Duisburg. In seiner „Duisburg Trilogie“ hat Fakir Baykurt die Probleme der Türken in der deutschen Arbeitswelt beschrieben. Nun sind die Werke übersetzt.
Der Schriftsteller Fakir Baykurt gehörte zu den intellektuellen Stimmen seiner aus der Türkei stammenden Landsleute in Duisburg. Unter dem Titel „Die Duisburg Trilogie“ sind nun alle drei Romane in deutscher Sprache erhältlich.
Lag das erste Buch „Halbes Brot“ bereits 2011 in der Dialog Edition in einer Übersetzung vor, so präsentierten die beiden Übersetzer Eva Lacour und Heinrich Mau die bisher noch fehlenden zwei Romane jetzt auch in deutscher Sprache. In einer Veranstaltung des Vereins für Literatur wurden sie in der Zentralbibliothek vorgestellt.
Mit „Vater Rhein“ und „Hochöfen“ ist die Trilogie von Fakir Baykurt (1929 – 1999), der die letzten 20 Jahre seines Lebens in Duisburg verbrachte, damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Fakir Baykurt beschreibt auch aus seiner eigenen Lebenswirklichkeit den Alltag der Migranten in ihrer neuen Heimat. Über zehn Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Teils der Trilogie dürfen sich die Leser nicht nur über weiterhin herausragende Literatur, sondern auch über ein wichtiges Stück Duisburger Zeitgeschichte freuen.
Fakir-Baykurt-Trilogie: Verleger musste kurzfristig absagen
Die Übersetzer boten in der gut besuchten Stadtbibliothek einen Einblick in ihr kenntnisreiches Werk. Bibliotheks-Direktor Dr. Jan-Pieter Barbian freute sich über das große Interesse des deutsch-türkischen Publikums, musste dann aber die Absage des erkrankten Tayfun Demir bedauern, der als Verleger der Dialog Edition die lange erwartete Herausgabe der Trilogie maßgeblich auf den Weg gebracht hat.
Für Demir, der sich als langjähriger Mitarbeiter der Stadtbibliothek für die Leseförderung von Migranten große Verdienste erworben hat, sprang seine Stellvertreterin Karin Yesilada ein, die Duisburg als „Zentrum kultureller Heterogenität“ lobte.
Dabei vergaß sie nicht, wortgewaltig kräftige Werbung für ihren multikulturell hoch engagierten Verlag zu machen. Dann waren aber auch die Übersetzer Eva Lacour und Heinrich Mau an der Reihe, aus den frisch übersetzten Texten Fakir Baykurts zu lesen. Wie Mau betonte, sei das Werk des Übersetzers, der hier mit ausgeprägten „Regiolekten“ konfrontiert wurde, nicht einfach gewesen.
Und wie dann Baykurt die Figur des türkischen Stahlwerkers im Hochofenwerk formte, der darf in eine Welt eintauchen, die es vielleicht so nicht mehr gibt, die aber im Rückblick wieder neues Leben erhält. Die Probleme der Migranten in der deutschen Arbeitswelt bleiben das Thema Fakir Baykurts, dessen Buch-Lektüre nur zu empfehlen ist. Viel Beifall.
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Der Schuber mit den drei Büchern ist 1300 Seiten stark und kostet 60 Euro. In der nächsten Veranstaltung der Stadtbibliothek liest am Dienstag, 25. Oktober, 20 Uhr, WDR-Reporterin Anne Gesthuysen aus ihrem Buch „Wir sind doch Schwestern“.
>>Zur Person: Fakir Baykurt
- Fakir Baykurt wurde 1929 im türkischen Akçaköy geboren. Er ging aus der Provinz für sein Studium nach Ankara und nach Amerika. Anschließend arbeitete er in der Türkei an Schulen und war Vorsitzender einer Gewerkschaft und kurzzeitig Berater des türkischen Kultusministeriums.
- 1979 siedelte Baykurt nach Duisburg um, war hier als Schriftsteller und Lehrer tätig. 1999 starb er an Krebs.