Duisburg. Der Duisburger Künstler Cyrus Overbeck schildert Bedrohungen aus der rechten Szene in Duisburg. Ein aktueller Vorfall ist der Polizei bekannt.

Von Rechtsradikalen drangsaliert, bedrängt und bedroht wird der renommierte Duisburger Künstler Cyrus Overbeck (52) schon lange. Aber seitdem er Ende November am Amtsgericht Ruhrort vom Vorwurf der üblen Nachrede freigesprochen wurde, haben die Drohszenarien nach Angaben des 52-Jährigen wieder zugenommen.

Wie berichtet, war es zum Prozess gekommen, weil Overbeck zwei Lokalpolitikern aus seiner früheren Wahlheimat Esens rechtsradikale Gesinnung vorgeworfen haben soll. Seit dem Prozessende würden immer öfter kahlrasierte Männer mit sichtbaren Tattoos wie „Blut und Ehre“ oder „Stolz und Ehre“ vor dem Wohnhaus und Arbeitsort Overbecks auftauchen, berichtet der Künstler. Außerdem bekäme er anonyme Drohschreiben.

Im Sommer 2022 sprach das Amtsgericht Cyrus Overbeck (Mitte) – hier im Gespräch mit seinen Anwälten – vom Vorwurf der üblen Nachrede frei.
Im Sommer 2022 sprach das Amtsgericht Cyrus Overbeck (Mitte) – hier im Gespräch mit seinen Anwälten – vom Vorwurf der üblen Nachrede frei. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Anfang Dezember kam es dann zu einem Zwischenfall, den der Duisburger jetzt öffentlich macht und den die Polizei bestätigt. Overbeck ging am 3. Dezember in Duisburg-Beeck zur Post, um Briefe abzuschicken. Nach seiner Schilderung habe sich dort ein Mann an ihm vorbeigeschoben, ihn zur Seite gedrängt und dann ein Paket auf den Tresen gelegt, um es abzuschicken. „Ich hab’ ihn sofort wiedererkannt. Es war genau der Mann mit dem Tattoo ,Stolz und Ehre’ am Hals, den ich bereits vor meinem Atelier, der Brotfabrik, gesehen habe. Der Mann machte schließlich das Paket auf, um zu demonstrieren, dass es nicht zugeklebt ist, und sowohl der Postmitarbeiter als auch ich guckten auf eine Armbrust, die auch auf dem Deckel abgebildet war“, beschreibt der Künstler die Szene. „Er gab dann das Paket in dem Zustand auf und verließ die Postfiliale.“

Drohszenario in Duisburger Postfiliale ist der Polizei bekannt

Es seien genau diese Methoden von Rechtsradikalen, die er auch aus seiner Wahlheimat in Ostfriesland kenne, erklärt Overbeck. „Diejenigen, die man terrorisieren will, einfach mal in eine Waffe gucken lassen und einschüchtern.“

Der 52-Jährige handelte dann entschlossen, „weil ich die Zeichen richtig deuten kann“, wie er sagt. Er schnappte sich das Paket und sagte zum Postmitarbeiter, er bringe das jetzt zur Polizei. Gesagt, getan. Er legte dem Polizeibeamten an der Karl-Albert-Straße das Paket auf den Tisch und erzählte, was passiert sei. „Aber anstatt mir zur Seite zu stehen, sagte der Polizist, er müsse mich anzeigen, weil ich das Postgeheimnis verletzt habe“, sagt Cyrus Overbeck verständnislos. „Die Botschaft des Rechtsradikalen war ja eindeutig. Ich kenne deren Methoden.“ Das Paket brachte er dann wieder zurück zur Post.

Der Polizei ist dieser Vorfall bekannt, erklärt die Pressestelle. Allerdings habe der Beamte das Paket nur ungeöffnet gesehen. Außen sei eine Softair-Pistole abgebildet gewesen. Im Übrigen sei eine Anzeige gegen Cyrus Overbeck nicht geschrieben worden, weil es in diesem Fall keine Verpflichtung für die Polizei gewesen sei, ihn anzuzeigen. Wie so oft habe man es mit einer schwierigen Grauzone zu tun, erklärte ein Polizeisprecher.

Polizei hat keine Mittel, solange keine Straftat vorliegt

Zur Person, die das Paket aufgegeben hat, hielt sich die Behörde bedeckt. Aber ganz allgemein erklärte sie, generell sei es in der Bundesrepublik Deutschland nicht verboten, eine rechtsradikale Gesinnung zu haben. Genauso wenig sei es verboten, eine Softair-Pistole zu verschicken. Gegen die Gesinnung alleine könne die Polizei nicht vorgehen, wenn keine Straftat vorliege.

Overbeck, der immer wieder auf die Gefahr von Rechtsradikalen hinweist, war schon in seiner Wahlheimat Esens rechtsextrem motivierter Gewalt ausgesetzt gewesen. Zerstochene Reifen, antisemitische Schmierereien an Fenstern, abgetretene Außenspiegel und eingetretene Türen waren Zeugnis blinden Hasses. Darüber berichteten immer wieder auch überregionale Medien. Nachdem er dann fast täglich Hass- und Schmähpost sowie Morddrohungen ausgesetzt war, kam es sogar zu tätlichen Angriffen gegen ihn, die Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen dazu auf. Overbeck brach daraufhin die Zelte in der ostfriesischen Gemeinde ab und verlegte seinen Lebensmittelpunkt zum Wohnen und Arbeiten nach Duisburg in die elterliche Brotfabrik in Beeck – wo die Drohszenarien gegen ihn offenbar weitergehen.

>>Overbeck sprach über seinen Werdegang

  • In dem zurückliegenden Gerichtsverfahren machte Cyrus Overbeck bei der Schilderung seines Werdegangs deutlich, warum ihm der Kampf gegen Neofaschismus, Rassismus und Antisemitismus ein Lebensthema ist.
  • Er sprach über seine persischen, jüdischen und deutschen Wurzeln. Seine Duisburger Großeltern haben im Nationalsozialismus Widerstand geleistet und in ihrer Brotfabrik in Beeck Juden gerettet. Sein Großvater sei dafür gefoltert und an die Front geschickt worden, ihm sei eine humanistisch-demokratische Erziehung seines Enkels wichtig gewesen.