Duisburg. Marina Heredia stand bei den Philharmonikern erstmals als „Artist in Residence“ auf der Bühne. Ein Abend mit heiklen Aufgaben und viel Können.

In Richtung Spanien ging der Blick beim 3. Philharmonischen Konzert, welches das Motto „Liebeszauber“ trug. Die gleichnamige Ballettmusik von Manuel de Falla bildete mit Ravels „Rapsodie espagnole“ den Rahmen des Abends. Außerdem stellte sich die spanische Flamencosängerin Marina Heredia als „Artist in Residence“ der Duisburger Philharmoniker vor.

Der von Generalmusikdirektor Axel Kober geleitete Abend litt unter einigen dramaturgischen Schwächen: Maurice Ravels „Rapsodie espagnole“ ist nämlich ungleich effektvoller als Manuel de Fallas Ballettmusik und wäre das bessere Stück für das Konzertfinale gewesen.

Die Rapsodie ist mit großem Orchester besetzt, aber in den ersten drei Sätzen zaubert Axel Kober mit seinem Orchester wunderschöne kammermusikalische Stimmungsbilder. Da gibt es dunkle Bläserakkorde, über welche Konzertmeister Sigfried Rivinius seine Geige flirren lässt oder ein feurig auftrumpfendes Trompeten-Solo in der Malguena. Das Finale ist ein orchestrales Schaulaufen mit iberischen Rhythmen, prachtvollen Klangfarben und ausgelassener Flamencofestivität.

Duisburger Philharmoniker: Viele Musiker können ihr solistisches Können zeigen

Nicht nur in diesem Werk zeigen viele Musiker des Orchesters ihr solistisches Können, sondern im Konzert für Posaune und Orchester von Henri Tomaso steht mit Rocco Rescigno ein Musiker der Duisburger Philharmoniker ganz im Zentrum des Geschehens: In dem Stück aus dem Jahr 1956, das mit Hollywood-Romantik und lässigem Swing spielt, zeigt Rescigno die Vielseitigkeit und Ausdrucksstärke seines Instrumentes. In der Eröffnung scheint es, als würde die Posaune mit dem Publikum plaudern, bevor sie eine warme Gesangsmelodie anstimmt.

Rocco Rescigno stand mit seiner Posaune im Zentrum.
Rocco Rescigno stand mit seiner Posaune im Zentrum. © Marie Laforge

Nach dem effektvollen Finale, in dem die Posaune mit leichtfüßigen Melodien über den treibenden Orchestersatz dahintänzelt, gibt es viel Jubel vom Publikum für den hauseigenen Virtuosen. Dadurch, dass als Zugabe dann noch die großformatige und anspruchsvolle Ballade für Posaune und Orchester von Eugène Bozza erklingt, wird der starke Eindruck, den das Tomasi-Konzert eigentlich machen würde, erheblich gemindert.

Heikel ist auch, dass direkt nach der Pause die Ouvertüre zur Oper „Neues vom Tage“ von Paul Hindemith gespielt wird. Die Philharmoniker musizieren das siebenminütige Stück sehr pfiffig, benötigen danach aber eine ebenso lange Umbaupause für Manuel de Fallas „El amor brujo“, also den titelgebenden Liebeszauber.

Fast ein Gegenstück zu „Carmina burana“

Bei de Falla kann das Orchester wieder groß auftrumpfen, und die Musik wirkt mit ihrer tänzerischen Archaik manchmal sogar wie ein spanisches Gegenstück zu Carl Orffs „Carmina burana“.

Flamenco-Spezialistin Marina Hereda singt ihre Lieder mit rauchiger und in der Höhe etwas heiserer Stimme. Um gegen das Orchester anzukommen, benötigt sie allerdings elektronische Verstärkung. Da fragt man sich, wie de Fallas Musik zu ihrer Entstehungszeit aufgeführt werden konnte, als es solche technischen Möglichkeiten noch gar nicht gab?

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Das Duisburger Publikum zeigt sich offen und begeistert von dieser eigenwilligen Art klassischer Musik und bereitet der neuen „Artist in Residence“ einen herzlichen Empfang.

>>Volles Programm für Marina Heredia

  • Mit Marina Heredia ist erstmals eine Flamencosängerin „Artist in Residence“ eines deutschen Sinfonie-Orchesters. Ermöglicht wurde dieses Engagement durch die finanzielle Unterstützung der Firma Krohne.
  • Die Künstlerin aus Granada hat in dieser Woche ein volles Programm: Neben ihren Auftritten in den Philharmonischen Konzerten geht sie am 10. und 11. November mit dem Projekt „Flamenco 4Teens“ an Duisburger Schulen. Am 11. November gibt es um 19 Uhr eine Flamenco-Soiree in der Mercatorhalle, und am 13. November ist sie an gleicher Stelle und zur gleichen Zeit mit ihrer Musik im Kammerkonzert zu erleben.