Duisburg. Der NRW-Verband Erneuerbare Energien fordert: Duisburg soll die Biotonne zur Pflicht machen. Dabei vertraut der Vorsitzende auf OB Sören Link.

Ist das ein Rohstoff, oder kann das weg? Diese Frage beantworten die allermeisten Duisburger täglich an der Mülltonne, wenn sie Abfälle aus Küche und Garten in den Restmüll werfen statt in die Biotonne. Der Landesverband Erneuerbare Energie (LEE) NRW fordert jetzt eine verpflichtende Biotonne für die Stadt, um das zu ändern.

Verband Erneuerbare Energien: „Duisburg braucht eine Pflicht zur Biotonne“

„Was Duisburg braucht, ist eine Pflicht zur Biotonne“, sagt der LEE-Vorsitzende Reiner Priggen. Sein Argument: Was in die Biotonne gehört, „sind keine Abfälle, sondern Rohstoffe“. Rohstoffe, aus denen Biogas gewonnen werden kann: 17 Prozent des Gases, das in Kraftwerken verbrannt wird, könnte durch Biogas ersetzt werden, rechnet Priggen vor. „Beim Heizen ist es noch mehr.“ Mit entsprechender Entlastung für die Umwelt – und fürs eigene Portemonnaie.

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„Mit dem billigen Gas aus Russland ist es vorbei“, sagt Priggen. Angesichts Ukraine- und Klimakrise „können wir es uns nicht mehr leisten“, Gurkenschalen und Apfelkitsche nicht zu nutzen. „Es ist unanständig, Bioabfälle in der Müllverbrennungsanlage zu verbrennen“, findet der LEE-Vorsitzende. Zumal dort, je nach Feuchte des Mülls, sogar noch Gas eingesetzt werden muss, um ihn abzufackeln – statt Biogas daraus herzustellen, das eine erneuerbare Energie ist wie die aus Sonne, Wind oder Wasser.

In Duisburg kostet die Biotonne extra – Gelbe Tonne und Papiertonne sind kostenlos

Gelbe Tonne und Papiertonne sind in Duisburg kostenlos – für die Biotonne müssen Duisburger extra zahlen.
Gelbe Tonne und Papiertonne sind in Duisburg kostenlos – für die Biotonne müssen Duisburger extra zahlen. © Funke Foto Services | Kerstin Kokoska

Sein Vorschlag: Duisburg solle die Biotonne verpflichtend machen, und die Kosten direkt in die Müllgebühren integrieren. Bisher zahlen die Duisburger für ihre Restmülltonne, und für die Biotonne noch mal extra – während Papiertonne und Gelbe Tonne kostenlos sind.

Geht es nach dem LEE, sollte es in Duisburg die Biotonne automatisch zur Restmülltonne dazugeben, beides für einen Preis. Teurer müsse das die Duisburger nicht unbedingt zu stehen kommen: „Wenn Sie aus der Biotonne Biogas machen, senkt das die Müllgebühren.“

Bisher allerdings ist in Duisburg der meiste Biomüll für die Tonne. Denn er landet im Restmüll, von wo aus es nur noch in die Müllverbrennungsanlage geht. In der Abfallbilanz der Wirtschaftsbetriebe (WBD) für 2021 heißt es, „hinsichtlich der Sammelmenge“ sei „noch viel Luft nach oben. Die meisten Obst-, Gemüse-, Pflanzen- und Speiserestelanden landen noch im Restmüll.“

Wirtschaftsbetriebe: Die Hälfte des Restmülls in Duisburg ist eigentlich Biomüll

So viel, dass biologische Abfälle laut WBD „annähernd die Hälfte des Duisburger Restmülls“ ausmachen. 130.985,90 Tonnen Restmüll sammelten die WBD im Jahr 2021 ein – annähernd 65.000 Tonnen Biomüll dürften also in der Müllverbrennungsanlage gelandet sein. „Diese Abfälle könnten hochwertig verwertet werden, wenn sie separat erfasst würden“, schreiben die WBD in ihren Informationen zur Biotonne. „Der Müllverbrennung sollten nur die echten Reststoffe zugeführt werden.“

1048,79 Tonnen Biomüll werden in Duisburg jährlich gesammelt – 65.000 Tonnen Biomüll landen in der Restmülltonne. Der Landesverband Erneuerbare Energien kritisiert das als Ressourcenverschwendung.
1048,79 Tonnen Biomüll werden in Duisburg jährlich gesammelt – 65.000 Tonnen Biomüll landen in der Restmülltonne. Der Landesverband Erneuerbare Energien kritisiert das als Ressourcenverschwendung. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Von diesem Ziel ist Duisburg weit entfernt. Den 65.000 Tonnen Biomüll in der Restmülltonne stehen 1048,79 Tonnen Biomüll da gegenüber, wo sie verwertet werden können: in der Biotonne. Das entspricht gerade mal 1,6 Prozent des Biomüllaufkommens. 98,4 Prozent des Duisburger Biomülls werden also vergeudet, weil er nicht getrennt gesammelt wird – 3504 Biotonnen stehen 106.490 Restmülltonnen gegenüber.

Wirtschaftsbetriebe Duisburg: Biotonne nur dank Freiwilligkeit sortenrein genug

Trotzdem sind die Wirtschaftsbetriebe gegen eine verpflichtende Biotonne. Deren freiwillige Nutzung habe zur Folge, dass wenig falscher Müll in die Biotonne geworfen wird – das sei wichtig, weil „Bioabfälle mit einem Störstoffgehalt über drei Prozent abgewiesen werden können“, sagt Sprecher Volker Lange. Außerdem werde auf den Recyclinghöfen viel Grünabfall angeliefert, ein großer Teil davon werde zur Erzeugung erneuerbarer Energien in Biomasseheizkraftwerken genutzt.

Der LEE-Vorsitzende Reiner Priggen widerspricht. Argumente gegen eine verpflichtende Biotonne gebe es nicht, ist er überzeugt: „Das sind alles Ausreden, und die können wir uns nicht mehr leisten.“ Sein Fazit: „Es gibt Kommunen, die machen das sehr schlecht, und dazu gehört Duisburg.“

Dafür, dass in Duisburg bald nicht mehr der meiste Biomüll für die Tonne ist, sieht er mit Blick auf OB Link Hoffnung: „Den Sören kenne ich noch von früher. Der müsste eigentlich dafür zu gewinnen sein.“

>> BIOMÜLL: VORBILD COESFELD GEGEN NEGATIVBEISPIEL DUISBURG

  • 40.000 Tonnen Biomüll sammelt der Kreis Coesfeld pro Jahr ein – bei knapp 220.000 Einwohnern. Damit spart er nach eigenen Angaben pro Jahr rund 5000 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid ein und kann bis zu 1400 Haushalte mit Wärme versorgen.
  • Laut Abfallbilanz der Wirtschaftsbetriebe für das Jahr 2021 wurden in Duisburg, wo mehr als doppelt so viele Menschen leben, nur 1048,79 Tonnen Bioabfall gesammelt. Er wurde zu Biogas und Kompost verarbeitet.