlungen. Diese gestalteten sich teils kompliziert, weil die Angreifer während der Flucht ihre Kleidung ausgezogen oder gewechselt haben sollen. In mehreren Aufrufen suchten Ermittler nach Zeugen und baten um Foto- und Videoaufnahmen.

DNA-Spuren am Tatort

Die Polizei hatte nach dem Angriff sechs Verdächtige, die zum Teil zur linken Szene gehören sollen, festgenommen. Sie kamen wenig später wieder frei. Am Tatort waren auch DNA-Spuren gesichert worden. Nach einem Beschluss des Amtsgerichts Tiergarten durften die Ermittler schließlich von sechs Verdächtigen DNA-Proben nehmen und verwenden.

Nach deren Analyse ist die Staatsanwaltschaft nun davon überzeugt, dass die vier Beschuldigten das ZDF-Team – Journalisten und Wachleute – angriffen. Vermummt sollen sie ihre Opfer niedergeschlagen und danach den am Boden liegenden Menschen „mit großer Wucht“ gegen die Köpfe getreten haben. Zwei der Opfer verloren nach Angaben der Staatsanwaltschaft zeitweilig das Bewusstsein.

Noch kein Termin für Prozess vor dem Amtsgericht Tiergarten

Gegen die zwei Männer aus Berlin sowie eine 30-Jährige und ihren Bruder (28) aus Baden-Württemberg soll es nun zum Prozess vor dem Amtsgericht Tiergarten kommen. Einen Termin dafür gibt es noch nicht. Das Gericht muss zunächst die Anklage zulassen. Gegen zwei weitere Verdächtige wurde das Verfahren dagegen eingestellt, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Aufgrund von Videoaufnahmen lasse sich nicht ausschließen, dass sie erst nach der Tat zu der Gruppe dazugestoßen seien, hieß es. (dwi/dpa)