Duisburg. „Therapie 2.0“ ist ein Pilotversuch der Lebenshilfe Duisburg zum Einsatz digitaler Medien in der Frühförderung. Das sind die Ergebnisse.

Im Pilotprojekt „Therapie 2.0“ hat die Lebenshilfe in Duisburg ein Jahr lang digitale Medien als ergänzendes Werkzeug in der Beratung und bei therapeutischen Angeboten für Kinder bis zu sechs Jahren eingesetzt. Das Fazit ist eindeutig: Digitale Möglichkeiten können die Face-to-Face-Therapie nicht ersetzen.

Corona hat auch die Lebenshilfe vor große Herausforderungen gestellt: Kinder, die über Wochen nicht an einer Frühförderung teilnehmen konnten. Eltern, die verzweifelt die Rückschritte in der Entwicklung bei ihren Kindern feststellten. Mit Unterstützung der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW und mit Eigenmitteln brachte die Lebenshilfe einen zukunftsfähigen Stein ins Rollen. Teilnehmende Familien wurden mit Tablets ausgestattet und von dem therapeutischen Fachpersonal bei der Durchführung von Untersuchungen und Therapie unterstützt.

Diagnostik sollte besser in Präsenz als digital erfolgen

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„Ziel war es, die digitale Diagnostik und die digitale Therapie neben den üblichen Diagnoseverfahren langfristig als zweites Standbein zu implementieren“, erklärt Projektleitung Zlata Zornikj.

Nach kritischen Rückmeldungen der Kinderärzte und Diskussionen mit den Therapeuten modifizierten die Zornikj und Geschäftsfeldleitung Patricia Fuhrmann, das Projektziel: Nicht die digitale Diagnostik stand nunmehr im Vordergrund des Projektes, sondern die digitale Therapie. Als Fachkräfte waren zwei Heilpädagoginnen, eine Ergotherapeutin und ein Sprachtherapeut beteiligt.

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Eltern unterstützen ihre Kinder in der Therapie

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Erstgespräche in Präsenz mit Eltern und Kind erwiesen sich als erfolgreicher – diese ermöglichen den Vertrauensaufbau zwischen Therapeut und Kind, der für den Einsatz digitaler Medien unabdingbar ist. Ein Vorteil auch: Die Eltern sind immer am Therapiegeschehen beteiligt, da sie dem Kind assistieren müssen. „Somit entwickeln sie ein vertieftes Verständnis für die Ursachen der Förderbedarfe und lernen Methoden kennen, ihr Kind bei der Bewältigung der Situation zu unterstützen“, erklärt Patricia Fuhrmann.

Gut für die Therapeuten: Sie bekommen Einblick in die familiären Strukturen durch die Interaktion zwischen Eltern und Kinder am Tablet. Eltern können Situationen digital aufzeichnen, die beispielhaft für den Förderbedarf ihres Kindes sind und somit den Therapeuten eine umfassendere Analyse ermöglichen.

Digitale Möglichkeiten werden bei der Lebenshilfe weiter genutzt

Die Förderung des Projekts läuft nun aus. Die Lebenshilfe Duisburg nutzt die digitalen Angebote nun auch für das Autismus-Therapiezentrum (ATZ) sowie für Mitarbeitende der interdisziplinären Frühförderung. „Wir haben nun einen Ansatz geschaffen, hinter dem sich große Veränderungen verbergen“, ist Patricia Fuhrmann sicher. „Es gilt am Ball zu bleiben, genau das tun wir.“