Duisburg-Kaßlerfeld. Die Künstler des Atelierhauses Weidenweg in Duisburg-Kaßlerfeld öffneten ihre Türen. Zahlreiche Besucher lassen sich weihnachtlich inspirieren.

Gitarrenklänge und die himmlischen Heerscharen von Harald Helling begrüßen die Gäste. Hellings geschnitzte Kleinplastiken am ersten Stand kommen als geschmeidige, glatte Lindenholzengel oder als gemaserte, kantige Fichtenholzboten daher. „Die sind alle getauft“, schmunzelt der Schöpfer der geflügelten Schar. „Heißt einer denn auch Barbara?“ will prompt eine Kundin wissen. „Aber sicher, suchen Sie sich einen aus, der heißt dann Barbara“, schmunzelt Helling und streicht einem Engel mit Schmetterlingsflügeln über das rostige Metall der Schwingen. Bei den knackig kalten Temperaturen hat Helling sich einen wärmenden Teppich hinter den Stand gelegt. Mit einem gelegentlichen Ausflug zur nächsten Feuertonne bleiben auch die Hände warm.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Warm wird es auch, wenn man die Werkstatt von Martin Schmitz betritt. Das liegt am goldenen Schein der Lichtobjekte, die er gestaltet hat. Aus den Höhlungen in alten, teils verwitterten Hölzern verbreiten mit Blattgold unterlegte und verspiegelte Glühlampen einen warmen Schein. Schmitz macht das Deckenlicht aus und lässt seine dimmbaren Kunstwerke ihre vom Gold reflektierte Leuchtkraft entfalten. Vom warmen sattgoldenen Schimmer bis zum hellen grüngelben Strahlen reichen die Möglichkeiten. Von 150 Euro bis zu vierstelligen Beträgen kosten die schönen Leuchtkörper. „Ich selber könnte mir meine eigenen Objekte nicht leisten“, räumt der Künstler ein. Schmitz findet, dass Duisburg es seinen Künstlern nicht immer leicht macht. Seine Firma heißt „konzept freude“. „Wenn beim Betrachten meiner Objekte Kommunikation oder Freude entsteht, dann ist Kunst passiert“, erläutert er seinen Kunstbegriff.

Duisburger Künstler zeigen filigrane Schneemänner und zarte Tannenbäumchen

Glaskunst passiert am Stand gegenüber, wo es filigrane Schneemänner und zarte Tannenbäumchen zum Aufhängen gibt. Lustige Elchköpfe auf kleinen Holzscheiben karikieren alte Jagdtrophäen. Fadendünne Menschengestalten in Glaskugeln erzählen davon, wie zerbrechlich die Welt ist. Zum Glück ist es windstill, sonst würden die Miniwelten der Glasbläsermeisterin Beate Jahn-Vorholt schnell ins Klingen geraten.

Yasemin Avci und Evelyne Reuling betrachten die Arbeiten von Künstlerin Dorothee Impelmann,-
Yasemin Avci und Evelyne Reuling betrachten die Arbeiten von Künstlerin Dorothee Impelmann,- © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Zum Aufwärmen und Lauschen setzt man sich am besten mit einem doppelten Espresso vom mobilen Café Himmelreich und einem Stück Kuchen ins Erdgeschoss, wo es abwechselnd Musik und Gedichtvorträge von Uta und Axel Holst gibt. Später wird Georg Overkamp noch musikalisch den Abend rocken. Im letzten Jahr hatte er einen Stand mit Holzschnitten auf dem ersten weihnachtlichen Kunstmarkt im Atelierhof. Inzwischen ist er heimisch geworden und hat eins der Hofateliers mit Ausstellungsraum und Werkstatt bezogen. Dort empfängt seine Besucher eine überwältigende Zahl von Plastiken, Installationen und Gemälden. Auch hier passiert Kommunikation, schnell ist man mit dem Künstler in ein angeregtes Gespräch über seine Interpretation der sieben Todsünden vertieft und vergisst komplett die Zeit.

Ob es nun die kleinen Kunstwerke aus Holz, Glas oder Papier sind oder die Gespräche mit gut aufgelegten Künstlern in den offenen Ateliers und an den Ständen oder die Musik und die ausgestellte Kunst – der weihnachtliche Markt des Kunstvereins ist ein guter Tipp für die nächste Vorweihnachtszeit.

Bauholz und Prospekte: Recycling ist selbstverständlich

Womit andere Werbung machen, das ist für viele Kreative im Atelierhaus so selbstverständlich, dass es gar nicht weiter erwähnt wird. Das Ausgangsmaterial für die durchbrochenen Körbe und Deckelschalen von Papierkünstlerin Silvia Remmer lag vor kurzem noch als Werbeprospekt im Hausflur. Und manches Lichtobjekt von Marin Schmitz hatte ein frühes Vorleben als Bauholz auf Berliner Baustellen.