Duisburg-Duissern. Hohe Bewerberquote: Wer trotz Corona eine Pflegeausbildung in Duisburg begonnen hat. Ein Schulabsolvent und ein Ex-Fitnesstrainer berichten.

Die Corona-Pandemie bringt viele Pflegekräfte an ihre Grenzen. Und dennoch beginnen mehr Menschen eine Ausbildung zum Gesundheitspfleger. Der 21-jährige Carmine Spadafora hat diesen Weg nach seinem Abitur gewählt, Michael Vermaten ist mehr als doppelt so alt und als Quereinsteiger in den Beruf gekommen. Beide begannen im September ihre Ausbildung im Ernst-Ermert-Seniorenzentrum in Duisburg-Duissern. Die Corona-Pandemie spielte bei ihrer Entscheidung eine Rolle.

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Vermaten hatte zuvor 21 Jahre lang als Fitnesstrainer gearbeitet. Doch die Branche habe sich verändert: „Durch die zwei Lockdowns wurden besonders Führungspositionen abgebaut, es wird sich dezentralisierter aufgestellt. Die Arbeit in Fitnessstudios wird nie wieder dieselbe sein“, sagt Vermaten. Er wurde von seinem Job freigestellt. „Ich wollte aber nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern mir eine Perspektive schaffen.“

Ausbildung zur Pflegefachkraft nach dem Abitur und als Quereinsteiger

So kam er in die Pflege. „Es ist ein krisensicherer Job, Fachkräfte werden immer gebraucht. Und ich hatte zuvor schon viel mit Menschen gearbeitet, da ging es dann um Körperfettanalysen und so. Auch mit EKGs kenne ich mich aus.“

Carmine Spadafora hatte im Februar 2020, kurz bevor die Pandemie begann, im Ernst-Ermert-Seniorenzentrum hospitiert. „Eine Freundin arbeitet hier schon und hat mich darauf gebracht. Ich wollte sowieso später Medizin studieren. Davon habe ich Abstand genommen, auch, weil mir die Tage im Seniorenzentrum sehr viel Spaß gemacht haben. Danach stand mein Berufswunsch fest“ sagt er.

Spaß an der Arbeit mit Menschen

Der 21-jährige habe schon immer gerne Menschen geholfen und sei sehr hilfsbereit. „Man kann nicht immer auf alle Bedürfnisse aller Bewohnerinnen und Bewohner eingehen, aber wenn man sich etwas Zeit nimmt und von ihnen ein Lächeln bekommt, macht das auch mich selbst glücklich“, sagt er.

Vermaten und Spadafora sind zwei von 29 Menschen zwischen 18 und 47 Jahren, die in diesem Jahr eine Ausbildung zur Pflegefachkraft in einer Awocura-Einrichtung begonnen haben. Insgesamt, mit den Fortgeschrittenen, seien 72 Auszubildende in einem der fünf Seniorenzentrum oder den drei ambulanten Pflegediensten tätig, sagt Katarzyna Kocaj, Ausbildungskoordinatorin der Awocura.

Das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun und gebraucht zu werden

„Es ist schon erstaunlich, dass trotz Corona mehr Bewerbungen eingehen als in den Jahren davor. Und das, obwohl keine Berufsbildungsmessen oder Orientierungstage an Schulen stattfinden konnten. Auch Vorstellungsgespräche fanden nicht wie gewohnt statt.“ Die Pandemie habe den Fokus der Öffentlichkeit auch auf die Pflege gelenkt. „Alle Auszubildenden sind sehr engagiert und haben das Selbstverständnis, etwas Sinnvolles zu tun.“

Die Pandemie hat Vermaten und Spadafora nicht von ihrem Traumberuf abgehalten: „Wir würden ja auch gebraucht werden, wenn keine Pandemie herrschen würde. Auf der Etage achten wir sehr auf die Sicherheit, und anstecken kann man sich überall, im Supermarkt etwa.“

Das Team stehe füreinander und für die Bewohnerinnen und Bewohner ein. „Natürlich sind wir noch immer unterbesetzt. Aber jeder, der glaubt, für die Pflege geeignet zu sein, sollte die Arbeit einmal ausprobieren.“

>> Warum die Auszubildenden nun angehende Pflegefachkräfte sind

  • Seit 2020 lernen Auszubildende in der Pflege nicht mehr nur dem Umgang in ihrer Tätigkeitsstätte, also Altenpfleger, Krankenpfleger oder Kinderkrankenpfleger, sondern alle Bereiche auf einmal. Ihre korrekte Berufsbezeichnung ist Pflegefachkraft.
  • Den Auszubildenden steht zudem ein Ansprechpartner zur Seite, der sie bei der praktischen Arbeit unterstützt. Früher hatten erfahrene Kräfte dies nebenbei getan. Das schafft Entlastung auf den Stationen.
  • Fragen zur Ausbildung bei der Awocura beantwortet Ausbildungskoordinatorin Katarzyna Kocaj unter 0203/3095183 oder per Mail an kocaj@awocura.de.