Duisburg. Ben aus Duisburg ist ein extremes Frühchen. Geboren wurde er in der 29. Schwangerschaftswoche. Über einen schweren Start und viel Lebenswillen.

980 Gramm – weniger als ein Päckchen Mehl. So viel wiegt Ben aus Duisburg, als er im Juli mit gerade einmal 35 Zentimetern Körperlänge das Licht der Welt erblickt. Der Junge kam bereits in der 29. Schwangerschaftswoche zur Welt. Aufgrund seines Gewichtes unter 1000 Gramm gilt er als extreme Frühgeburt.

Plötzlich ging alles ganz schnell: Jennifer Rachul ist alleine zu Hause in Rheinhausen, als sie Unterleibsschmerzen plagen. Sie nimmt sich vor, einen kühlen Kopf zu bewahren und ruht sich auf der Couch aus. Vielleicht sind die Schmerzen nach einem kurzen Schlaf wieder weg, hofft die 33-Jährige. Doch als sie aufwacht, sind die Schmerzen noch stärker.

[Wo soll das Baby zur Welt kommen? Wir helfen Eltern bei der Suche nach der richtigen Geburtsstation – der große Kreißsaal-Check für Duisburg, Essen, Bochum und andere Städte der Region.]

Mit Blaulicht vom Johanniter-Krankenhaus nach Moers

Die junge Frau ruft ihre Mutter an, die sie zu ihrer Ärztin fahren soll. Vor der Abfahrt will die Schwangere noch schnell unter die Dusche. Dann platzt die Fruchtblase. Mutter und Tochter fahren direkt ins Duisburger Johanniter-Krankenhaus. Von dort bringt sie ein Krankenwagen mit Blaulicht ins Krankenhaus Bethanien in der Nachbarstadt Moers.

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Ebenso wie im Duisburger Helios Klinikum und bei den Sana Kliniken gibt es im Bethanien ein Perinatalzentrum Level 1, das auch Frühgeburten unter 1250 Gramm begleiten darf und der höchsten Versorgungsstufe im Bereich der Früh- und Neugeborenenversorgung entspricht. Denn gerade die allerkleinsten Patienten brauchen oftmals eine besondere medizinische Betreuung.

„Es war schrecklich, ihn an den vielen Schläuchen zu sehen“

Im Kreißsaal geht alles sehr schnell: Die Geburt lässt sich nicht mehr verzögern, für die Gabe der sogenannten Lungenreifungsbehandlung ist keine Zeit mehr. Das geburtshilfliche Team holt Ben auf natürlichem Wege, auf der Frühgeborenenintensivstation wird er anschließend weiterversorgt. Dort bekommt Ben einen zentralen Venenkatheter, eine Magensonde zur Ernährung sowie Medikamente zum Offenhalten der Lunge und solche gegen eine Infektion. Zudem gibt es Atemunterstützung durch eine kleine Sauerstoffmaske. Bei der Geburt misst sein Köpfchen gerade einmal 27 Zentimeter, sein Körper füllt nicht mal den kleinsten Strampler aus.

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Mutter Jennifer erinnert sich noch gut an den Moment, als sie ihr Baby zum ersten Mal im Brutkasten auf der Frühchenintensivstation sieht, angeschlossen an Überwachungsgeräte. „Es war schrecklich, ihn an den vielen Schläuchen zu sehen“, sagt sie. Mit ihr am Bettchen steht auch Vater Malte – so wie viele folgende Tage: Es dauert rund 60 Tage, bis sie Ben mit zurück nach Duisburg nehmen können und der Krankenhausaufenthalt endet.

Zur großen Freude beider Eltern hat sich Ben seither gut entwickelt und ist schon reichlich gewachsen. Die Geschichte um seine Geburt hat noch ein zusätzliches Kapitel. Etwa eine Woche vor seiner Entlassung aus dem Krankenhaus haben sich Jennifer und Malte Rachul in Rheinhausen das Ja-Wort gegeben. Eigentlich hatte die Braut fest damit gerechnet, mit Babybauch vor den Altar zu treten. Doch ihr Sohn hatte andere Pläne: „Ben war neugierig auf die Welt“, sagt Jennifer Rachul.

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>> FRÜHGEBURTEN: BIRTH TROLLEY

  • In den Sana Kliniken in Duisburg ist seit kurzer Zeit bei Frühgeburten ein „Birth Trolley“ im Einsatz. Durch den speziellen Geburtstisch ist es nun möglich, ein Neugeborenes noch maximal zehn Minuten durch die Nabelschnur der Mutter versorgen zu lassen.
  • So gewinnt das Ärzteteam Zeit für die Erstversorgung des Kindes. Bisher wurden Frühchen nach einem Kaiserschnitt sofort abgenabelt, in warme Tücher gewickelt und zur Erstversorgung in einen Nebenraum gebracht.