Duisburg. 500 Senioren aus Duisburg sind bei unserer Wunschbaumaktion beschenkt worden. Wie sich zwei freuen, die von ihren Wünschen nichts mehr wissen.

Wenn sich Christel Hülsen aus Duisburg wahnsinnig freut, strahlt sie bis über beide Ohren. Dann klatscht sie in die Hände, reißt den Mund weit auf und ihre Augen schließen sich fast vollständig. Die vorzeitige Bescherung am Mittwoch hat das bei ihr ausgelöst – dank der Wunschbaumaktion für Duisburger Seniorinnen und Senioren von DRK Pflege und Betreuung gGmbH, WAZ und NRZ (siehe unten: Dank an die Leserinnen und Leser).

Die 81-Jährige sitzt an einem Tisch neben dem Weihnachtsbaum und bewundert einen roten Beutel. Darin ist ihr Geschenk, schön einpackt in blaues Papier mit weihnachtlichen Häusern drauf. Vorsichtig löst sie einen Tesafilm-Streifen nach dem nächsten. Dann erkennt sie es: eine kleine Flasche Parfüm, dazu ein Set aus Parfüm und Duschgel der Marke Christina Aguilera. „Wie super das passt! Ich heiße ja Christel“, lacht sie. Und freut sich wie ein kleines Kind bei seiner ersten Bescherung.

Wunschbaumaktion: Alle Bewohner der Demenz-WG haben mitgemacht

Doch Christel Hülsen ist kein Kind. Sie ist eine betagte Frau. Ihre erste Bescherung ist es auch nicht. Bei der Wunschbaumaktion für Seniorinnen und Senioren im Vorjahr hat sie schon mal mitgemacht, aber das hat sie vergessen. Auch der Inhalt des Geschenks müsste ihr eigentlich etwas sagen. Sie hat sich das Parfüm schließlich selber gewünscht. Doch auch an ihren Wunschzettel kann sie sich nicht mehr erinnern.

Die 81-Jährige leidet an Demenz und wohnt mit elf weiteren Demenzkranken in einer Wohngemeinschaft der DRK Pflege und Betreuung in Neumühl. Alle zwölf WG-Bewohner haben in diesem Jahr bei der Wunschbaumaktion von DRK, WAZ und NRZ mitgemacht. Sie hatten zwölf der insgesamt 500 Wunschzettel geschrieben, die danach Anfang Dezember zur Abholung an fünf Wunschbäume im Stadtgebiet gehängt wurden (wir berichteten). Viele Duisburger haben die Geschenke für ihre älteren Mitbürger besorgt, liebevoll verpackt und bis Mitte des Monats an den fünf Stationen wieder abgegeben.

Duisburger Senioren wünschen sich vor allem Frieden und Gesundheit

Die Spender sollten nicht mehr als 20 Euro für das Geschenk ausgeben. Und doch freuen sich die beschenkten Senioren in der Demenz-WG riesig: „Allein die Verpackung ist wunderschön“, sagt Christel Hülsen. Das Parfüm möchte sie vielleicht schon an Heiligabend auftragen, auf jeden Fall aber für besondere Anlässe aufheben: „Damit gehe ich sparsam um.“

Von wem die Präsente kommen, wissen alle beschenkten Senioren nicht. Die Päckchen werden anonym abgegeben. Weil Christel Hülsen ihren Wunschzettel vergessen hat, fragt sie sich sogar, wie der Spender genau ihren Geschmack treffen konnte: „Das ist wirklich eine große Überraschung. Woher hat er das gewusst, dass ich das so sehr mag?“ Die 81-Jährige meint: „Ich bekomme raus, wer mir das geschenkt hat.“

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Es ist hier in der WG nicht einfach, die Wünsche der Senioren als materielle Dinge auf einen Zettel zu schreiben, sagt Pflegedienstleiterin Beata Huppers: „Im vergangenen Jahr haben sich viele Gesundheit gewünscht, in diesem Jahr vor allem Frieden.“ Die Pflegekräfte helfen ihnen dabei, ihre Wünsche zu formulieren. „Die meisten sind sehr bescheiden“, sagt Huppers.

Bescheiden ist auch Harald Reschke, der seit Oktober in der WG in Neumühl wohnt. Der 80-Jährige sitzt bei der Bescherung direkt neben Christel Hülsen und kann sich an seinen Wunsch auch nicht mehr erinnern. Trotzdem bedeutet ihm die kleine Aufmerksamkeit des Spenders viel. Er hat ein Paket in der Hand, das in rotes Papier verpackt ist, das Christbaumkugeln zeigt.

Einrichtungsleiterin: „Nächstes Jahr brauchen wir noch mehr Wunschzettel“

Pflegefachkraft Finne Volmerig hilft ihm dabei, sein Geschenk auszupacken: eine gelbe Wollmütze und ein passender Schal im Creme- und Beigeton. Als er die Mütze über den Hinterkopf gestülpt und sich den Schal über die Schultern geworfen hat, hat der 80-Jährige Tränen in den Augen. „Das ist so eine tolle Geste“, sagt er gerührt. Er freut sich darauf, seinen beiden Söhnen die Geschenke zu zeigen: „Die kommen mich ja fast jeden Tag besuchen.“

Bei der Ambulanten Pflege Neumühl arbeiten laut Beata Huppers knapp 40 Mitarbeiter: Pflegefachkräfte, Pflegehelfer und -begleiter, Auszubildende und Helfer im freiwilligen sozialen Jahr. Täglich acht Personen betreuen die Bewohner der Demenz-WG an der Gartenstraße. „Wir helfen ihnen bei allem, was sie nicht alleine können“, erklärt die Einrichtungsleiterin. Das Team übernimmt die medizinische Versorgung, informiert Ärzte, kocht und beschäftigt sich mit den Senioren.

Von der Wunschbaumaktion ist Beata Huppers begeistert: „Die Senioren haben in ihrem Leben viel für andere gegeben und bekommen so etwas zurück. Das Zeichen zählt, der Inhalt ist nicht so wichtig.“ Die Resonanz auf die Geschenkaktion sei riesig gewesen: „Die Wunschzettel waren extrem schnell weg. Nächstes Jahr brauchen wir noch mehr.“

>> HERZLICHEN DANK FÜR ZEIT, GELD UND HERZENSWÄRME

Liebe Leserinnen und Leser,

herzlichen Dank für Ihre Geschenke an 500 Duisburger Seniorinnen und Seniorin – für Ihre großzügige und liebevolle Unterstützung der zweiten Wunschbaumaktion von DRK Pflege und Betreuung, NRZ und WAZ. Unsere Duisburger Lokalredaktion dankt auch im Namen des Roten Kreuzes allen, die älteren Mitbürgern Zeit und Geld, Freude und Herzenswärme geschenkt haben.

Nach der Premiere im Vorjahr, bei der bereits 300 Seniorenwünsche in Erfüllung gingen, hatten wir Ihnen ja bereits beispielhaft berichtet, welch große Gefühle die Gaben bei den Empfängern auslösten. Heute lesen Sie, wie besondere Beschenkte bei der diesjährigen Bescherung zu Tränen und großer Freude gerührt waren (siehe oben).

Elke Serin, die Pflegedienstleiterin der DRK Pflege und Betreuung Duisburg gGmbH, hatte von ihren Kolleginnen bereits vor den Geschenkübergaben in den Wohnungen und Einrichtungen begeisterte Rückmeldungen bekommen. Das Team der Bären-Apotheke etwa, das erstmals einen Wunschbaum in Neumühl stehen hatte, wäre vor lauter Hilfs- und Spendenbereitschaft wohl auch doppelt so viele Wunschzettel losgeworden.

Überraschungen, Zweitgeschenke und ansteckende Freude

Der Tenor der DRK-Teamleiterinnen: Die Geschenke waren liebevoll verpackt, viele Spender hatten darüber hinaus kleine Überraschungen in die Tüten gelegt. Einige Duisburger übergaben kurzerhand einfach ein zweites Geschenk. Davon berichten mehrere Pflegekräfte. Eine schildert baff: „Des Weiteren bekamen wir auch zusätzliche Geschenke mit den Worten ,Für wen noch etwas fehlt’.“ Eine andere Mitarbeiterin bilanziert nach der Geschenkübergabe in der mobilen Pflege: „Die Freude bei den Kunden war sehr groß, als ich die zum Teil wirklich sehr liebevoll eingepackten Geschenke verteilt habe.“

Elke Serin freut sich mit den Seniorinnen und Senioren, aber auch mit ihren Kolleginnen und Kollegen: „Ich spüre, dass auch unsere Mitarbeiter total begeistert davon sind, mit wie viel Liebe und Euphorie hier geschenkt wurde. Die dadurch ausgelöste Freude ist ansteckend.“

>> DRK PFLEGE UND BETREUUNG DUISBURG: SO HILFT SIE SENIOREN

  • Die Pflege und Betreuung Duisburg gGmbH des DRK-Kreisverbandes betreut im Bereich der Pflege fast 700 Senioren im gesamten Stadtgebiet, die meisten in der mobilen Altenpflege. Hinzu kommen noch 1200 Hausnot-Kunden. Der Vorteil der mobilen Altenpflege: Den Betreuten bleibt das soziale Umfeld erhalten.
  • Die DRK-Tochtergesellschaft betreibt in Duisburg sechs Pflegedienste, zwei Wohngemeinschaften für Demenzerkrankte in Neumühl und zwei Tagespflege-Einrichtungen – eine in Rheinhausen und eine auf dem Mariencampus in direkter Nähe zur Helios Marien Klinik.