Duisburg. Das Studio-Orchester hat sein Serenadenkonzert wieder in der Abtei Hamborn gespielt. Warum es ein Wiedersehen mit Duisburger Philharmonikern war.

Die Auftritte des Studio-Orchesters gehören zur festen Tradition der Serenadenkonzerte in der Hamborner Abteikirche. Bei schönem Wetter wird im Kreuzgang unter freiem Himmel musiziert. Diesmal war es aber zu regnerisch, sodass die Serenade in der Kirche gespielt wurde.

Der Schwerpunkt des Programms, das am Samstag auch in der Ruhrorter Kirche St. Maximilian gespielt wurde, liegt diesmal auf französischer Romantik: Charles Gounods „Petite Symphonie“ für Bläser eröffnet den zweistündigen Abend, die Symphonie Nr. 1 C-Dur von Gounods Schüler Georges Bizet beschließt das Programm.

Studio-Orchester: Neun Musiker bei „Petite Symphonie“

Gerade einmal neun Musiker stehen bei der „Petite Symphonie“ auf der Bühne, aber unter dem Dirigat von Peter Wuttke verschmelzen die wenigen Instrumente zu einem runden Klang. Bei solch einer kleinen Besetzung besteht immer die Gefahr, dass einzelne Instrumente schnell herausstechen oder Fehler deutlich werden, hier ist dies, aber nicht der Fall.

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Besonders schön gelingt das Flötensolo des zweiten Satzes, das hier sogar noch ein bisschen stärker in den Vordergrund hätte rücken dürfen. Trotz kleinem Instrumentarium erkennt man oft Gounods großen sinfonischen Gedanken, der nahe legen würde, dieses Stück auch mal für ein großes Orchester zu bearbeiten.

Konzert für zwei Hörner und Orchester

Zwischen den beiden französischen Werken erklingt ein Konzert für zwei Hörner und Orchester, bei dem sich die Forschung unklar ist, ob es nun von Antonio Rossetti, Joseph Haydn oder seinem Bruder Michael stammt. Melodie und Harmonien atmen aber eindeutig den Geist der Wiener Klassik und das Stück korrespondiert gut mit der Symphonie von Gounod, denn in dessen Scherzo spielten Hörner mit ihren typischen Jagdklängen ebenfalls die führende Rolle.

Das Dirigentenpult übernimmt nun Francesco Savignano, den man sonst als Kontrabassist der Duisburger Philharmoniker kennt. Savignano dirigiert mit klarer Zeichengebung. Er weiß genau, wann er einfach nur den Takt schlagen und wann er das Orchester anfeuern muss. In seinem Dirigat hat er immer die großen Abläufe und den gut ausbalancierten Orchesterklang im Blick. Das Konzert für zwei Hörner wird von David Barreda Tena und Juan Guzmán Eseteban musiziert, die beide ebenfalls Mitglieder der Duisburger Philharmoniker sind. Beide Hornisten spielen mit großem und vollem Ton und jagen geläufig durch die virtuosen Tongirlanden. Gelegentlich wird aber auch deutlich, wie heikel die genaue Intonation selbst für erfahrene Hornprofis ist.

Orchester spielt selbstbewusst auf

Savignano lässt die beiden Hörner vom Studio-Orchester sanft begleiten. Wenn die beiden Solisten schweigen, kann das Orchester aber selbstbewusst aufspielen. In der Symphonie Nr. 1 von Georges Bizet wird das Klangvolumen noch mehr gesteigert, denn nun spielt das Studio-Orchester in ganz großer Besetzung. Aufgrund von den langen Nachhallzeiten in der Abteikirche verschwimmen die Tutti-Passagen etwas, während die kammermusikalischen Abschnitte fein gearbeitet sind, und umso besser zu Geltung kommen.

Wenn man bedenkt, dass das Studio-Orchester kein Profi-, sondern Liebhaber-Ensemble ist, kann man besonders vor den Bläsern, die ihre Soli mit viel Ausdruck und Feingefühl spielen, nur den Hut ziehen. Das finale Allegro vivace wird von den Streichern, trotz virtuosen Anforderungen, mit beschwingter Leichtigkeit gespielt, die vom ganzen Orchester übernommen wird. Das Publikum im voll besetzten Mittelschiff der Abteikirche spendet herzlichen Beifall, das Orchester bedankt sich mit einer delikaten Miniatur, dem Adagietto von Bizet aus der „L´ Arlésienne-Suite“.

>> NÄCHSTEN KONZERTE DES ORCHESTERS

  • Das Studio-Orchester wurde 1970 aus Enthusiasten mit und ohne Musikstudium gegründet.
  • Das berühmteste ehemalige Mitglied ist Bassbariton Albert Dohmen, der in diesem Jahr den Hagen in „Götterdämmerung“ bei den Bayreuther Festspielen sang und im Studio-Orchester Oboe spielte.
  • Die nächsten Konzerte des Orchesters sind für März 2023 geplant. Dann steht unter anderem Elgar Cello-Konzert auf dem Programm.