Duisburg. Die Preise sind zum Finale der Duisburger Filmwoche verliehen worden. Wer sich über Auszeichnungen freuen darf und was die Jury sagt.

Für Alexander Scholz ist die Duisburger Filmwoche ein „optimistischer Ort“. Der neue Leiter des Dokumentarfilmfestivals weiß zwar, dass es bei den gezeigten Filmen oft um erlittene Verletzungen geht. Doch beim Finale erinnerte er daran, dass die Filme eine Form seien, „sich gegenseitig Aufmerksamkeit zu schenken“. Nach einer Woche gespickt mit intensiven Filmen und Debatten ging es an diesem Abend vor allem um die Preise, die zum Abschluss der Filmwoche verliehen werden.

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Optimistisch blickte auch Manfred Pieper vom TV-Sender „Arte“ in die Zukunft des Festivals. Er traute ihm glatt ein hundertjähriges Bestehen zu: „Solange es Dokumentarfilme gibt, wird es auch die Filmwoche geben.“

Preisverleihungen bei Duisburger Filmwoche

Der mit 6000 Euro dotierte Preis seines Senders ging an „Benedikt“ von Katrin Memmer. Sie zeigt darin einen Mann, der mit Tieren arbeitet. Der Film dokumentiert seine präzisen, routinierten Bewegungen. Andere Menschen kommen in seiner Welt kaum vor. „Ohne dass wir verstehen wie, sind wir berührt“, hieß es in der Begründung der Jury. „Von Benedikts Sein in der Welt ebenso wie von dieser Welt mit ihren Schafen, Bienen und Maschinen.“

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Eine Mischung aus mühsam recherchiertem Archivmaterial, historischer Forschung und Aussagen von Zeitzeugen ist der Film „Unrecht und Widerstand“ von Peter Nestler. Es geht um die wenigen Sinti und Roma, die den Völkermord der Nazis überlebt hatten und in der Nachkriegszeit weiter Diskriminierung und Kriminalisierung erleben mussten.

Nestler erhielt dafür den ebenfalls mit 6000 Euro dotierten Preis des Senders „3sat“. Die Jury hob die Präzision und die Sachlichkeit der Argumentation des Films hervor. Gerade dadurch wecke er Empathie.

Ausgezeichneter Film über Widerstand gegen Uranabbau in Wismut

Der Widerstand gegen den Uranabbau in Wismut steht im Mittelpunkt von „Sonne unter Tage“. Die Autorinnen Alex Gerbaulet und Mareike Bernien beleuchten darin die Umweltbewegung der DDR und das toxische Erbe des Uranabbaus. Für ihre Arbeit erhielten sie den mit 5000 Euro dotierten Preis der Stadt Duisburg, der sich auf kurze und mittellange Dokumentarfilme konzentriert.

„Was wir aus der Erde holen, sucht uns irgendwann heim, als saure Wolken, Tumore oder nukleare Sprengköpfe“, hob die Jury hervor. Sie lobte die komplexe Recherche der Autorinnen ebenso wie ihre filmische Ästhetik. Das Uran schreibe sich „als Leuchten, Flackern und Farbverschiebungen“ in ihre Bilderwelt ein.

Förderung des filmischen Nachwuchses

Den filmischen Nachwuchs fördert die „Carte Blanche“ des Landes NRW. Der mit 5000 Euro dotierte Preis ging an Lilian Sassanelli für „Zweisamkeit“. Der Film ist eine intime Beobachtung ihrer Großeltern und ihrer „selbstgewählten Zwangslage einer harmonischen Ehe“. Sie beschreibt darin die Harmonie der Beziehung, aber auch Konflikte und Verdrängtes. Der Jury gefiel, dass der Film mühelos zwischen Nähe und Distanz balanciert und auch die Verletzlichkeit der Autorin erkennen lässt.

Der von der Rheinischen Post gestiftete Publikumspreis ging an Maksym Melnyk. Sein Film „Drei Frauen“ zeigt Bilder aus einem einsamen, sterbenden Dorf in den ukrainischen Karpaten. Er porträtiert eine Postbeamtin, die die Rente bringt, eine Biologin, die mit dem Auspuff ihres Autos kämpft, und eine tieftraurige Witwe. Sie alle bewegen sich in einer Welt voller Natur, Horoskopen und Schnaps.

>> DUISBURGER FILMWOCHE UNTER NEUER LEITUNG

  • Die 46. Ausgabe der Duisburger Filmwoche ist die erste unter der Leitung von Alexander Scholz.
  • Scholz ist dem Festival schon länger verbunden. Schon 2021 sprang der Dozent der „internationalen filmschule köln“ interimsweise als Kurator ein.
  • Bereits seit 2015 war Scholz unter anderem als Pressereferent und Programmgestalter im Team der Filmwoche tätig. Dabei arbeitete er auch mit Werner Ružička zusammen, der die Duisburger Filmwoche über Jahrzehnte prägte.
  • Nach wie vor setzt das Festival auf einen Verzicht von Programmüberschreitungen und auf ebenso ausführliche und wie offene Diskussionen.