Duisburg. Balkonkraftwerke können die Energiekrise vermindern, findet ein Duisburger. Wie die Anlagen funktionieren, welche bürokratischen Hürden es gibt.
Angesichts der steigenden Energiepreise sind viele Menschen auf der Suche nach Alternativen. Solarenergie durch Balkonkraftwerke könnte so eine Lösung sein, weil nicht nur Eigentümer, sondern auch Mieter sie einsetzen können, wenn der Vermieter zustimmt. In Duisburg sind die Mini-PV-Anlagen noch nicht weit verbreitet, unter anderem weil Netzbetreiber Netze Duisburg strikte Anforderungen erhebt. Dabei ist das System selbst überraschend simpel.
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Laienhaft erklärt funktioniert es so: Da Strom sich den Weg des geringsten Widerstands sucht, fließt in dem Moment, wo eine hauseigene Anlage Energie ins Netz speist, weniger vom weit entfernten Werk durch die Leitungen und die Lampen leuchten per Sonnenenergie.
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Duisburger über Balkonkraftwerke: „Die Bürokratie ist eine Katastrophe“
Christian El Asal gehört zu den Duisburgern, die auf Balkonkraftwerke schwören. Im Frühjahr bestellte er die ersten blauglitzernden Paneele im Internet, um die Immobilien seiner Familie aufzuwerten und gleichzeitig Strom zu sparen.
„Aber die Bürokratie ist eine Katastrophe“, beklagt er, denn Netze Duisburg schreibt vor, dass alle Erzeugungsanlagen angemeldet werden müssen, maximal 600 Watt produzieren, keine weiteren Anlagen parallel betrieben werden und außerdem eine spezielle Energiesteckdose zum Anschluss genutzt wird.
El Asal kann mit seiner Anlage auch im Herbst tagsüber noch die Grundlast decken, es reicht für den Kühlschrank oder den Fernseher im Standby-Betrieb. Um übers Jahr die Anlage ideal nutzen zu können, müsste man die Platten voller Solarzellen je nach Einfallwinkel der Sonne immer mal ausrichten.
Die Installation der Solar-Paneele ist „idiotensicher“
Wo jemand den ganzen Tag im Homeoffice arbeite, lohne es sich richtig, findet der gelernte Elektroniker. „Und man tut der Umwelt was Gutes!“ Die Installation ist in seinen Augen „idiotensicher“, auch für Laien machbar. Ein Photovoltaik-Paneel ist etwa so groß wie eine Küchentischplatte, etwas mehr als daumendick. Es muss möglichst sturmsicher etwa am Balkon angebracht werden.
Der Rest ist simples Zusammenstecken: Die Kabel der Platten führt man an einen kleinen grauen Kasten namens Wechselrichter, der den ankommenden Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt. Von da führt ein weiteres Kabel spritzwassergeschützt zur Steckdose an der Hauswand. Und schon entsteht Solarstrom, der über die Hausleitungen zu den elektrisch betriebenen Geräten fließt.
Netz-Betreiber fordern spezielle Einspeise-Steckdosen
Die Anlage kann man im Prinzip wie einen Toaster mit einer normalen Steckdose verbinden. Viele Netzbetreiber wie auch Netze Duisburg fordern jedoch einen Wieland-Stecker als Einspeise-Steckdose, die wiederum von einer Fachkraft eingebaut werden muss.
El Asal ärgert nicht nur dies: „In den Niederlanden läuft der Stromzähler einfach rückwärts, wenn eine Anlage Strom produziert. In Deutschland muss man extra einen Zähler einbauen lassen, der eine Rückwärtslauf-Sperre hat“, beschreibt er. Wer also noch einen alten Ferraris-Zähler mit Drehscheibe hat, muss meist auf ein digitales Messgerät wechseln. Produziert die eigene Anlage mehr Strom, als man verbraucht, fließt der Strom unvergütet ins Netz.
Über eine Handy-App kann der Rheinhauser jederzeit sehen, was welches Balkonkraftwerk je nach Jahreszeit und Wetter produziert – mit der Sonne der letzten Woche schafften es die Paneele auf drei bis fünf kW am Tag. Zum Vergleich: Der Tagesverbrauch einer Person wird auf 6,3 kW geschätzt. Inzwischen hat er Erfahrung gesammelt, aber sein Wissen will er nicht zum Geschäft machen, sagt El-Asal. Obwohl: Hätte jeder so ein Kraftwerk, so glaubt er, wäre die Energiekrise kein Thema.
>> DAS SOLARDACHKATASTER
- Balkonkraftwerke liefern vergleichsweise wenig Strom. Lohnt sich die Investition in eine Photovoltaikanlage auf dem eigenen Haus? Diese Frage kann das Solardachkataster des Regionalverbands Ruhr beantworten.
- Auf der Webseite kann man sich nach Eingabe der Wohnadresse anzeigen lassen, ob das Haus grundsätzlich geeignet ist.
- Dabei spielen Ausrichtung zur Sonnenseite, der Neigungswinkel, die Anlagengröße und Verschattungen etwa durch Bäume oder Nachbargebäude eine Rolle.