Duisburg. Steigende Preise in der Energiekrise zwingen viele Menschen zum Sparen. Ein Biomarkt in Duisburg beobachtet den Griff zu speziellen Produkten.

In der Corona-Hochphase gehörten Bio-Produkte zu den Gewinnern der Krise. Doch durch den Krieg in der Ukraine steigen die Energie- und Lebensmittelpreise extrem. Weil die Menschen also sparen müssen, sich aber trotzdem nach Möglichkeit weiter gesund ernähren wollen, greifen viele öfter beim Bio-Discounter zu. Die originären Biomärkte kämpfen um Kunden – auch in Duisburg.

Denn auch in den Supermärkten ist das ökologisch wertvolle Angebot breit aufgestellt. Obst, Gemüse, Milchprodukte, alles mit Siegel – doch, dass bio nicht gleich bio ist, wird klar, wenn man sich die verschiedenen Zertifikate genauer anschaut. Immerhin: Einen Mindeststandard an Kriterien haben alle Artikel gemeinsam. Aber: Bis zu zwanzig Bio-Siegel gibt es mittlerweile in Deutschland! Dabei den Überblick zu behalten, ist natürlich schwierig.

Bei den Bio-Siegeln gibt es einige Unterschiede.
Bei den Bio-Siegeln gibt es einige Unterschiede. © dpa | Monika Skolimowska

Ein Beispiel: Das grüne Sechseck mit dem Wort „Bio“ und einer Pflanze als „i“ ,bedeutet, dass die Mindestanforderungen erfüllt sind: keine künstlichen Aromen, keine Geschmacksverstärker, Gen-Technik ist tabu und höchstens sechs Stunden Tiertransport sind erlaubt. Der Anbauverband Demeter erhöht – wie auch Naturland und Bioland – die Mindestrichtlinien der EU um konsequent naturnahe und nachhaltige Landwirtschaft und Verarbeitung, etwa das Verbot, Fischmehl zu verfüttern. Das älteste Bio-Label verfügt über die strengsten Richtlinien.

Pro Bio in Duisburg: Griff geht öfter zur Eigenmarke

Laut Marktforschungsinstitut Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erleiden Biomärkte und Reformhäuser momentan Umsatzeinbußen. Wie sieht das in Duisburg konkret aus?

Die Duisburger Kette Pro Bio hat zwei Märkte, einen in Neudorf an der Mülheimer Straße und einen am Innenhafen. Kunden im Biomarkt sind meistens Stammkunden. Das bestätigt auch Johannes Tsangaris vom Pro-Bio-Zentralteam. Neue Kunden kämen momentan eher nicht. Dass aber auch nicht weniger Kunden kommen, erklärt der Händler sich so. „Menschen, die sich Bio bei uns leisten, kommen aus einer Schicht, der es trotz Krise nicht merkbar schlechter geht. Und der Bio-Kunde ist informiert, er weiß, warum die Milch 50 Cent teurer ist.“

Der Pro Bio Markt hat in Duisburg zwei Standorte. Hier der am Stapeltor.
Der Pro Bio Markt hat in Duisburg zwei Standorte. Hier der am Stapeltor. © Kathrin Hänig | Kathrin Hänig

Für ihn ist aber auch klar, dass die Kunden kommen, weil die Entscheidung für Bio immer „zwischen Überzeugung und Premium“ liegt. „Bei uns hat man das etwas andere Einkaufserlebnis“ sagt Johannes Tsangaris. Dennoch zeichnet sich ein Trend ab: „Der Griff geht jetzt öfter zu unserer Eigenmarke.“ Die Eigenmarke von Pro Bio ist, wie die eigenen Marken in anderen Supermärkten auch, günstiger. Den Händler lässt die Multi-Krise dennoch nicht unbeeindruckt: „Man muss gucken, dass man die Kunden behält. Die letzten Jahre waren total verrückt. Gerade ist nichts planbar. Man hat große Ungewissheit, es gibt unterschiedliche Entwicklungen an den verschiedenen Standorten.“

Bio-Marken auch bei Edeka und Rewe

Einige Bio-Marken sind übrigens nicht nur im Bio-Fachhandel zu finden, die Marke Bauckhof etwa gibt es auch bei Edeka und Rewe. Der Pro-Bio-Markthändler, selbst seit 13 Jahren überzeugt von Verbandsware wie Demeter, findet das aber sogar gut. „Ich finde, es sollte trotzdem Bio-Artikel für die breite Masse geben. Umso mehr gekauft wird, desto besser ist es für die Äcker und für die Kinder am Ende, weil weniger Pestizide verschleudert werden. Das ist ein Gewinn für den Planeten, wenn weniger gespritzt wird. Bio ist eine Entlastung.“

Johannes Tsangaris’ Ansatz ist deshalb: Je mehr Menschen man mit Bio-Produkten erreiche, desto besser und desto mehr kann man vernünftig bewirtschaften.

>>Pro Bio kann mit Preissenkung werben

  • Pro Bio kann seit September sogar eine Preissenkung anbieten. „Wir haben bei unseren Lieferanten bessere Konditionen erreicht“, sagt Bio-Händler Johannes Tsangaris. „Tatsächlich merken wir die Verschiebung zur Eigenmarke aber deutlich. Dass aber etwas wegbricht, das Gefühl haben wir nicht.“
  • Hier kann jeder sehen, was die verschiedenen Bio-Siegel bedeuten: Siegelcheck.nabu.de