Duisburg-Neudorf. Seit mehr als 60 Jahren setzt sich die Lebenshilfe in Duisburg für Menschen mit Behinderung ein. Wie wichtig Spendengelder für den Verein sind.

Menschen mit Behinderungen ein normales Leben zu ermöglichen, von der Kindheit bis ins Alter – das ist das Ziel der Lebenshilfe Duisburg. Seit mehr als sechs Jahrzehnten macht sich der Verein für die Anerkennung behinderter Menschen stark. Vieles hat man schon erreicht. Am Ziel ist man aber noch lange nicht.

Lebenshilfe Duisburg: Seit 1961 aktiv im Sinne der Inklusion

Gegründet wurde der Verein 1961 zunächst unter dem Namen „Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind e.V. Duisburg“ als damals siebter Verein in NRW. Nachdem 1966 die Schulpflicht für Menschen mit geistiger Behinderung eingeführt worden war, konzentrierte sich die Lebenshilfe auf die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen vor und nach der Schulzeit, initiierte Sonderkindergärten und Werkstätten. 2014 schließlich nannte sich der Verein um, richtet sich seitdem – ganz im Sinne der Inklusion – als „Lebenshilfe e.V. Duisburg“ an alle Menschen.

Feierten das Jubiläum im AV Concept-Store in der Duisburger Innenstadt (von links): Frank Haberkorn (Vorstand Lebenshilfe Duisburg), Bärbel Brüning (Geschäftsführerin Lebenshilfe NRW), Anton Koller, Dagmar Frochte (beide Vorstand Lebenshilfe Duisburg), Ulla Schmidt (Vorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe), Martin Dittrich (Vorstand Lebenshilfe Duisburg) und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas.
Feierten das Jubiläum im AV Concept-Store in der Duisburger Innenstadt (von links): Frank Haberkorn (Vorstand Lebenshilfe Duisburg), Bärbel Brüning (Geschäftsführerin Lebenshilfe NRW), Anton Koller, Dagmar Frochte (beide Vorstand Lebenshilfe Duisburg), Ulla Schmidt (Vorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe), Martin Dittrich (Vorstand Lebenshilfe Duisburg) und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas. © RR

Dagmar Frochte ist seit 37 Jahren Mitglied im Lebenshilfe-Vorstand. Sie kennt Geschichte und Gegenwart: „Am Anfang waren wir sehr konzentriert auf Menschen mit geistiger Behinderung. Heute sind wir für Menschen mit und ohne Handicap da“, erklärt die 69-Jährige. „Dabei geht es uns auch darum, Berührungsängste abzubauen.“

Lebenshilfe- hoher Schaden durch Diebstahl und VandalismusIn der Gesellschaft habe sich inzwischen viel zugunsten der Menschen mit Behinderung verändert, meint Anton Koller, der ebenfalls im Lebenshilfe-Vorstand ist. Dennoch gebe es noch keine echte Inklusion. Denn die bedeute, dass alle Menschen mit oder ohne Handicap gleiche Chancen haben und ganz normal am Leben teilnehmen könnten, beschreibt Koller. Trotz des Erreichten müsse sich hier noch viel tun.

Barrierefreiheit ist weiterhin ein großes Thema

Ein großes Thema sei etwa die Barrierefreiheit. „Das zeigt sich beispielsweise bei Bahnhaltestellen. Hier ist es für Menschen mit Gehbehinderung schwer, am öffentlichen Verkehr teilzunehmen“, so Dagmar Frochte. Aber auch die Bereitstellung von Texten in einfacher Sprache gehöre dazu. „Dafür zu kämpfen, ist eine Aufgabe unseres Vereins“, erklärt die 69-Jährige. Wichtig sei auch die Sichtbarkeit des Vereins in der Öffentlichkeit. „Denn es gibt immer noch viele Menschen, die noch nicht von unserer Arbeit gehört haben.“

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Problematisch ist der Rückgang der Mitglieder

Denn eine große Herausforderung für die Lebenshilfe, die unter dem Motto „Es ist normal, verschieden zu sein!“ arbeitet, ist die Frage der Finanzierbarkeit. Der Verein trägt sich hauptsächlich über Beiträge der rund 250 Vereinsmitglieder, Mieteinnahmen und Spendengelder. „Spendengelder sind für unsere Arbeit sehr wichtig“, betont Vorstandsvorsitzende Frochte. Denn die Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen werden immer weniger. „Das hat mit dem Rückgang der Mitglieder zu tun“, rechnet Frochte. „Unsere Mitglieder werden immer älter und es kommen nur wenige junge Neue hinzu.“

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Schwierig sei es aktuell auch, Fachkräfte für die Einrichtungen der gemeinnützigen Gesellschaften der Lebenshilfe zu finden. „Wir haben jede Menge Stellen offen und brauchen dringend pädagogische Fachkräfte“, so Anton Koller.

Mit Blick auf die Zukunft konstatiert Dagmar Frochte: „Wir sind auf einem guten Weg, aber noch längst nicht am Ziel.“ Anton Koller wünscht sich, dass die Kinder- und Jugendhilfe finanziell besser unterstützt wird. Der 63-Jährige betont: „Wenn wir den Integrationsgedanken ernst meinen, dann geht es darum, dass Menschen mit Behinderung ein selbst gestaltetes Leben führen können.“

>> 60 Jahre Lebenshilfe Duisburg: Feier im AV Concept-Store

  • Wegen der Corona-Pandemie musste die Jubiläumsfeier der Lebenshilfe auf dieses Jahr verschoben werden. Im AV Concept-Store der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderungen kamen neben dem Vorstand der Duisburger Lebenshilfe auch die Geschäftsführerin der Lebenshilfe NRW, Bärbel Brüning, die Vorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe, Ulla Schmidt, sowie Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Oberbürgermeister Sören Link zusammen.
  • „Wir haben den Rahmen des Fests sehr bescheiden gehalten, da wir anlässlich des Jubiläums besonders den Menschen, für die sich unser Verein einsetzt, Angebote zugutekommen lassen wollen“, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Anton Koller. So hat die Lebenshilfe in diesem Jahr 60 Familien anlässlich des Jubiläums einen gemeinsamen Familienurlaub ermöglicht und plant derzeit ein weiteres Projekt für Menschen mit Handicap anlässlich des 60-jährigen Bestehens.
  • Fest steht bereits der Termin für die zwölfte integrative Karnevalsveranstaltung der Lebenshilfe: Das Event findet am Sonntag, 5. Februar 2023, im Steinhof Duisburg in Huckingen (Düsseldorfer Landstraße 347) statt. Karten können per Mail unter karneval@lebenshilfe-duisburg.de oder unter 0173 54 070 79 vorbestellt werden.