Duisburg-Ruhrort. Schwerer Schlag für die Nahversorgung in Ruhrort: Der Edeka am Neumarkt schließt am Donnerstag. Ausverkauf läuft. So geht’s den Mitarbeitern.

Am Donnerstag ist endgültig Schluss für Frank Schneider und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In den vergangenen Jahren hat der 45-Jährige die Edeka-Filiale am Neumarkt in Duisburg-Ruhrort betrieben. Am 15. Dezember werden die Türen zum letzten Mal öffnen. Viele Regale sind schon leer, was noch übrig ist, wurde deutlich reduziert. Auch vom Personal arbeitet nur noch die Hälfte hier – die meisten haben schon einen neuen Job gefunden. Wer noch da ist, macht sich keine Sorgen. Chef Schneider spricht von einem „lachenden und einem weinenden Auge“. Gerade für die älteren Ruhrorter, so viel ist sicher, ist die Schließung aber ein schwerer Schlag. Und am Neumarkt gibt es noch einen Leerstand mehr.

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Die Ladenfläche im Erdgeschoss misst 643 Quadratmeter – zum Vergleich: Einige neugebaute Discounter sind doppelt so groß. Rund 10.000 Artikel standen in den Regalen. Über Edeka lassen sich 50.000 verschiedene Produkte ordern. Auch wenn die meisten zu Fuß zum Einkaufen gingen, so fehlten doch Parkplätze vor der Tür.

Regale haben sich in Duisburg-Ruhrort schon deutlich geleert

Nun schaut der eine oder andere vorbei, um noch ein Schnäppchen zu machen. Schokolade gibt’s für 86 Cent, die Trauben-Marmelade kostet jetzt 1,50 Euro und auch das Päckchen Vanille-Soße ist billiger. Einige Hersteller nehmen die Ware am Ende wieder zurück. „Wir verkaufen lieber etwas günstiger, damit nichts weggeschmissen werden muss“, sagt Schneider. Interessenten hat er auch schon für die Regale oder die Theke vom Lotto-Schalter.

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„Ich soll dir schöne Grüße von der Lotto-Omma bestellen. Sie wünscht dir alles Gute“, richtet eine Mitarbeiterin dem Ladeninhaber aus – und der weiß sofort, wer gemeint ist. „Wir hatten viele Stammkunden, die hier ihren Einkauf gemacht haben“, erklärt er. Der Supermarkt war ein klassischer Nahversorger für die Ruhrorter. Auch der eine oder andere Büroarbeiter deckte sich in der Mittagspause mit Snacks von der Heißen Theke ein oder erledigte den Einkauf. Doch dann kam Corona, viele Berufstätige blieben zu Hause und kauften woanders ein. „Ich kenn alleine zwei Familien, die in den vergangenen Monaten aus Ruhrort weggezogen sind. Wenn man von oben auf den Stadtteil guckt, dann ist das hier ein Traum, aber die Stadt macht viel zu wenig draus“, sagt Schneider. Die Wiedereröffnung der „Ankerbar“ findet er „mutig“ in Zeiten wie diesen.

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Als dann auch noch in den vergangenen Monaten die Energiepreise stiegen, rechnete er nach, wie hoch die Rechnung im kommenden Jahr wohl ausfallen wird – und entschied sich, die Reißleine zu ziehen. „Vor allem die Kühltheken brauchen viel Energie. Da wird noch viel ins Rutschen kommen, ich weiß nicht, wie einige überleben wollen“, sagt der Ladeninhaber.

Die aktuelle Lage hat ihm Recht gegeben, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat. Ein bisschen komisch wird ihm dann aber doch zumute. „Ich bin ja schon etwas älter. Ich kann man noch gut an die WM erinnern, als Franz Beckenbauer am Ende alleine auf dem Platz stand. Ich hatte ja Zeit, mich auf den Moment vorzubereiten, aber wahrscheinlich werd ich mich so ähnlich fühlen.“ Auch er hat neue Jobangebote, allerdings noch nichts unterschrieben. Erst einmal will er den Laden ordentlich abwickeln und anschließend Urlaub machen.

>> Nächster Leerstand: Anmietungsfonds greift in diesem Fall nicht

In den vergangenen Monaten hat sich die Nahversorgung in Ruhrort kontinuierlich verschlechtert. So hat zum Beispiel die letzte Metzgerei geschlossen. Die Sparkasse hat ihre Filiale aufgegeben und steuert Ruhrort derzeit nur mit einem Bus an, an dem man beispielsweise Geld und Kontoauszüge ziehen kann.

Als im Sommer bekannt wurde, dass sich Edeka zurückzieht, haben die Lokalpolitiker versprochen, sich dafür einzusetzen, dass sich vielleicht ein Ersatz ansiedelt. Derzeit sieht es allerdings nicht danach aus, dass dort ein neuer Supermarkt einzieht. Der Anmietungsfonds der Landesregierung zur Behebung von Ladenleerständen, greift in diesem Fall nicht – für Geschäfte der Nahversorgung ist das Geld nicht gedacht.