Duisburg. Schon vor dem Ukraine-Krieg bezogen in Duisburg wieder mehr Menschen Asylleistungen – erstmals seit 2015. Die Entwicklung im Überblick.
Während des Ukraine-Krieges sind so viele Menschen nach Deutschland geflohen wie seit 2015 nicht mehr. Zahlen des Statistischen Landesamtes zeigen allerdings: Schon Ende 2021, also vor der militärischen Eskalation in der Ukraine, bezogen in NRW wieder mehr Menschen Leistungen für Asylbewerber als im Jahr davor. Eine steigende Tendenz wurde zum ersten Mal seit 2015 dokumentiert, auch für die Stadt Duisburg.
Leistungsberechtigt nach dem „Asylbewerberleistungsgesetz“ sind materiell hilfsbedürftige Menschen, die Asyl beantragt haben oder deren Antrag bereits genehmigt wurde, aber auch geduldete Ausländer oder Menschen, die wegen eines Krieges in ihrem Heimatland eine Aufenthaltserlaubnis besitzen. Dazu bedarf es nicht zwingend eines Asylantrags.
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Asyl: Viele kommen aus Syrien, Afghanistan und Irak nach Duisburg
Die Zahl der davon betroffenen Männer, Frauen und Kinder war auch in Duisburg seit 2015 kontinuierlich gesunken. Damals hatte sie mit 5849 auf einem Höchststand gelegen. Ende 2020 betrug die Zahl dann nur noch 2345. Bis zum 31. Dezember 2021 stieg sie wieder auf 2480, wie die neuesten Statistiken zeigen.
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Von den 2480 Menschen waren 1095 Frauen und 1385 Männer. 635 kamen aus Herkunftsländern in Europa, 345 vom afrikanischen Kontinent und 1430 aus Asien. Bei 60 Menschen blieb die Staatsangehörigkeit ungeklärt. 15 Menschen kamen aus Amerika, Australien oder Ozeanien oder waren staatenlos.
Aus welchen einzelnen Herkunftsländern die Leistungsempfänger kamen, geht aus dem Zahlenwerk nicht hervor. Diese Angabe wird aber für das gesamte Bundesland gemacht. In NRW kamen demnach die meisten Betroffenen aus dem Irak, gefolgt von Syrien und Afghanistan. Auch der Zuwachs im Vergleich zu 2020 war bei Menschen aus diesen drei Ländern am größten.
Neue Situation in Duisburg durch den Krieg in der Ukraine
In Afghanistan und im Irak endeten 2021 die Militäreinsätze der Nato beziehungsweise der USA. Nach dem Abzug der Truppen ergriffen in Afghanistan die Taliban wieder die Macht und veranlassten viele Menschen zur Flucht ins Ausland. Im Irak gewannen radikale Islamisten die Parlamentswahlen 2021. Und in Syrien tobt der Bürgerkrieg seit über zehn Jahren.
Häufig vertreten waren in NRW auch die Herkunftsländer Iran, Nigeria und Serbien, Türkei, Russland, Libanon und Mazedonien.
Noch nicht in den Statistiken enthalten ist das Jahr 2022, das durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine seit dem 24. Februar kaum vergleichbar ist. Rund 5372 Geflüchtete aus dem osteuropäischen Land registrierte die Stadt Duisburg Mitte Oktober.
Deutsche Behörden raten Ukrainern von Asylantrag ab
Nicht alle Geflüchteten beziehen Sozialleistungen. Ukrainerinnen und Ukrainer, die auf finanzielle Hilfe angewiesen sind, können diese seit Juni nach dem Sozialgesetzbuch erhalten, statt wie bisher nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Sie beziehen dann Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe, wie leistungsberechtigte deutsche Staatsbürger.
Auch die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch sind unabhängig von einem Asylantrag. Ohnehin raten sowohl deutsche Behörden als auch gemeinnützige Vereine Geflüchteten aus der Ukraine von einem solchen Antrag ab, weil er Nachteile mit sich bringt. Zum Beispiel dürfen Asylbewerber ihren Aufenthaltsort nicht uneingeschränkt frei wählen, müssen in einer Aufnahmeeinrichtung wohnen und dürfen nicht privat unterkommen.
>> ASYLBEWERBER ERHALTEN WENIGER GELD ALS SOZIALHILFEEMPFÄNGER
- Bei den Menschen, die seit mehr als zwölf Monaten Unterstützung aus dem Asylbewerberleistungsgesetz erhielten, war der Trend auch 2021 weiter rückläufig. Ihre Zahl sank in NRW von 65.295 im Jahr zuvor auf 57.105.
- Nach dem Asylbewerberleistungsgesetz werden derzeit in der höchsten Bedarfsstufe, zu der Alleinstehende und Alleinerziehende gehören, monatlich 344 Euro ausgezahlt. Zum Vergleich: Sozialhilfeempfänger der gleichen Gruppe erhalten 449 Euro.