Duisburg. Weil er zwei Männern öffentlich eine rechtsextreme Haltung vorwarf, stand Cyrus Overbeck vor Gericht. Warum der Künstler freigesprochen wurde.

Mit einem Freispruch ist am Montag das Verfahren gegen Cyrus Overbeck vor dem Amtsgericht Ruhrort zu Ende gegangen. Den Tatbestand der üblen Nachrede sah der Richter nicht bestätigt – wegen solcher hatten zwei Lokalpolitiker aus Esens den Duisburger Künstler angezeigt und die Staatsanwaltschaft eine Geldstrafe gefordert.

Dem Urteil ging ein jahrelanger Streit in der ostfriesischen Kleinstadt voraus. Overbeck hatte einigen Esensern hartnäckig vorgeworfen, rechtsextreme Strukturen in seiner früheren Wahlheimat zu decken. Im Mittelpunkt der Diskussion stand der Maler und Galerist Hans-Christian Petersen, Sohn von Wilhelm Petersen, der als „Kriegsmaler der SS“ auch zu den Lieblingsmalern von Adolf Hitler gehörte.

Duisburger fordert in Esens Auseinandersetzung mit Nazi-Kunst ein

Petersen soll Werke seines Vaters in einschlägigen Internetforen vertrieben und so rechtsextremes Gedankengut verbreitet haben. Das machte Overbeck öffentlich und beantragte 2019 im Stadtrat von Esens, Werke von Hans-Christian Petersen aus dem öffentlichen Raum zu entfernen.

Doch der Rat lehnte ab, und Overbeck reagierte mit einer Flut von Mails an bekannte Politiker, Behörden und Medien. Darin unterstellte er Teilen des Stadtrats, von denen die zwei Kläger namentlich genannt wurden, eine rechtsextreme Gesinnung. Die zwei Männer sahen sich persönlich verunglimpft.

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Bei einem ersten Verhandlungstag im Juli hatte der Richter zunächst noch weitere Nachprüfungen zu der Diskussion in Esens veranlasst. Nun entschied er, Overbecks Rückschlüsse auf die politische Haltung der Kläger seien von der Meinungsfreiheit gedeckt.

Nach eigenen Angaben sah sich Overbeck in Esens schon früh Anfeindungen ausgesetzt. Die seien eskaliert, als er 2018 in einer Kanzelrede die Esenser dazu aufforderte, die dunkle Vergangenheit ihres Ortes nicht länger auszublenden. Schließlich sei er vor Hassmails, Morddrohungen, tätlichen Angriffen und gefährlichen Manipulationen an seinem Auto nach Duisburg geflohen. (cst/ah)