Duisburg. Diskussion um Stromtarife: Was bieten die Stadtwerke Duisburg an? Lohnt sich ein Wechsel zu Anbietern in der Region? So ist die Beispielrechnung.

Klaus-Peter Bartel und seine Frau waren bisher Stromkunde bei den Flensburger Stadtwerken – und zufrieden. Das Ehepaar aus Walsum zahlte nach eigenen Angaben zuletzt bei einem Jahresverbrauch von 1860 Kilowattstunden (kWh) einen günstigen Arbeitspreis von 23 Cent pro kWh. Aber nun läuft der Vertrag zum Jahresende aus und das neue Angebot des Energieversorgers aus dem hohen Norden „ist für uns bei einem Arbeitspreis von künftig 55 Cent nicht akzeptabel“, so der Duisburger.

Bei der Suche nach günstigen Tarifen habe er eine Überraschung erlebt. „Ich hatte einfach mal die Stadtwerke Duisburg angerufen und ein außerordentlich gutes Angebot für meinen Bedarf bekommen“, so Bartel. Er fragt: „Wie schaffen die Stadtwerke das? Und gehen sie mit solchen Angeboten nicht ins finanzielle Risiko für das gesamte Unternehmen?“

Stromverträge: Stadtwerke Duisburg mit sehr günstigem Grundversorgungstarif

Stadtwerke-Sprecher Felix zur Nieden kann zunächst bestätigen, dass auch Neukunden aus Duisburg den derzeit im Vergleich sehr günstigen Grundversorgungstarif mit einem Arbeitspreis von 33,74 Cent pro Kilowattstunde und einem Grundpreis von 159,61 Euro pro Jahr nehmen können. Solche Angebote seien vornehmlich auf eine „risikoarme und auf Langfristigkeit ausgelegte Beschaffungsstrategie“ zurückzuführen, so zur Nieden. Näher ins Detail will er aus Wettbewerbsgründen nicht gehen.

Stadtwerke Duisburg bieten neuen, günstigeren Tarif anEr betont aber, dass die Stadtwerke Duisburg wie der gesamte DVV-Konzern finanziell robust aufgestellt seien. „Wir würden solche Angebote nicht machen, wenn sie für uns wirtschaftlich nicht möglich wären.“

Preisvergleich auf Verivox

Den derzeit im Vergleich sehr günstigen Grundversorgungstarif für Stromkunden bei den Stadtwerken Duisburg führt Sprecher Felix zur Nieden vornehmlich auf eine „risikoarme und auf Langfristigkeit ausgelegte Beschaffungsstrategie“ zurück.
Den derzeit im Vergleich sehr günstigen Grundversorgungstarif für Stromkunden bei den Stadtwerken Duisburg führt Sprecher Felix zur Nieden vornehmlich auf eine „risikoarme und auf Langfristigkeit ausgelegte Beschaffungsstrategie“ zurück. © Daniel Tomczak / DVV

Fakt ist: selbst das günstigste Angebot am 18. November beim Online-Vergleichsportal Verivox bei Eingabe einer Duisburger Postleitzahl und eines Jahresverbrauchs von 2000 Kilowattstunden Strom wie in etwa beim Walsumer Ehepaar liegt noch über dem der Stadtwerke Duisburg.

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Nun machen derzeit auch viele andere Grundversorger häufig sehr günstige Angebote für Stromkunden aus ihren Versorgungsgebieten. Eon bietet zum Beispiel für Essen und Mülheim bei einem Jahresverbrauch bis zu 15.000 Kilowattstunden einen Arbeitspreis von 30,85 Cent bei einem Grundpreis von 190,448 Euro an. Damit käme das Walsumer Ehepaar zwar mit ihrem Verbrauch insgesamt sogar noch ein bisschen besser weg.

Angebote von Grundversorgern aus anderen Städten für Kunden aus Duisburg

Doch solche Grundversorgungstarife können potenzielle Kunden außerhalb der entsprechenden Gebiete ja gar nicht abschließen. Die Redaktion hat deshalb bei Grundversorgern in der Region nachgefragt, was mit Stand 18. November der günstigste Stromtarif ist, den sie Duisburgern wie Klaus-Peter Bartel und seiner Frau anbieten können. Zugrunde gelegt wird daher ein Jahresverbrauch von 2000 Kilowattstunden.

Eon macht hier Angebote, die sowohl beim Arbeits- und Grundpreis deutlich höher liegen als der Grundversorgungstarif der Stadtwerke Duisburg. Beim Tarif „Eon ÖkoStrom“ mit Mindestvertragslaufzeit von zwölf Monaten, aber auch einer Preisgarantie bis 29. Februar 2024 beläuft sich der Arbeitspreis auf 64,43 Cent pro Kilowattstunde bei einem Grundpreis von 189,35 Euro pro Jahr.

EVO: Bonus für Neukunden von 50 Euro

Beim Grundversorger in Oberhausen, der EVO, hätte das Duisburger Ehepaar die Möglichkeit, den Tarif „RevierKraft“ mit einer Erstvertragslaufzeit von zwölf Monaten und einer ebenso langen Preisgarantie abzuschließen. Der Arbeitspreis liegt hier bei 60,8 Cent bei einem Grundpreis von 190,40 Euro. Zudem gibt es für Neukunden einen Bonus von 50 Euro. Die größte Besonderheit nach Angaben einer EVO-Sprecherin: 0,5 Cent pro Kilowattstunde Strom gehen an ein soziales Projekt der Wahl.

Die Stadtwerke Krefeld können Klaus-Peter Bartel und seiner Frau das Produkt „meinDIREKT Strom öko“ mit einer Preisgarantie und Vertragslaufzeit von zwölf Monaten anbieten. Der Arbeitspreis liegt hier bei 66,47 Cent bei einem von Grundpreis von 152,39 Euro.

Große Marktrisiken

Die Redaktion hat auch die Grundversorger in weiteren Städten nach entsprechenden Angeboten gefragt. Die Stadtwerke Dinslaken und Düsseldorf bieten derzeit aber gar keine Tarife für Kunden außerhalb ihrer Grundversorgungsgebiete an. Gleiches gilt für Enni in Moers: „Aufgrund der aktuellen Marktsituation bieten wir derzeit keine Strom- und Gasprodukte für Neukunden außerhalb unserer grundversorgten Heimatmärkte in Moers und Neukirchen-Vluyn an“, sagt Unternehmenssprecher Herbert Hornung.

Enni habe die bundesweiten Vertriebsaktivitäten wegen der derzeit sehr großen Marktrisiken für diese Kundengruppe aktuell eingestellt. „Lediglich Bestandskunden erhalten in Kürze auch außerhalb von Moers ein Sonderprodukt mit einer Laufzeit von 24 Monaten ein Vertragsangebot“, so Hornung. Je nach Entwicklung der Energiemärkte plane Enni frühestens 2023 wieder in den bundesweiten Energievertrieb einzusteigen.

>> RHEINPOWER: ONLINE-MARKE DER STADTWERKE DUISBURG

  • Über ihre Online-Marke Rheinpower machen die Stadtwerke Duisburg auch Kunden außerhalb ihres Grundversorgungsgebietes Angebote.
  • Potenziellen Stromkunden aus Dinslaken etwa, die einen ähnlichen Jahresverbrauch von 2000 Kilowattstunden wie Klaus-Peter Bartel und seine Frau haben, bietet Rheinpower zum Beispiel diesen den Tarif „MeinStrom 12 Natur“ mit einer Vertragslaufzeit und Preisgarantie von zwölf Monaten an: Der Arbeitspreis beträgt 49,71 Cent pro Kilowattstunde bei einem Grundpreis von 19,90 pro Monat (238,80 Euro pro Jahr).