Duisburg. Eine 84-Jährige wurde im August im Duisburger Innenhafen mit einem Küchenmesser erstochen. Ihre Mitbewohnerin galt als Täterin. Nun die Wende.

In Duisburger Mordermittlungen gibt es wohl eine spektakuläre Wende: Im August war eine 84-Jährige in einem Mehrfamilienhaus an der Stresemannstraße im Innenhafen erstochen worden (wir berichten). Ihre demente Mitbewohnerin (89) wurde als dringend tatverdächtig festgenommen. Nun soll jedoch aber alles anders gewesen sein. Im Laufe der Nachforschungen der Kripo rückte eine Nachbarin der beiden Seniorinnen immer mehr in den Fokus.

Die 45-Jährige war es auch, die am Morgen des 23. August die Rettungskräfte alarmiert hatte. Den Einsatzkräften bot sich in der Wohnung, in der die beiden Seniorinnen in einer Wohngemeinschaft lebten, dann ein klar anmutendes Bild: Die 89-Jährige hielt ein blutverschmiertes Küchenmesser in der Hand. Ihre Mitbewohnerin lag durch mehrere Stiche schwerstverletzt am Boden. Die Frau starb trotz sofortiger Reanimationsmaßnahmen noch in der Wohnung.

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Seniorin In Duisburg erstochen: Zweifel wurden immer größer

Die Nachbarin berichtete, dass sie gegen 8.30 Uhr Schreie gehört hatte und in die Wohnung gegangen sei, um nach dem Rechten zu sehen. Für Notfälle besaß sie wohl einen Schlüssel.

Die Frau erklärte bei Befragungen weiter, dass die 89-Jährige auch sie angegriffen und ihr leichte Verletzungen zugefügt hätte. Ein Haftrichter traf aufgrund dieser Beweislage die Entscheidung, die Seniorin in einer psychiatrischen Klinik unterzubringen. Sie zu befragen habe sich wegen der starken Demenzerkrankung als schwierig erwiesen, hieß es zu diesem Zeitpunkt aus dem Polizeipräsidium.

Eine Mordkommission ermittelte weiter. Spurensicherungsteams untersuchten die Wohnung, das Messer sowie die Kleidung der Beteiligten genaustens. Ein Gutachter, der die physischen und motorischen Fähigkeiten der 89-Jährigen überprüfen sollte, wurde eingeschaltet. Auch sein Urteil ließ offenbar die Zweifel am vermeintlichen Tatgeschehen immer größer werden.

Die Kriminalpolizei stieß bei weiteren Ermittlungen auf Widersprüche.
Die Kriminalpolizei stieß bei weiteren Ermittlungen auf Widersprüche. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Und: In weiteren Vernehmungen verstrickte sich die Nachbarin immer mehr in Widersprüche. Die Ermittler durchsuchten ihre Wohnung und stellten ihr Smartphone sicher.

Am Freitag gaben Polizei und Staatsanwaltschaft in einer Mitteilung bekannt: Nach Auswertung sämtlicher neuer Ermittlungsergebnisse sei die Nachbarin in dringenden Tatverdacht geraten, die Seniorin getötet zu haben. Die 45-Jährige wurde am Donnerstag festgenommen, sitzt nun in Untersuchungshaft. Warum sie die 84-Jährige erstach, ist noch unklar. „Das Motiv ist Gegenstand der weiteren Ermittlungen“, erklärte Polizeisprecherin Julia Schindler auf Nachfrage.

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Die 89 Jahre alte Frau wurde nun nach rund drei Monaten aus der geschlossenen Einrichtung entlassen.