Duisburg. Nach dem Wunschbaum-Aufruf von DRK, NRZ und WAZ haben Duisburger 300 Senioren beschenkt. Bei einer Geschenkübergabe war die Redaktion dabei.

Geschenke vor der weihnachtlichen Bescherungszeremonie auszupacken, ist eigentlich streng verboten. Doch bei Marianne Brodisch war es in diesem Jahr ausdrücklich erwünscht. Denn im Rahmen der erstmals von WAZ, NRZ und der gemeinnützigen Gesellschaft DRK Pflege und Betreuung Duisburg organisierten Wunschbaumaktion (wir berichteten) bekommen in diesen vorweihnachtlichen Tagen tatsächlich 300 Seniorinnen und Senioren Präsente überreicht, die von anonymen Spendern liebevoll verpackt und an das DRK überreicht worden sind (siehe unten). Und zu den derart Beschenkten gehört eben auch Marianne Brodisch aus Bergheim.

Voller Vorfreude, aber doch ein bisschen nervös, öffnet die 76-Jährige ihre Wohnungstür, um von DRK-Pflegedienstleiterin Jennifer Gendreizig ihr Geschenk überreicht zu bekommen. Dabei gibt sie zu: „Vor Aufregung habe ich die Nacht nicht schlafen können.“ Das gehe ihr aber immer so: „Vor neuen Sachen habe ich immer Bammel“.

Doch dazu besteht kein Grund: Schließlich soll die Wunschbaumaktion Senioren in der Corona-Pandemie eine kleine Freude bereiten. Als Jennifer Gendreizig das Geschenk aus der Tasche nimmt, sitzt die Bergheimerin gespannt auf einem weißen Sofa in ihrer Zweieinhalb-Zimmerwohnung in der Nähe des Toeppersees. Während manch Gleichaltriger bereits auf eine Betreuung in einem Seniorenheim angewiesen ist, meistert die Seniorin ihren Alltag noch fast ganz alleine.

So lebt eine Duisburger Seniorin in der Corona-Pandemie zuhause

Trotz der seit fast zwei Jahren andauernden Pandemie, die viele Einschränkungen mit sich gebracht hat, habe sich für sie nicht viel geändert, findet die Duisburgerin. „Eigentlich ist alles normal“, fasst Brodisch ihre Situation zusammen. „Da ich mich sowieso nicht viel mit anderen Leuten treffe, fühle ich mich nicht wirklich eingeschränkt.“

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Schon vor Corona habe sie verstärkt aufs Telefonieren gesetzt. „Ich telefoniere generell sehr viel, mit meiner Tochter sogar täglich.“

Während Menschen in Pflegeeinrichtungen durch das Virus mitunter hart getroffen wurden, kommt Brodisch ihre Eigenständigkeit derzeit besonders zugute. Die Corona-Maßnahmen spürt die 76-Jährige, die seit 53 Jahren im Westen der Stadt wohnt, dennoch, etwa beim Einkäufen. Wirklich lange sei sie Menschenansammlungen dabei aber nicht ausgesetzt: „Der Einkauf geht bei mir immer schnell, da ich mit dem Mundschutz nicht so gut Luft bekomme und weil ich mir vorher genau aufschreibe, was ich benötige.“

Vor zwei Wochen hat sie ihre Auffrischungsimpfung erhalten. „Das habe ich immer gut überstanden, außer dass bei der letzten Impfung der Arm für zwei Stunden etwas schwer war.“

Bergheimerin freut sich über Weihnachtsgeschenk

Obwohl sie im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses wohnt, sei sie kaum auf fremde Hilfe angewiesen. Eine Ausnahme ist der ambulante Pflegedienst, der einmal pro Woche die Medikamente vorbeibringt und sie bei Bedarf zum Arzt fährt. Auch das Treppenhaus schaffe sie locker. „Trotz Raucherlunge“, scherzt die 76-Jährige und fügt hinzu: „Ansonsten gibt es ja noch ein Treppengeländer“. Ein wenig Unterstützung in Form eines Rollators gönnt sie sich seit zwei Jahren aber doch: „Anfangs wollte ich den nicht benutzen, weil ich Sorge hatte, was die Leute dann über mich denken.“

Gleich zwei weiche Schals und eine nette Weihnachtskarte bekam Marianne Brodisch geschenkt. DRK-Pflegedienstleiterin Jennifer Gendreizig überreichte der Seniorin das Paket.
Gleich zwei weiche Schals und eine nette Weihnachtskarte bekam Marianne Brodisch geschenkt. DRK-Pflegedienstleiterin Jennifer Gendreizig überreichte der Seniorin das Paket. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

In ein Seniorenheim umzuziehen, daran habe sie noch nicht gedacht. Ihr sei auch nicht danach. „Ich fühle mich noch gut und kann alles selbst machen“, sagt Brodisch und macht sich daran, das weiche Geschenk zu öffnen, das auf ihrem Schoß liegt. Ganz gespannt ist sie, ob ihr Wunsch, der auf einem Zettel an einem der drei Duisburger Wunschbäume angebracht war, erfüllt werden konnte. Als sie die bunte Verpackung öffnet, kommen zwei dicke, flauschige Wollschals zum Vorschein. „Och schön!“, ruft Brodisch freudig.

Bevor sie die Schals genauer betrachtet, liest sie die Karte, die der Absender zwischen die Schals gelegt hat. Darauf steht: „Frohe Weihnachten und alles Gute zum neuen Jahr, Gesundheit und viel Freude“.

Weihnachten fährt Marianne Brodisch zu ihrer Tochter

Wieder den Schals zugewendet, berichtet Brodisch: „Ich habe nur dünne Schals, und weil es jetzt so kalt ist, brauchte ich unbedingt einen langen und dicken Schal“. Nun hat sie gleich zwei Halswärmer von einem anonymen Schenker erhalten, einen in Weinrot, einen in Rot-Grau. „Der gefällt mir besonders. Ich liebe Farben.“

Obwohl sie anfangs noch ein wenig Bammel vor der Wunschbaumaktion gehabt habe, sei sie nun froh, mitgemacht zu haben: „Ich finde die Aktion echt nicht schlecht und das Geschenk hat mich gefreut. Wenn ich an Weihnachten zu meiner Tochter nach Ratingen fahre, werde ich einen Schal direkt ummachen.“

Da hingen die letzten Wunschzettel noch am Wunschbaum in der Süd-Apotheke: Apotheker Wolf-Dieter Müller mit einem Teil der Geschenke.
Da hingen die letzten Wunschzettel noch am Wunschbaum in der Süd-Apotheke: Apotheker Wolf-Dieter Müller mit einem Teil der Geschenke. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

>> DRK, WAZ UND NRZ DANKEN 300 SPENDERINNEN UND SPENDERN

  • Was für eine Premiere! Bei der ersten Weihnachtswunschbaumaktion für Duisburger Senioren, die DRK-Pflegedienst, WAZ und NRZ organisiert haben, sind tatsächlich alle 300 Wünsche erfüllt worden.
  • Wir danken allen Spenderinnen und Spendern, die Zeit, Geld und Freude gespendet haben, herzlich.
  • „Das ist echt eine super Aktion“, freut sich auch Jennifer Gendreizig, DRK-Pflegedienstleiterin West. „Ich bin überrascht, wie viel Mühe sich die Menschen mit den Geschenken gemacht haben.“
  • Die große Hilfs- und Spendebereitschaft, die binnen kurzer Zeit sichtbar wurde, hat auch Apotheker Wolf-Dieter Müller beeindruckt. Einer der drei Wunschbäume stand in seiner Süd-Apotheke in Huckingen: „Ich bin ganz begeistert von den Leuten. Die Geschenke sind echt liebevoll verpackt, und meist hängt auch noch eine Karte dran.“ pw/cga