Duisburg. Ein Duisburger (31) soll im Kantpark eine Frau überfallen haben. Doch statt der dringend gesuchten Zeugin erschien deren Schwester.
Im Verfahren wegen versuchten besonders schweren Raubes gegen einen 31-jährigen Duisburger (wir berichteten) machte sich am zweiten Verhandlungstag kurzzeitig Erleichterung breit: Bei Aufruf erschien tatsächlich die am ersten Verhandlungstag unentschuldigt fern gebliebene Zeugin. Doch innerhalb weniger Minuten wurde klar, dass die Frau, die auf dem Zeugenstuhl Platz nahm, zwar die geladene Person war, nicht aber die, von der sich das Gericht Aufklärung erhoffte.
Der Angeklagte soll am Abend des 13. Februar 2021 im Kantpark Geld von einer Frau gefordert haben. Eine Forderung, die er mit einem Messer unterstrichen haben soll. Vor allem, weil der Angeklagte für eine solche Tat zu betrunken war, soll die Tat allerdings im Versuchsstadium stecken geblieben sein: Die Frau konnte mühelos flüchten.
Zeugin: „Ich glaube, sie suchen meine Schwester“
Der 31-jährige Neudorfer bestreitet das. Er will die angebliche Geschädigte aus dem Drogenmilieu kennen. Als er sie am Tattag mit zwei Männern Drogen konsumieren sah, sei sie auf ihn zugerannt und habe ihn geschubst. Da er nicht wusste, was noch geschehen würde, habe er vorsichtshalbe sein Messer gezogen. Die Frau sei dann ein zweites Mal auf ihn los gegangen, habe etwas von „sexueller Belästigung“ gerufen. Er sei einigermaßen verwundert gewesen, dass die Polizei ihm kurz darauf einen Raub zur Last legte.
Die wichtigste Zeugin war ihrer Ladung zum Auftakt des Verfahrens nicht nachgekommen. Die Polizei konnte sie jedoch unter ihrer – vermeintlichen – Adresse antreffen und am zweiten Verhandlungstag vorführen. Schon rein äußerlich wirkte die Zeugin allerdings schon nicht wie jemand, der in der Drogenszene Zuhause ist. „Ich glaube, sie suchen meine Schwester“, so die Erklärung der Frau.
Prozess steht nun wegen Terminschwierigkeiten auf der Kippe
Die habe ihr vor einem guten halben Jahr Ausweispapiere und Krankenkassenkarte gestohlen, so die falsche Zeugin. „Seitdem habe ich keinen Kontakt mehr zu ihr. Dafür kriege ich aber ständig Post vom Gericht.“ Eigentlich habe sie ihren Anwalt damit beauftragt, den Irrtum aufzuklären. Aber das habe dann ja wohl nicht überall funktioniert.
Wohl oder übel musste der Prozess vertagt, ein weiterer Termin für Ende September abgesprochen werden. Man darf gespannt sein, ob das Gericht die echte Zeugin bis dahin ausfindig machen und vorladen kann. Und ob sie ihrer Vorladung folgt. Falls nicht, muss das Verfahren wohl aufgrund des Fehlens fristgerechter weiterer Termine irgendwann noch einmal von vorne beginnen.