Duisburg. Das Studio-Orchester konnte sein Serenadenkonzert wieder in der Abtei Hamborn spielen: diesmal sogar im Freien, erneut mit Begeisterung.
Die Auftritte des Studio-Orchesters gehören in jedem Jahr zum festen Programm der Serenadenkonzerte in der Hamborner Abtei. Im vergangenen Jahr war das Konzert coronabedingt in die Walsumer Stadthalle verlegt worden, nun konnte es am Freitagabend aber am traditionellen Ort stattfinden. Aufgrund der sommerlichen Temperaturen spielten die Musiker sogar unter freiem Himmel im ausverkauften Kreuzgang der Abteikirche.
Wenn sich die Damen und Herren des Studio-Orchesters vor den romanischen Rundbögen des Kreuzgangs und unter den Bäumen im Scheinwerferlicht positionieren, ist das ein geradezu malerisches Bild. Das musikalische Programm beginnt aber eher sachlich mit der „Kleinen Dreigroschenmusik“ für Blasorchester von Kurt Weill. Mit dem nötigen Biss erschallt die Ouvertüre durch den Kreuzgang, wobei Trompeten und Posaunen immer wieder kleine Soli einstreuen.
Studio-Orchester spielt mit wehmütiger Opulenz warme Melodiebögen
Dirigentin Cecilia Castagneto koordiniert das Zusammenspiel der einzelnen Bläsergruppen und Soli gut und schlägt swingende Tempi. In „Pollys Lied“ kommt sogar kurz idyllische Stimmung auf, wenn sich das wunderschöne Flötensolo über den zarten Holzbläserakkorden aufschwingt. Im Kanonensong hüpfen die Rhythmen hingegen beschwingt umher. Das Schlagzeug treibt die Musik voran und sorgt zudem für dynamische Steigerungen.
Mit der „Simple Symphony“ von Benjamin Britten, die für ein reines Streichorchester geschrieben wurde, folgt eine ganz andere Klangwelt. Die Ecksätze mit ihrer Vielzahl an mehrstimmigen Momenten werden vom Orchester unter Castagnetos Leitung sehr durchsichtig musiziert.
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Originell ist der Satz „Playfull Pizzicato“, in welchem die Streicher ihre Saiten zupfen müssen. Problematisch ist aber, dass es hier viele Vorläufer und Nachzügler gibt, was dazu führt, dass die Pizzicati nicht synchron erklingen, sondern zu einem unsauberen Flackern werden. Ganz anders hingegen wirkt die „Sentimental Saraband“: Mit wehmütiger Opulenz spielt das Orchester warme Melodiebögen.
Kontrabassist Francesco Savignano zeigt sich als durchsetzungsfähiger Solist
Zum Abschluss des 80-minütigen Abends erklingt ein Werk des italienischen Komponisten Nino Rota, der vor allem durch seine Filmmusiken für Frederico Fellini berühmt geworden ist: Sein Divertimento Concertante für Kontrabass und Orchester ist ein eingängiges Werk, bei dem sich der Zuhörer oft an italienische Landschaften, gemütliche Städtchen und Volksfeste erinnert fühlt. Blas- und Streichorchester vereinigen sich nun zu einem großen Klangkörper.
Kontrabassist Francesco Savignano, der Mitglied der Duisburger Philharmoniker ist, spielt den Solo-Part: Eigentlich ist sein Instrument ein Tieftöner, doch wie es sich für einen Solisten gehört, darf sich der Bass hier in den hohen Lagen beweisen. Das klingt nicht so strahlend wie eine Violine, stattdessen schnurrt das Instrument aber samtweich. Obwohl der Solo-Bass gegen ein großes Orchester eigentlich einen schweren Stand hat, spielt Savignano mit großer Präsenz und zeigt sich als durchsetzungsfähiger Solist. In den Kadenzen kann er zudem seine Virtuosität unter Beweis stellen.
Das Publikum im Kreuzgang dankt dem Studio-Orchester, der Dirigentin und dem Solisten mit viel Beifall für dieses originelle Konzertprogramm, das mit viel Begeisterung dargeboten wurde.
>> STUDIO-ORCHESTER AM 11. SEPTEMBER IN RUHRORT
• Das Studio-Orchester gastiert mit dem gleichen Programm am 11. September um 18 Uhr in der Kirche St. Maximilian in Duisburg-Ruhrort.
• Das Studio-Orchester ist ein Ensemble aus Hobby-Musikern mit und ohne Musikstudium und existiert bereits seit 1970.
• Zwei Konzertprogramme werden in jedem Jahr erarbeitet. Beim nächsten Konzert am 22. Mai 2022 soll das Violinen-Konzert und die Schottische Sinfonie von Felix Mendelssohn-Bartholdy erklingen.